Witten. Vor etwa einer Woche hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Doch in diesem Jahr müssen die Muslime nicht nur auf das Essen und Trinken verzichten.

Für die Muslime hat in der vergangenen Woche der Fastenmonat Ramadan begonnen. Auch Mazen Hasako verzichtet seit dem 23. April vom Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang auf das Essen und Trinken. Der Syrer kam vor vier Jahren als Flüchtling nach Deutschland. Seit etwa einem halben Jahr arbeitet er in Witten für die Deutsche Post – im Ramadan für ihn eine besondere Herausforderung.

"So einen Ramadan habe ich noch nicht erlebt", sagt Mazen Hasako. Eigentlich verbringt er während des Fastenmonats jeden Abend mit seinen Freunden. "Wir kochen, grillen oder sitzen einfach nur zusammen." Doch aufgrund der Corona-Lage ist in diesem Jahr das Fastenbrechen in großer Runde nicht möglich. Viele Muslime würden zuhause im engsten Familienkreis feiern, sagt der 29-Jährige. Doch er ist vor vier Jahren alleine nach Deutschland gekommen. Mazen Hasakos Familie lebt in Syrien und Saudi-Arabien.

Arbeitskollegen unterstützen den Syrer während der Fastenzeit

Die Arbeit bei der Post und das schöne Wetter machen die Situation für ihn nicht einfacher. "Wir teilen derzeit rund 40 Prozent mehr Pakete aus als üblich", sagt Hasako. Das bestätigt DHL-Sprecherin Jessica Balleer. "Aufgrund der aktuellen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie verzeichnen wir eine deutlich erhöhte Paketmenge." Bundesweit würden rund neun Millionen Sendungen pro Tag ausgetragen. Balleer: "Das ist ein Aufkommen wie in der Vorweihnachtszeit."

Damit Mazen Hasako auch während der Fastenzeit normal weiterarbeiten kann, lässt er es derzeit etwas langsamer angehen. "Besonders die ersten Fastentage waren sehr anstrengend." Zum Glück würden ihn seine Kollegen bei der Arbeit unterstützen. "Am ersten Fastentag hat mich ein Kollege gefragt, ob er mir beim Ausliefern der Pakete helfen soll", berichtet er. Außerdem würden die meisten ihren Pausensnack nicht in seiner Gegenwart essen. "Ich bin es zwar gewohnt, dass andere Leute vor mir essen und trinken", sagt er. Trotzdem freue er sich über den Zusammenhalt im Team.

Das Zuckerfest fällt in diesem Jahr kleiner aus

Am Ende des Fastenmonats, am 23. Mai, feiern die Muslime das Zuckerfest. Sie gehen gemeinsam in die Moschee und zelebrieren das Ende der Fastenzeit mit leckerem Essen wie Gebäck, Kuchen und Süßigkeiten. Doch voraussichtlich wird auch das traditionelle Fest des Fastenbrechens in diesem Jahr kleiner ausfallen. "Eigentlich hatte ich vor, zu meiner Mutter und meinem Bruder nach Saudi-Arabien zu fliegen", sagt Mazen Hasako. Aber wegen der Corona-Krise seien alle Flüge gestrichen worden.

Zwar ist der 29-Jährige traurig darüber, dass er das Zuckerfest nicht gemeinsam mit seiner Familie und seinen Freunden feiern kann. Aber er weiß, dass auch andere in dieser Zeit verzichten müssen – zum Beispiel auf Geburtstagsfeiern oder den geplanten Sommerurlaub. Und so hofft Mazen Hasako, "dass wir alle gemeinsam diese schwere Zeit durchstehen".

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Info:

Am Zustellstützpunkt der Deutschen Post in Witten sind derzeit 68 Mitarbeiter in der Brief- und Paketzustellung eingesetzt. Weitere 14 Kollegen arbeiten im Innendienst.

Trotz der erhöhten Paketmenge wurden keine zusätzlichen Kräfte in die Paketzustellung versetzt oder eigens eingestellt. Verzögerungen bei der Lieferung von Paketen gebe es derzeit in Witten aber ebenfalls nicht, sagt DHL-Sprecherin Jessica Balleer.