Witten. In Witten könnte der Kinderbonus sozial schwachen Familien kurzfristig helfen. Wichtiger ist jedoch der OGS-Ausbau, findet die Arbeiterwohlfahrt.

Mit dem am Mittwochabend von der Bundesregierung beschlossenen Kinderbonus von 300 Euro sollen Familien in der Corona-Krise unterstützt werden. Hinzu kommt eine Verdoppelung des Freibetrags für Alleinerziehende. Auch soll in Schulen, Kitas und den Offenen Ganztag (OGS) investiert werden. „Die 300 Euro extra sind klasse. Das dürfte vielen jungen Eltern hier helfen“, sagt Rolf Kappel vom Quartiersmanagement Heven-Ost/Crengeldanz in Witten.

Wichtig ist aus seiner Sicht vor allem, dass der Bonus nicht auf die Grundsicherung angerechnet wird und somit vollständig auch bei denen ankommt, die es am nötigsten brauchen. Besserverdienende müssen die Zusatzzahlung bei der jährlichen Steuererklärung mit dem Kinderfreibetrag berechnen. Auch die Verdopplung des Freibetrags für Alleinerziehende begrüßt Sozialarbeiter Kappel. Allerdings würden davon nur diejenigen profitieren, die überhaupt genug verdienen um eine Steuererklärung abgegeben zu müssen.

Investitionen in OGS und Schulen in Witten nötig

Noch viel wichtiger allerdings seien die angekündigten Investitionen in den Offenen Ganztag und die Sanierung der Schulen. „Denn 300 Euro sind schnell ausgegeben, wenn man Kinder hat“, so Kappel. Der Ausbau der OGS sei hingegen ein langfristig wichtiger Aspekt und strategisch sehr wichtig. So würden etwa an der Crengeldanzschule sehr viele Plätze fehlen. „Und dabei ist Heven-Ost/Crengeldanz das Quartier mit den meisten kleinen Kindern“, so der Sozialarbeiter

Auch Heike Wallis van der Heide von der Awo Ennepe-Ruhr begrüßt den Kinderbonus grundsätzlich: „Das Geld ist gerade für Familien gut eingesetzt.“ Denn einige Eltern seien stark von der Krise betroffen. Sei es durch Kurzarbeit, weil sie ihre Stelle verloren haben oder weil sie wegen der Kinderbetreuung eingeschränkt oder gar nicht arbeiten konnten. Sie verstehe die 300 Euro der Regierung daher als Dankeschön an den Einsatz der Eltern in den vergangenen Wochen.

Awo bezweifelt soziale Fairness des Kinderbonus

Allerdings bezweifelt die Fachfrau, dass tatsächlich alle Familien das Geld auch wirklich benötigen. „Ich tue mich schwer damit, wenn in solchen Programmen alle gleichgezogen werden, egal welches Grundeinkommen eine Familie hat“, so Wallis van der Heide.

Kindertagesstätten und der Offene Ganztag würden hingegen eindeutig die jetzt angekündigte Finanzspritze benötigen. Im Kita-Bereich gibt aus ihrer Sicht vor allem Verbesserungsbedarf, was die Gruppengröße und die Zahl der Erzieher angeht.

„Längst überfällig ist, beim Offenen Ganztag Standards zu schaffen“, so die Awo-Abteilungsleiterin. Etwa was die Größe der Räume, den Betreuungsschlüssel oder die Abläufe angeht. Doch dafür müsse die Grundfinanzierung besser werden, diese sei momentan schwierig. „Derzeit versuchen wir Träger im Low-Budget-Bereich das Bestmögliche zu machen.“

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