Witten. Ärgerlich: In Witten gibt es derzeit keine offizielle Übungs- und Prüfstrecke für Motorrad-Fahrprüfungen. Jetzt scheint eine Lösung in Sicht.
Eine Entscheidung, die zu viel Ärger führte: Anfang Oktober 2019 hatte die Stadt dem Fahrlehrerverband Westfalen, Unterbezirk Witten, eine Ausnahmegenehmigung für Motorrad-Fahrübungen und -prüfungen im unteren Teil der Straße Wittener Bruch erteilt. Anwohner protestierten. Am 18. März nahm die Stadt die Ausnahmegenehmigung zurück. Seither gibt es in Witten keine offizielle Prüfstrecke für Motorrad-Fahrprüfungen mehr. Jetzt scheint eine Lösung in Sicht: Möbelhaus-Unternehmer Rolf Ostermann bietet den Fahrschulen eine solche Strecke an - die Straße hinter seinem Küchen-Centrum in Annen.
Den Wittener Fahrlehrer Friedrich Zanke erreichte am Dienstag (9.6.) die gute Nachricht im Nordsee-Urlaub. „Ich finde dieses Angebot sensationell gut. Wir suchen ja schon seit Ewigkeiten eine solche Strecke in der Stadt", so Zanke, stellvertretender Unterbezirksleiter in Witten im Fahrlehrerverband Westfalen, zu unserer Redaktion. Ein Privatgelände der Thelen-Gruppe in der Siemensstraße, wo das Motorrad-Fahrtraining früher stattfand, stand nicht mehr zur Verfügung. So kam es im Oktober vergangenen Jahres zur Ausnahmegenehmigung für den Wittener Bruch.
Beschwerde der WBG beim Kreis zeigte Wirkung
Im unteren Bereich der Tempo-30-Straße in Annen durften Motorrad-Fahrschüler nun bis zu 50 km/h schnell fahren. Für Anlieger Ralf Töllner und weitere Anwohner des Wittener Bruchs ein Unding. Sie fürchteten um die Sicherheit von Fußgängern und spielenden Kindern, ärgerten sich über neue, beidseitige Parkverbote an ihrer Straße und wandten sich an die Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG). Hans-Peter Müller, als sachkundiger Bürger für die WBG im Verkehrsausschuss, nahm sich mit dem WBG-Vorsitzenden und Fahrlehrer im Ruhestand, Siegmut Brömmelsiek, der Sache an.
Müller, vor seiner Pensionierung Leiter des Verkehrskommissariates beim Polizeipräsidium Bochum, konnte in einer Beschwerde, die er an den Kreis schickte, nachweisen, dass die Ausnahmegenehmigung der Stadt für den Wittener Bruch nicht rechtmäßig war. Unter anderem hätte das Bochumer Verkehrskommissariat und auch der Wittener Verkehrsausschuss an dieser Entscheidung beteiligt werden müssen, sagte Müller unserer Redaktion. Außerdem sei der Wittener Bruch als Übungs- und Prüfstrecke für noch ungeübte Motorradfahrer nicht geeignet, weil dort viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs seien. Die Stadt kassierte ihre eigene Ausnahmegenehmigung am 18. März. Mit bis zu Tempo 30 dürfen Fahrschulen im Wittener Bruch weiterhin mit ihren Schülern üben.
Fahrlehrerin machte sich selbst auf die Suche, wurde aber nicht fündig
Seit Mitte März gab es damit jedoch keine offizielle Prüf- und Übungsstrecke für Motorradfahrer in Witten mehr. Detlev Schwarze, als Teamleiter Fahrerlaubnis beim TÜV Nord auch für Witten zuständig, betonte, dass er in seinem Zuständigkeitsbereich keine andere Stadt kenne, in der es derartige Probleme wegen einer Übungs- und Prüfstrecke gebe. Das Thema beschäftige Wittens Fahrschulen ja schon seit Jahren. Was auch Fahrlehrerin Kornelia Richter bestätigt. Die Leiterin des Unterbezirks Witten im Fahrlehrerverband Westfalen hatte sich in der Vergangenheit gemeinsam mit dem Leiter der Verkehrsabteilung des Ordnungsamtes auch selbst viele Stellen in der Stadt angesehen, „aber keine geeignete gefunden".
Dem WBG-Vorsitzenden Siegmut Brömmelsiek zauberte das Angebot von Unternehmer Rolf Ostermann, hierfür sein Gelände zu nutzen, am Dienstag ein Lächeln auf das Gesicht. Er hat sich die Straße auf dem Ostermann-Gelände an der Fredi- Ostermann-Straße bereits angesehen. Brömmelsieks Urteil als Fahrlehrer: „Das ist eine Straße, um die man uns in anderen Städten beneiden wird."
>>>WBG-Vorsitzender weist auch auf Kirmesplatz hin
In Witten gibt es 16 inhabergeführte Fahrschulen. Der WBG-Vorsitzende Siegmut Brömmelsiek hält auch immer noch den ehemaligen Zirkusplatz an der Dortmunder Straße - neben dem Betriebsamt - für eine geeignete Übungs- und Prüfungsfläche für Motorradfahrer. „Wenn man diese Fläche asphaltieren würde."
Im Verkehrsausschuss im Februar hatte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger jedoch darauf hingewiesen, dass es sich beim ehemaligen Kirmesplatz um städtischen Grund handele, der für eine solche Nutzung nicht zur Verfügung stehe. Auf dem Platz darf geparkt werden.