Essen. Laut VdK NRW hätte man einkommensschwache Familien unterstützen sollen. Die Grünen kritisieren, an einige Gruppen sei gar nicht gedacht worden.

Am "Gießkannenprinzip" des am Mittwoch von der Bundesregierung beschlossenen Familenbonus gibt es erste Kritik aus NRW. 300 Euro pro Kind sollen Familien im Rahmen des großen Corona-Konjunkturpaketes einmalig mit dem Kindergeld ausgezahlt bekommen – unabhängig von ihrem Einkommen. Der Sozialverband VdK NRW findet das nicht gerecht.

Er hätte es besser gefunden, gezielt einkommensschwache Familien mit einer höheren Zahlung zu unterstützen, sagt Horst Vöge, Vorsitzender des VdK NRW: „Einigen Familien ist es kaum möglich, ihre Kinder für das Homeschooling mit den nötigen technischen Geräten auszustatten. Da drohen Bildungslücken zu entstehen“, so Vöge.

VdK-NRW-Chef: Allen Kindern Homeschooling ermöglichen

"In einem Land, das fast keine Rohstoffe besitzt, ist die Bildung und Ausbildung junger Menschen unser wichtigster Rohstoff", betont der VdK-NRW-Chef. Deshalb sei es umso wichtiger, genug Geld zur Verfügung zu stellen, damit der Unterricht zu Hause für alle Kinder möglich sei.

Insgesamt betrachte er das Konjunkturpaket mit gemischten Gefühlen, sagt der Vöge. Zwar begrüße man grundsätzlich viele der beschlossenen Maßnahmen, es herrsche aber eine große Unsicherheit darüber, wie diese am Ende in der Praxis wirkten. „Dass die Mehrwertsteuer gesenkt wird, finden wir gut. Die Frage ist aber, ob der Einzelhandel die Steuererleichterung dann auch an die Kunden weitergibt.“

Pflegende Angehörige fühlen sich bei den Beschlüssen übergangen

Übergangen fühlt sich dagegen die Interessengemeinschaft „Wir pflegen“ NRW. Die Bonuszahlung für Familien sei zwar zu begrüßen, sagt der Vorsitzende Christian Pälmke. Dass gleichzeitig aber pflegende Angehörige im Konjunkturpaket gar nicht berücksichtigt würden, bezeichnete er als „inakzeptabel“. „Man sieht hier, dass die Regierung verschiedene sorgende Tätigkeiten nicht gleichbehandelt. Wieder einmal fallen pflegende Angehörige durchs Raster", so Pelmke.

Auch Felix Banaszak, Vorsitzender der NRW-Grünen, kritisiert, dass einige Gruppen beim Konjunkturpaket völlig außen vor blieben. Zwar gebe es durchaus einige ökonomisch richtige Maßnahmen im Paket. "Ich frage mich nur, warum offenbar an einige Gruppen gar nicht gedacht wurde: Warum gibt es keinen Krisenzuschlag für das Arbeitslosengeld II? Wieso passiert nichts zur Aufwertung der ‚systemrelevanten‘ Berufe, der Erzieherinnen, der Pflegekräfte? Wieso wird die Chance verpasst, Alleinerziehende gezielt zu unterstützen?“, so Banaszak.