Witten. Für 735 Viertklässler in Witten ist am Donnerstag (7.5.) die Schule wieder losgegangen. Nicht überall herrschte große Wiedersehensfreude.

Vier Mädchen stehen am Donnerstagmorgen (7.5.) auf dem Schulhof der Baedekerschule in Annen – mit Abstand. Für sie, sowie 735 weitere Viertklässler in Witten, geht an diesem Morgen die Schule wieder los. Doch statt großer Wiedersehensfreude herrscht hier eine eher bedrückte Stimmung. „Es ist schon ein komisches Gefühl, jetzt wieder in die Schule zu gehen“, sagt eine Viertklässlern mit bunter Maske.

Die Mädchen befürchten, dass sie in den kommenden Wochen wegen der Coronakrise nicht in einer Klasse unterrichtet werden. Denn die rund 35 Viertklässler der Baedekerschule wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Für zwei Gruppen beginnt der Unterricht um acht Uhr, die übrigen Schüler kommen erst zur zweiten Stunde. Doch bevor es losgehen kann, müssen sich die Kinder auf dem Schulhof an den roten Strichen auf dem Boden in einer Reihe aufstellen. Ganz in Ruhe und ohne Gedrängel gehen sie anschließend einzeln in ihre Klassen.

Den Schülern ist die Verunsicherung ins Gesicht geschrieben

Die allermeisten Schüler haben sich bereits seit Tagen auf den ersten Schultag gefreut. So auch der neunjährige Kuzey. „In den vergangenen Wochen hat er sich oft gelangweilt“, sagt Mutter Ayten Askin. Die Aufregung am Mittwochabend (6.5.) war dafür umso größer: „Mama! Es ist 19 Uhr. Ich muss ins Bett. Morgen ist Schule“, habe er zu ihr gesagt. Doch trotz aller Vorfreude ist die Mutter besorgt. „Das sind immer noch Kinder“, sagt sie. Die Türklinken, Toiletten und Pausen bereiten ihr besonders große Sorgen.

Die Lehrerin Johanna Jürgens.
Die Lehrerin Johanna Jürgens. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Auch die Klasse 4b der Baedekerschule ist in der ersten Stunde noch sehr verunsichert. Klassenlehrerin Johanna Jürgens erklärt ihnen daher zunächst die Regeln, die ab sofort eingehalten werden müssen.

„Wer eine Frage hat, meldet sich“, sagt sie. „Wir setzten dann beide unsere Masken auf und ich komme zu dir.“ Ein Schüler streckt den Finger in die Luft: „Und wenn wir draußen Fangen spielen? Müssen wir dann auch eine Maske aufsetzen?“ „Das geht nicht“, erwidert ein Mitschüler sofort. „Dann bräuchten wir doch auch Handschuhe.“

Kinder der Breddeschule verbringen die Pause im Schulgarten

An der Breddeschule in der Innenstadt ist der ersten Tag ebenfalls „sehr gut gelaufen“, sagt die kommissarische Schulleiterin Tanja Preising. Die 34 Viertklässler wurden in vier Lerngruppen mit jeweils acht bis neun Schülern aufgeteilt. Auch sie starteten den Schultag zu unterschiedlichen Zeiten. „Einzeltische, Abstand halten und Hände waschen – für die Kinder ist die Situation selbstverständlich noch ungewohnt“, sagt Tanja Preising.

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Aber auch das würde sich in den nächsten Wochen einspielen. Das Klettergerüst habe die Schulleitung allerdings noch nicht freigegeben. Stattdessen sind die Lehrer in der Pause mit den Kindern in den Schulgarten gegangen – schließlich habe sich auch hier in den letzten Wochen sehr viel verändert.

Schüler der Buchholzer Schule freuen sich auf den Unterricht

Die Fenster der Buchholzer Schule im Hammertal sind noch immer mit kleinen Hasen und bunten Ostereiern geschmückt. Rund acht Wochenlang war die Grundschule geschlossen. Nun dürfen die 26 Jungen und Mädchen der vierten Klasse – ebenfalls aufgeteilt in zwei Gruppen – endlich wieder in den Unterricht. Pünktlich um 8.10 Uhr waren alle da – am ersten Schultag möchte niemand zu spät sein.

„Alle in einer Reihe aufstellen“, ruft Klassenlehrerin Nina Hermann. Überraschenderweise wusste die Viertklässler sofort, dass sie sich nicht wie sonst in Zweierreihen, sondern mit 1,50 Metern Abstand hintereinander aufstellen müssen. Nach dem Hände waschen gehen die Schüler in ihre Klassen. Deutsch und Mathe stehen auf dem Stundenplan.

Die erste Pause an der Buchholzer Grundschule verbringen die Schüler in Abstand zueinander.
Die erste Pause an der Buchholzer Grundschule verbringen die Schüler in Abstand zueinander. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Ich wollte mit den Schülern eigentlich eine Fragerunde mache“, sagt Nina Hermann. Aber kein Kind hätte Lust gehabt, von den letzten Wochen zu berichten. Alle wollten so schnell wie möglich mit dem Unterricht beginnen. „Man hat richtig gemerkt, dass ihnen die Schule in den letzten Wochen gefehlt hat.“

Viertklässler müssen auf die Klassenfahrt verzichten

Um Viertel vor zehn, als die Schulglocke läutet, stürmen die Kinder aus der Tür. Die erste große Pause steht an. Doch welche Spiele kann man mit 1,50 Metern Abstand überhaupt spielen? Claire, Mila und Maeve haben sich daher etwas besonders überlegt. „Wir laufen einen Parcours“, sagt eines der Mädchen. Sie springen über Bänke, laufen um die Bäume herum und lassen sich anschließend erschöpft auf die Bänke fallen – alles mit Abstand.

Zwar würden die Viertklässler die Regeln am ehesten verstehen, sagt Rektor Stefan Richter. Sie hätten es aber auch am schwersten. „Die Großen kommen nur noch acht Mal in die Schule.“ In dieser Zeit müssten die Lehrer den wichtigen Stoff nachholen. Denn nach den Sommerferien wechseln die Grundschüler in die fünfte Klasse. Doch nicht nur die schriftliche Division bleibt in diesem Jahr auf der Strecke. Auch auf die Klassenfahrt, den Ausflug zum Kemnader See und die Abschlussfeier müssen die Viertklässler verzichten.

>>> INFO:

  • Ab Montag (11.5.) kehren auch die Klassen 1 bis 3 wieder an die Grundschulen zurück. Unterrichtet wird dann in einem tageweise rollierenden System. An jedem Wochentag soll eine andere Jahrgangsstufe unterrichtet werden.
  • Ab Montag kehren dann auch die Jahrgänge 5 bis 9 an die Realschulen und die Hauptschule zurück. Sie sollen ebenfalls in einem tageweise rollierenden System unterrichtet werden. An der Helene-Lohmann-Schule laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Es sei noch einiges zu tun, sagt Schulleiterin Bärbel Faustmann. Grundsätzlich befürwortet sie die Öffnung aber: „Es geht nicht, dass man Schüler drei Monate lang nicht in die Schule lässt. Es ist notwendig, dass wir uns auch persönlich wieder sehen.“
  • Den Anfang machen hier am Montag die Neuntklässler, als letztes kommen die Fünftklässler an die Reihe. „Graue Haare“ bereitet dem Kollegium am Bommerfelder Ring aber die Einhaltung der Abstandsregeln. „Wir wissen nicht, wie gut das klappen wird“, so Faustmann. Die Zehntklässler, die seit 23. April wieder zur Schule gehen, hätten sich bislang sehr besonnen gezeigt – aber auch sie würden zwischendurch das Abstandhalten vergessen.
  • An die Gymnasien und Gesamtschulen kehren am Montag nur die Schüler zurück, die im nächsten Schuljahr ihr Abitur machen werden. Alle weiteren Klassenstufen werden erst ab 26. Mai wieder unterrichtet – nach dem Haupttermin der Abiturprüfungen.

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