Witten. Über 100 Wittener sind von der Thomas-Cook-Pleite betroffen. Ein örtlicher Anbieter kritisiert deutlich die Informationspolitik des Konzerns.

Auch am Tag eins nach der Thomas-Cook-Pleite herrscht bei den örtlichen Reisebüros oftmals Ratlosigkeit. Immer noch ist unklar, wie mit bereits gebuchten Reisen des Konzerns und seiner Töchter zu verfahren ist. Die wohl am häufigsten gestellte Frage an diesem Dienstag (24.9.) lautete: Können wir die Reise noch antreten oder nicht?

Timur Güen, Geschäftsführer des Reisebüros TTA-Reisen an der Hauptstraße, ist enttäuscht. Er sitzt im Beirat von Öger-Tours, das zu Thomas Cook gehört. Trotzdem bekommt er keine Informationen. „Ich habe mehr von dem Unternehmen erwartet. Dass gar nichts von Thomas Cook kommt, kann nicht sein. Ich bin sauer über die Intransparenz“, sagt er.

Wittener Reiseveranstalter beklagt einen Imageverlust

Besonders ärgert er sich über das plötzliche Aus. Letzte Woche sei noch erzählt worden, „dass es gut für den Reiseveranstalter aussieht. Und jetzt ist er pleite“, sagt Güen. Nicht nur die Kunden seien betroffen. Auch sein Laden habe dadurch einen Imageverlust erlitten. Im Übrigen sei Thomas Cook in Deutschland profitabel. Wegen der Krise des englischen Mutterkonzerns dürfe dieser Unternehmensteil nicht zugemacht werden.

So spärlich die Informationen weiterhin sind, eines zeichnete sich schon am Dienstag ab. Weit über 100 Wittener Urlauber könnten von der Pleite betroffen sein. „Ungefähr 30 Personen haben bei uns eine Reise von Thomas Cook gebucht“, sagt Annette Marre vom Wittener Reisebüro Gerd Wedhorn. Bei TTA-Reisen bangen noch mehr Kunden um ihren Urlaub.

15 Kunden von TTA-Reisen in Witten hatten schon eingecheckt

„Bis 2020 stehen noch 61 Reisen aus, bei denen wir nicht wissen, ob unsere Kunden reisen können“, sagt Timur Güen. „Auf Malle werden Kunden von mir dazu genötigt, zu zahlen. Sonst werden sie aus dem Hotel geschmissen.“ 15 Wittener, erzählt er, hatten schon zu ihrem Flug eingecheckt. Während sie im Terminal darauf warteten, in ihren Flieger in Richtung Türkei einzusteigen, kam die plötzliche Nachricht: Sie durften nicht mitfliegen, weil Thomas Cook die Flüge nicht gezahlt hat.

Das TUI-Reisecenter kann eigenen Angaben zufolge keine genauen Zahlen nennen. Das DER-Reisebüro und das Thomas-Cook-Reisebüro geben keine Auskunft. Zählt man diese „Dunkelziffer“ und die online gebuchten Reisen hinzu, dürfte die Zahl der betroffenen Kunden in Witten noch deutlich höher liegen.