Witten. Baden in der Nordsee oder wandern in den Bergen? Deutschland ist als Reiseziel gefragter denn je. Doch die Reisebüros machen damit keinen Gewinn.

Irgendwo auf der Sonneninsel Mallorca an einer Strandbar sitzen und einen leckeren Cocktail schlürfen. Im Corona-Jahr 2020 klingt das fast wie ein Traum. Denn wegen des Virus werden in Witten derzeit immer noch mehr Reisen storniert als gebucht. Bis Mitte Juni hebt kein Urlaubsflieger ab. Aber was passiert danach? Ist ein Urlaub in Spanien dann wieder möglich?

Im Reisebüro Mooren in Herbede sind die Kunden jedenfalls noch "sehr verhalten", wie Inhaberin Klaudia Wesner ernüchtert feststellt. Derzeit werden Buchungen nicht mal angefragt – weder für Pfingsten noch für die Sommerferien. Derzeit gibt es keine Anfragen für Buchungen – weder für Pfingsten, noch für die Sommerferien. "Ich befürchte, dass vielen die Situation noch zu unklar ist", sagt die 59-Jährige. Die Vorschriften seien oft sehr unterschiedlich – selbst innerhalb Deutschlands. Denn jedes Bundesland entscheidet selbst, wie es die Urlaubs-Frage in Zeiten von Corona regelt.

Reisebüros in Witten stehen vor schwierigen Zeiten

Auch vor dem Reisebüro Storchmann steht niemand Schlange. "Kunden, die in diesen Tagen anrufen, wollen sich in den meisten Fällen über Umbuchungs- oder Stornierungsoptionen informieren", sagt Mitarbeiterin Cornelia Sommersdorf. Das sei zwar verständlich, stelle aber auch die Reisebüros vor schwierige Zeiten. "Wir machen derzeit keinen Umsatz", sagt Sommersdorf. Die Kunden warten in der Regel, bis der Veranstalter ihnen eine kostenlose Umbuchung oder Stornierung anbietet. Eine Provision erhalten die Reisebüros in diesem Fall nicht.

Bei TTA Reisen an der Hauptstraße sieht die Situation ähnlich aus. "Es ist sehr widersprüchlich im Moment", sagt Geschäftsführer Timur Güen. Diejenigen, die bereits eine Reise gebucht haben, würden versuchen, so schnell wie möglich aus der Sachen rauszukommen. Alle anderen würden am liebsten morgen in den Flieger steigen. "Viele, die jedes Jahr im Juli nach Mallorca fliegen, möchten auch in diesem Jahr nicht darauf verzichten", sagt Güen. Doch er bucht vorerst keine Flugreisen für seine Kunden. Denn ob es Mitte Juni wirklich weitergeht, ist noch ungewiss. Güen: "Nachher laufen wieder alle ihren Geldern hinterher, das möchte ich vermeiden."

Urlaube in Deutschland werden nicht über das Reisebüro gebucht

Viele Wittener wollen wegen all der Unsicherheit auch gar nicht fliegen. Klaudia Wesner vom Reisebüro Mooren geht daher davon aus, dass mehr Urlauber im Sommer innerhalb Deutschlands verreisen. Ferienwohnungen und Hotels im Heimatland würden allerdings selten über einen Reiseveranstalter, sondern meist privat im Internet gebucht. Wesner: "Private Angebote können wir nicht nicht vermitteln."

Doch die Kapazitäten sind auch in Deutschland begrenzt. Die Hotels an der Küste in Schleswig-Holstein dürfen zum Beispiel nur maximal die Hälfte der Betten vergeben. Und ohnehin könne sich nicht jeder einen Sommerurlaub in Deutschland leisten, sagt Timur Güen vom Reisebüro TTA Reisen. Teure Hotels, die Kurtaxe – ein Pauschalurlaub auf Mallorca sei oft billiger als ein paar Tage an der Nord- oder Ostsee. "Mallorca lässt nur derzeit noch niemanden rein, das ist das Problem." Der Geschäftsführer rät seinen Kunden daher, geduldig zu sein – und vielleicht schon mal den Sommerurlaub für 2021 zu planen.

Info:

Die weltweite Corona-Reisewarnung gilt noch bis zum 14. Juni. Danach müssen Touristen, sofern die Reisewarnung nicht verlängert wird, mit Gebühren rechnen, wenn sie ihren Pauschalurlaub stornieren möchten. In einigen Fällen bieten Reiseveranstalter aber auch über den 14. Juni hinaus eine kostenlose Stornierung oder Umbuchung an.

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