Witten. Wittener Abiturienten müssen wegen der Corona-Krise ihre Abschlussfeiern umplanen. Bekommen sie in diesem Jahr ihre Zeugnisse womöglich per Post?

Langes Kleid, hochhackige Schuhe, Nadelstreifenanzug – nachdem die letzte Prüfung geschrieben wurde, wollen die meisten Wittener Abiturienten nur noch eins: ihren Abschluss gebührend feiern. Doch der Corona-Abiturjahrgang muss voraussichtlich auf einen Abiball im Sommer verzichten. Zumindest soll aber die Zeugnisübergabe in einem feierlichen Rahmen stattfinden. Deshalb hat sich der ein oder andere Schulleiter etwas ganz Besonderes ausgedacht.

Die Abiturienten der Hardenstein-Gesamtschule bekommen ihre Abschlusszeugnisse in diesem Jahr voraussichtlich im Autokino am Kemnader See. Es soll ein buntes Programm geben, das Schulleiter Holger Jahnke in den nächsten Wochen mit den Schülern auf die Beine stellen will. Etwa 400 Autos passen hinein. Für die rund 60 Abiturienten und ihre Familien und Freunde ist also genug Platz. Doch einfach von Auto zu Auto laufen und die Zeugnisse durch das Fenster reichen, das kommt für den Schulleiter nicht in Frage.

Wittener Holzkamp-Gesamtschule feiert Zeugnisübergabe in kleinen Gruppen

"Jeder Abiturient kommt nach vorne auf die Bühne, bekommt sein Zeugnis überreicht und wir machen noch ein schönes Foto", sagt Jahnke. Normalerweise findet die Zeugnisübergabe der Gesamtschüler auf dem Abiball statt. Dafür war der Festsaal in der Hohensyburg im Dortmunder Süden bereits gebucht. Doch dann kam Corona. Bis Ende August sind alle Großveranstaltungen verboten.

Deshalb will aber auch die Holzkamp-Gesamtschule nicht auf eine Abschlussfeier verzichten. Die Schüler sollen ihre Zeugnisse nicht einfach nur per Post bekommen. "Die Zeugnisübergabe ist für die Abiturienten ein bedeutender Tag in ihrem Leben", sagt Schulleiter Michael Günzel. Daher werde man voraussichtlich in der Schule in kleinen Gruppen feiern. "Ein Teil der Schüler erhält seine Zeugnisse. Dann gibt es eine Pause, in der die Räume desinfiziert werden – das ist der Plan." Auch Eltern und Geschwister sollen dabei sein können.

Saalbaugastronomie in Witten möchte Veranstaltungen im Freien ermöglichen

Für den 21. Juni war der Abiball der Holzkamp-Schule im Saalbau geplant. Doch daraus wird vermutlich nichts. Eine große Feier, bei der getanzt und geschunkelt wird – das kann sich auch Farhad Tabrizi derzeit nicht vorstellen. Der Geschäftsführer der Saalbaugastronomie "Mondo Catering" arbeitet jedoch an einem Konzept, das zumindest "ein gemütliches Zusammensitzen" ermöglichen könnte.

Statt im großen Veranstaltungsaal würden die Feiern mit mehreren hundert Personen dann draußen stattfinden, zum Beispiel auf dem Parkplatz. Die Familien, die in der Regel zu einem oder zwei Haushalten gehören, könnten gemeinsam an einem Tisch sitzen. Zelte würden vor Wind und Wetter schützen. Tabrizi: "Ich möchte mich aber vorher beim Ordnungsamt vergewissern, ob eine solche Veranstaltung überhaupt stattfinden kann."

Ruhr- und Schiller-Gymnasium feiern normalerweise im Saalbau in Witten

Ruhr- und Schiller-Gymnasium feiern die Zeugnisübergabe normalerweise gemeinsam im Saalbau in Witten. Doch wie ist es in diesem Jahr? "Wir wissen überhaupt noch nicht, wie die Situation in einigen Wochen aussieht", sagt Dirk Gellesch, Leiter des Ruhr-Gymnasiums. Eine Feier nur mit den Abiturienten der beiden Gymnasien im Saalbau? Eine getrennte Zeugnisübergabe in den Schulen? Oder vielleicht erhalten die Schüler in kleinen Gruppen, dafür aber im Beisein ihrer Eltern, ihre Zeugnisse.

Auf den Abiball müssen sie in jedem Fall verzichten. Dass er in einigen Monaten nachgeholt wird, kann sich der Schulleiter Dirk Gellesch nicht vorstellen. "Wann sollen wir denn feiern? Im September? Oder erst nächstes Jahr?" Viele Schulabgänger seien dann längst weg – zum Beispiel zum Studieren in einer anderen Stadt.

Auch die Abiturienten des Schiller-Gymnasium sollen ihre Zeugnisse nicht einfach nur zugeschickt bekommen, sagt Schulleiterin Janine Bartsch. Zumindest eine persönliche Ansprache hätten die Schüler trotz der Corona-Krise verdient. Ob doch noch gemeinsam mit dem Ruhr-Gymnasium im Saalbau gefeiert werden kann, das hängt vielleicht auch davon ab, ob Geschäftsführer Farhad Tabrizi das "Ok" vom Ordnungsamt bekommt.

Info:

Auch beim Albert-Martmöller-Gymnasium herrscht noch Unsicherheit. Die Abiturienten haben erst am Montag (25.5.) ihre letzte Klausur geschrieben. Die mündlichen Prüfungen stehen noch bevor. In welchem Rahmen die anschließende Zeugnisübergabe stattfindet, dazu kann Schulleiter Johannes Rienäcker derzeit noch nichts sagen.

Das Berufskolleg Witten ist ebenfalls noch in der Planung. "Wir haben einige Ideen", sagt die stellvertretende Schulleiterin Barbara Jung. "Es gibt aber noch nichts Spruchreifes."

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