Witten. Viele Wittener Wirte plagen wegen der Corona-Krise massive Existenzängste. Könnte ihnen da mehr Platz in der Außengastronomie ein wenig helfen?

Endlich gibt es wieder ein Bierchen auf dem Rathausplatz. Justyna Kaczybura, Chefin im Casa Cuba, hat ein paar Tische rausgestellt. Nicht so viele wie sonst - wegen der Abstandsregeln. Gerne würde sie ihre Außengastronomie in den Sommermonaten ein wenig vergrößern. Vielleicht klappt es ja: Die Verwaltung prüft gerade, ob eine rasche Erweiterung der bereits genehmigten Außenflächen auf städtischem Gebiet möglich ist.

Justyna Kaczybura, Inhaberin des Casa Cuba, serviert Yigit und Andrea Bozdurgut im bereits minimal erweiterten Außenbereich auf dem Rathausplatz in Witten ein Bierchen.
Justyna Kaczybura, Inhaberin des Casa Cuba, serviert Yigit und Andrea Bozdurgut im bereits minimal erweiterten Außenbereich auf dem Rathausplatz in Witten ein Bierchen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Den Antrag dazu hatte die CDU gestellt und seine „Dringlichkeit“ fand bei den Mitgliedern des Ausschusses für Arbeit, Wirtschaft, Standortmarketing und Feuerschutz deutliche Zustimmung. Schließlich gehe es darum, so Ratsmitglied Lars König, Betriebe vor Ort, die in der Corona-Krise um ihre Existenz kämpfen, zeitnah zu unterstützen.

Stadt Witten: Wir nehmen die Situation der Gastronomen sehr ernst

Ohne Diskussionen sei der Antrag angenommen worden, bestätigt Anja Reinken, Leiterin des Amtes für Bodenmanagement und Wirtschaftsförderung. „Damit setzen wir ein Zeichen, dass wir ernst nehmen, dass es den Gastronomen nicht gut geht.“ Einen kurzen Draht zur Verwaltung solle es dabei geben, so die Aussichten. Doch haben Restaurants, Kaffees und Kneipen auch Interesse und entsprechende Möglichkeiten?

Die Casa-Cuba-Chefin, die seit Donnerstag (14.5.) wieder für ihre Gäste da ist, hatte unabhängig von der neuen Entwicklung bereits eine kleine Vergrößerung beantragt. Und sie sei genehmigt worden. Der Abstand an Markttagen für den Rettungsweg der Feuerwehr sei gewährleistet. Doch Justyna Kaczybura hätte nichts dagegen, wenn sie noch weitere Tische auf den Rathausplatz stellen dürfte. „Das würde mir in dieser schwierigen Situation auf jeden Fall helfen.“

Wittener Extrablatt: Mehr Platz an der frischen Luft wäre toll

Auch Susanne Sedlaczek würde es begrüßen, wenn das Extrablatt am Berliner Platz für seine Gäste noch mehr Platz an der frischen Luft anbieten könnte. „Das wäre toll“, sagt die Geschäftsführerin. Von sonst 50 Tischen draußen fehle ihr etwa die Hälfte. Und selbst die verbliebenen stünden wegen der Abstandsregel ein bisschen über die eigentlich genehmigte Fläche raus. Doch da sei das Ordnungsamt dem Extrablatt bereits entgegengekommen. Ob tatsächlich noch mehr geht? „Schwierig“, befürchtet Sedlaczek.

Nutzungsgebühr könnte entfallen

Die Stadt soll nicht nur prüfen, ob Erweiterungen der genutzten Flächen im Außenbereich einzelner Gastronomiebetriebe möglich sind. Sie soll außerdem prüfen, ob für den entsprechenden Außenbereich die Sondernutzungsgebühr, soweit durch die Stadt erhoben, für das Jahr 2020 entfallen oder zumindest deutlich gemindert werden kann.

Die Wirtin des Casa Cuba würde das freuen, denn jeder Cent zähle. Desinfizieren, Adressenlisten führen, auf das Einhalten der Abstandsregeln achten: „Ich müsste eigentlich jemanden einstellen. Aber dafür ist kein Geld da.“

Kein Interesse an weiteren Außenplätzen hat der Chef vom Dönerhaus Can an der Annenstraße. „Mehr geht nicht, sonst ist das zu weit weg“, sagt er. Anders sieht das die Inhaberin der Pizzeria Toscana am Platz an der Schmiede in Herbede. „Wir würden das gerne machen“, sagt sie angesichts des kleinen Innenraums. Derzeit stehen nur zwei Tische vor dem Lokal.

Wirtin der Stadtschänke in Herbede: Kämpfe ums Überleben

„Ich würde es machen, wenn es ginge und umsonst wäre“, sagt Ulrike Mittelkötter. Sie betreibt die Stadtschänke an der Herbeder Meesmannstraße. „Ich kämpfe gerade ums Überleben.“ Von neun Tischen plus Tresen, an dem die Gäste nicht mehr sitzen dürfen, seien ihr vier Tische geblieben. Das bedeute: Nur noch maximal zehn statt 42 Personen haben in der Stadtschänke Platz. Im ohnehin kleinen Biergarten geht kaum noch was.

Zurück in der City. Vor der Alten Post stehen noch keine Sitzgelegenheiten. „Die kommen aber bald raus“, sagt Wirt Torsten Wottrich. Gerne hätte er mehr Fläche als die rund 30 Quadratmeter vor der Kneipe. Doch bezweifelt er, ob das praktisch möglich sei. Er fragt sich: „Wird dann genehmigt, was wegen der Durchfahrtsbeschränkungen nicht möglich war?“ Doch vielleicht, hofft Wottrich, „drückt die Stadt ja mal ein Auge zu“.

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