Witten. Nichts mehr los auf dem Wittener Hohenstein: Das BloW-Orchester möchte die Parkkonzert-Tradition wieder aufnehmen. Nicht jeden begeistert das.
Noch immer ist der Hohenstein ein beliebtes Wittener Naherholungsziel – aber längst reicht das Angebot dort nicht mehr an das heran, was früher zwischen Parkhaus, Bergerdenkmal und Wildgehege geboten wurde. „Den Hohenstein haben wir ein bisschen verloren. Wir sollten ihn wiedererwecken“, findet Andreas Schremb, Vorstand von BloW (Blasorchester Witten), und schlägt eine Neuauflage der Konzerttradition vor. Der Besitzer von Haus Hohenstein hat allerdings wenig Interesse daran, den Park zu bespielen.
Unser Bericht über die Kapelle Rosendahl hat viele Wittener an die 100-jährige Konzerttradition erinnert. Immer an Pfingstsonntag spielte das Orchester in dem Pavillon vor Haus Hohenstein klassische Unterhaltungsmusik, gesponsert von der Sparkasse Witten. Zwei der jüngsten Mitglieder waren in den 1990er Jahren Posaunist Andreas Schremb und Klarinettist Burkhard Blömeke. Heute bilden sie den Vorstand des Blasorchesters BloW. Dessen Mitglieder sind „gerne bereit, eine in früheren Jahren auch über Wittens Grenzen weithin bekannte Tradition zu erneuern. Hierzu braucht es aus unserer Sicht nur etwas Mut und die Unterstützung der Öffentlichkeit“, sagt Schremb. „Immer wird in Witten gejammert, dass hier so wenig los ist“, sagt er. „BloW könnte ein Mosaikstein dazu sein, den Hohenstein wieder zu beleben.“
Restaurantbesitzer möchte sich nicht beteiligen
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2014 hat BloW schon einmal auf der Terrasse von Haus Hohenstein musiziert, zusammen mit einem Orchester aus der Partnerstadt Beauvais. Das Konzert gefiel, „es war so wie früher“, sagt Schremb. An eine Fortsetzung sei gedacht worden, der Gastronom habe aber wohl „keinen Kopf dafür gehabt“.
Ajit Grewal, Besitzer des Hotels Haus Hohenstein, findet es „prinzipiell toll“, wenn die Parkkonzerte wieder stattfinden würden. Auf seine Hilfe, so klingt es durch, könne man aber wenig zählen. Zu enttäuscht sei er, wie wenig die Stadt bislang seine Bemühungen unterstützt habe, dem Hohenstein zu altem Glanz zu verhelfen. „Als ich vor elf Jahren das Haus gekauft habe, sind mir ganz andere Dinge versprochen worden.“
Fliegende Händler profitieren von Veranstaltungen
Knackpunkt ist, dass von den Veranstaltungen nur die „fliegenden Händler“ profitieren, in seine Gastronomie kämen keine Kunden. Sprich: Nach dem Martinszug oder der Ostereiersuche, die Grewal veranstaltet hatte, holten sich die Wittener Eis, Crêpes oder Kaffee an den Verkaufswagen, die immer am Parkplatz stehen. „Zu uns kommen die Leute nur, um die Toilette zu benutzen.“ Entsprechend verärgert sei er über Groß-Aktionen des Stadtmarketings wie die Rodelwochen, die tausende Besucher anziehen. „Darüber wurden wir nicht informiert.“
Eis- und Bratwurstwagen müssten auf dem Hohenstein keine Standgebühren zahlen. „Warum sollte ich etwas sponsern, was nur anderen etwas bringt“, sagt Grewal. Weil die Stadt auf seine Vorschläge – Standgebühren erheben oder Standgenehmigung entziehen – nicht reagiert habe, habe er seinen Schwerpunkt verschoben: Haus Hohenstein öffne nicht länger primär für die Besucher des Naherholungsgebiets. Grewal lebt von Hotelgästen, Tagungen und Hochzeiten. Warmes Essen gibt es nur noch abends, Kaffee und Kuchen im Sommer ab 14, im Winter ab 16 Uhr.
Stadtmarketing-Chefin kündigt „charmante Veranstaltung“ an
Stadtmarketing-Chefin Silvia Nolte hatte im Sommer angekündigt, die öffentlichen Plätze in Witten stärker bespielen zu wollen. Ausdrücklich nannte sie dabei den Hohenstein und kündigte für das Jahr 2020 „eine charmante Open-Air-Veranstaltung musikalischer Art“ an. Wie diese aussehen könnte, dazu nennt sie keine Details. Eine Kooperation mit dem BloW-Orchester sei für das Stadtmarketing gesetzt. Aber wo genau, stehe noch nicht fest. Gegen den Hohenstein könnten Lärmschutzgründe sprechen. Man müsse noch überprüfen, „welche Veranstaltungen erlaubt sind und welche nicht“.
Orchestermensch Andreas Schremb möchte solche zögerlichen Töne gar nicht hören. „Erstens haben 100 Jahre lang Konzerte dort oben stattgefunden, dann kann man nicht Lärmschutz anführen. Und zweitens geht es uns vor allem darum, als Wittener etwas für Witten zu bewegen. Das ist eine Chance für unsere Stadt.“