Witten. Ist es Missgunst oder Konkurrenzkampf? Der Verkaufswagen von „Heikos Crêpesbude“ auf dem Hohenstein in Witten ist frühmorgens demoliert worden.
„Ich stehe seit 22 Jahren mit meinem Crêpes-Wagen auf dem Hohenstein“, sagt Heiko Dressel. „Und noch nie ist eines meiner Fahrzeuge beschädigt worden.“ Doch am frühen Samstagmorgen (23.5.) haben sich Unbekannte seinen weißen Transporter vorgenommen. Sie zerstachen die vier neuen Reifen, schlugen Front- und Seitenscheiben ein. Heiko Dressel glaubt an Missgunst. Denn die Situation für die Imbisshändler, die am Rande des Naherholungsgebiets ihre Waren verkaufen, sei angespannt.
Eine Vermutung, die Heiko Dressel äußert: „Ich befürchte, jemand hat meinen Wagen mit einem Eiswagen verwechselt.“ Tatsächlich erinnert der Fall an die Anschläge auf die Eiswagen von Giovanni Vizzini im Mai 2019 und März 2018. Das in der Stadt beliebte Eisverkäufer-Paar sah sich auch weiteren Anfeindungen gegen sie, etwa durch üble Flugblätter, ausgesetzt. Während die Wagen der Vizzinis Brandstiftung zum Opfer fielen, ist Heiko Dressel noch glimpflich davongekommen.
Es fehlen nur zwei Pakete Capri-Sonne
Laut Polizei sollen Unbekannte am Samstagmorgen zwischen 5 und 9.30 Uhr den Wagen, der auf dem Hohenstein-Parkplatz abgestellt war, demoliert haben. Alle vier Reifen sind zerstochen. Die Seitenscheiben wurden eingeschlagen, die Frontscheibe demoliert. Verwendet wurde offenbar ein „Glasnothammer“. Gestohlen wurden lediglich zwei Pakete des Kindergetränks „Capri-Sonne“, die im Führerhaus lagerten.
Deshalb glaubt Heiko Dressel an einen gezielten Anschlag und nicht an Raub oder Vandalismus. „Man hätte aus dem Verkaufsraum ganz andere Sachen klauen können, etwa den Alkohol, der auf die Crêpes kommt.“ Der 53-Jährige sagt: „Das war ein klares Statement, warum auch immer.“
Demolierter Wagen ist nicht mehr einsatzfähig
Womöglich sei das Fahrzeug verwechselt worden. Den weißen Transporter habe er neu. Das chinesische Fabrikat – ein DFSK Dongfeng - habe er noch nicht bekleben können, es sei also von außen nicht als „Heikos Crêpesbude“ erkennbar gewesen. Er selbst habe ihn am Samstagmorgen um 5 Uhr dort geparkt, dafür das eigentlich dort stehende Crêpes-Mobil nach Duisburg gefahren. Gegen 9 Uhr rief dann ein Bekannter an: „Irgendwas ist falsch mit deinem Wagen. Die Scheiben fehlen.“
Den demolierten Wagen hat er am Sonntag abschleppen lassen, er ist nicht mehr einsatzbereit. Trotzdem lässt sich Heiko Dressel nicht kleinkriegen: „So schnell kriegt man mich nicht vom Hohenstein weg.“ Auf den Parkplatz will er bald den Verkaufsanhänger stellen, den die Wittener vom Weihnachtsmarkt kennen.
Gut dreiviertel des Jahresumsatzes weggebrochen
Für ihn gehe es um die Existenz: Seit 30 Jahren verkauft der gelernte Schreiner die französischen Pfannkuchen. 80 Prozent seines Umsatzes mache er auf Festivals, die wegen der Corona-Krise in diesem Jahr ausfielen. Normalerweise verkauft er Crêpes nur im Frühjahr und Herbst auf dem Hohenstein. „Aber jetzt ist man froh um jeden Euro, den man verdienen kann.“
Teresa Vizzini kann die Situation des Crêpes-Verkäufers gut nachvollziehen. Man kennt sich gut, schließlich versorgt auch ihre Familie seit 1991 das Spielplatzpublikum des Hohensteins mit Süßem. An einen Anschlag auf ihr Unternehmen glaubt sie nicht. „Es sind dort oben einfach schwierige Zeiten für alle. Wir hätten vor den Brandanschlägen auf unsere Wagen auch nie gedacht, wozu Menschen fähig sind.“