Witten. Witten hat noch keinen Corona-Hotspot. Auch die Flüchtlingsunterkunft an der Brauckstraße ist noch nicht betroffen. Was hat sich dort geändert?

Nach über 140 Infizierten in einer Flüchtlingsunterkunft in St. Augustin hat die Stadt die Situation in Witten abgeklopft. Fazit: Es gibt bislang keine Corona-Fälle in der Unterkunft an der Brauckstraße. Dort sind etwa 80 Geflüchtete auf relativ engem Raum untergebracht.

St. Augustin bei Bonn gilt als die sechste Masseninfektion in einer Sammelunterkunft. Die Heime gelten als besondere Hotspots, weil dort viele Menschen nah beieinander leben. In Witten konnten die meisten Flüchtlinge in eigenen Wohnungen untergebracht werden, wo sie leichter Abstand halten können. Trotzdem stellt die Corona-Krise die beteiligten Ämter vor neue Herausforderungen. Eine Frage etwa laute, wie man die Menschen informiert, die nur wenig oder kein Deutsch sprechen, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. „Von Anfang an haben die Mitarbeiter in Gesprächen vor Ort, aber auch mit Aushängen in verschiedenen Sprachen, in leichter Sprache sowie mit Piktogrammen versucht aufzuklären.“

Eigene Duschen und Toiletten für Bewohner an der Brauckstraße in Witten

Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, dürfen die sanitären Gemeinschaftsanlagen an der Brauckstraße nicht mehr von allen genutzt werden. Jeder Bewohner hat laut Behörde nun eine eigene Dusche und Toilette. Die Küchen werden in einer Art Schichtbetrieb genutzt. Mehrere Wohnungen werden nun für den Notfall freigehalten.

Um den Bewohnern Behördengänge zu ersparen – etwa wegen einer Aufenthaltserlaubnis, Arbeitsgenehmigung oder finanzieller Leistungen – wurde mit Unterstützung von Sozialarbeitern möglichst viel telefonisch oder per Mail erledigt. Schwierig stellt sich die Situation der 21 Kinder und Jugendlichen an der Brauckstraße dar. Sie können nicht mehr oder nur noch eingeschränkt in die Kita oder die Schule. Ihnen wurden zusätzliche Spielsachen zur Verfügung gestellt.

Kinder aus Sammelunterkunft in Witten tun sich mit Schulaufgaben schwer

Für die Schulkinder sei es schwierig, die Arbeitsblätter von ihren Schulen kontinuierlich zu bearbeiten, so die Stadt. „Sie tun sich teils schwer, die Aufgaben zu verstehen“, erklärt Sprecher Jörg Schäfer. Meistens könnten die Eltern nicht helfen und gerade den jüngeren Schulkindern fehle noch die nötige Lernkompetenz. „Hier haben es die Sozialarbeiter vor Ort übernommen, einerseits an die Aufgaben zu erinnern und andererseits auch ältere Geschwister zu motivieren, den jüngeren zu helfen.“

Insgesamt gingen aber alle mit der schwierigen Situation sehr gut um, dank des großen Engagement der beteiligten Mitarbeiter und der großen Einsicht der Bewohner. Einige Frauen hätten sogar Alltagsmasken für die ganze Unterkunft genäht. Schäfer: „Deshalb sind wir zuversichtlich, eine Infektion auch in Zukunft vermeiden zu können.“

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