Der Fastenmonat Ramadan geht auch für Tausende von Moslems in Witten am Wochenende zu Ende. Wir sprachen mit einer jungen Muslimin über die Zeit.

Im Ramadan, der in dieser Woche endet, verzichten gläubige Muslime für etwa einen Monat tagsüber auf Essen und Trinken. Warum sie jedes Jahr wieder fastet und was das für sie bedeutet, erzählt Fatima Baskurt im Interview mit der Wittener Lokalredaktion. Baskurt ist in Witten geboren, ihre Eltern kommen aus der Türkei. Die 21-Jährige studiert in Bochum Germanistik und Anglistik auf Lehramt.

Seit wann fasten Sie im Ramadan?

Die Zeit des Ramadan hat mich schon als Kind fasziniert. Mit elf oder zwölf Jahren wollte ich das erste Mal den ganzen Tag fasten — man ist ziemlich stolz, wenn man das darf und auch schafft. Fastenpflichtig ist man aber erste, wenn man in der Pubertät ist.

Was genau hat Sie als Kind am Ramadan fasziniert?

Es war vor allem das Fastenbrechen am Abend. Alle sind dann sehr aufgeregt und warten mit Spannung darauf, dass die Sonne untergeht. Es duftet überall so gut nach frischem Brot und alle bereiten gemeinsam das Essen zu.

Was bedeutet der Ramadan für Sie heute?

Heute ist der Ramadan für mich vor allem eine Zeit der Besinnung. Wenn man von der Morgendämmerung bis zum Abend nichts isst und trinkt, lernt man diese Dinge wieder wertzuschätzen. Durch das Fasten werden die eigenen Sinne geschärft, die Wahrnehmung ist viel intensiver. Man merkt auch, wie abhängig man ist von seinen eigenen Bedürfnissen.

Gibt es besondere Herausforderungen?

Im Sommer ist es natürlich schwieriger zu fasten: Die Tage sind länger und wenn die Sonne scheint, hat man mehr Durst. Aber der Ramadan ist ja nicht immer im Sommer. Er richtet sich nach dem Mondkalender und verschiebt sich jedes Jahr um elf Tage. Als ich noch ein Kind war, war der Ramadan mehr in der Winterzeit.

Ist es sehr schwer, tagsüber auf das Essen und Trinken zu verzichten?

In der ersten Woche hat man noch richtig Hunger, aber dann gewöhnt man sich daran. Der Magen verkleinert sich. Ich bin leider abends oft schon nach einem Teller Suppe satt, obwohl es so viele leckere Sachen gibt.

Wie halten Sie durch?

Wichtig ist, dass man das Fasten nicht nur als Hungern wahrnimmt. Fasten ist Selbstreflexion, eine Zeit, in der man die Dinge hinterfragen sollte. Die Zurückhaltung sollte sich nicht nur aufs Essen und Trinken beziehen. Man sollte zum Beispiel auch Auseinandersetzungen meiden. Wer fastet und aufgebracht ist, hat nicht verstanden, worum es im Ramadan geht.

Wann beginnt Ihr Tag im Fastenmonat Ramadan?

Mein Tag beginnt um etwa 2.45 Uhr mit einem Frühstück, das wir Sahur-Essen nennen. Man sollte darauf achten, dass man nichts Salziges isst, sonst bekommt man Durst. Ich esse meistens ein Müsli, obwohl ich um diese Uhrzeit noch nicht wirklich Hunger habe. Und ich trinke Wasser. Nach dem Morgengebet lege ich mich dann wieder schlafen.“

Und wie sieht der restliche Tag im Ramadan aus?

Ich persönlich versuche, mich etwas mehr mit dem Koran auseinanderzusetzen also sonst, zum Beispiel wenn ich Bus fahre. Wenn die Sonne untergeht, derzeit etwa um 21.48 Uhr, gibt es erst das Abendgebet und dann das Iftar-Essen. Meist haben wir Besuch, das ist dann schon etwas ganz Besonderes.

Was sagen Ihre nicht-muslimischen Freunde zum Fasten?

Mine Freunde respektieren das. Einige sind verblüfft, wie man das im Sommer durchhalten kann — das ist für sie zum Teil befremdlich. Aber alle sind sehr rücksichtsvoll.

Gab es für Sie einen besonderen Ramadan?

Einmal waren wir bei meiner Familie in der Türkei. Dort kündigt ein Trommler die Morgendämmerung an und geht durch die Straßen. Alle waren zusammen: meine Tanten, Onkel, Cousinen, Großeltern und Urgroßeltern. Abends beim Fastenbrechen waren wir zum Teil 60 Personen — das Besteck hat gar nicht gereicht.

Wie sieht das Ende des Ramadan aus, das jetzt am Wochenende bevorsteht?

Den Abschluss bildet ein dreitägiges Fest. Man fühlt sich glücklich, weil man in der Lage war, mitzumachen. Aber man ist auch traurig, dass es vorbei ist. Der Ramadan ist der neunte Monate im Mondkalender, der König der übrigen Monate. Schon zwei Monate vorher bereite ich mich darauf vor. Man sagt, dass im siebten Monat (Receb) gesät, im achten (Saben) gegossen und im Ramadan geerntet wird. Man fällt also nicht einfach so ins Fasten hinein. Es ist ein längerer Prozess