Witten. Im letzten Jahr sind die Immobilienpreise in Witten weiter gestiegen, besonders bei Reihenhäusern. Die Corona-Krise bremst die Branche nun aus.

Mehr als 700 Grundstücke und Immobilien haben 2019 in Witten den Besitzer gewechselt. Das geht aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht des EN-Kreises hervor. Dabei sind die Preise auch im letzten Jahr in fast allen Bereichen weiter gestiegen - egal ob freistehendes Einfamilienhaus, Doppelhaushälfte oder Eigentumswohnung. Wie sich die derzeitige Corona-Pandemie langfristig auf die Preise auswirken wird, lasse sich aber noch nicht abschätzen, sagt Klaus Teunißen vom Gutachterausschuss des Kreises.

Im vergangenen Jahr zahlten neue Eigenheim-Besitzer für ein freistehendes Ein- oder Zweifamilienhaus in mittlerer bis guter Wohnlage in Witten je nach Baujahr im Schnitt zwischen 200.000 und 377.000 Euro. Für eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenendhaus mussten Käufer zwischen 266.000 und 376.000 Euro aufbringen.

Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind im EN-Kreis um fünf Prozent gestiegen

Im Vergleich zu 2018 sind die Preise im gesamten Kreis für Ein-und Zweifamilienhäuser dabei um rund fünf Prozent angestiegen. Bei Reihen- und Doppelhäusern sind es sogar fast elf Prozent. Noch deutlicher macht den Immobilienboom des letzten Jahrzehnts der Vergleich mit dem Jahr 2010: Seitdem sind die Preise für freistehende Häuser um fast 62 Prozent, die für Reihenhäuser um rund 65 Prozent in die Höhe geschossen. "Das ist schon eine Hausnummer", sagt Gutachter Teunißen.

Die aktuell hohen Preissteigerungen bei Doppelhaushälften erklärt sich der Immobilienexperte mit dem vorhandenen Spielraum. "Das sind Größenordnungen, die sich noch viele Menschen leisten können." Auch angesichts niedriger Zinsen. Hier würden auch Objekte für Summen über den Tisch gehen, die nicht unbedingt durch den Zustand der Immobilie gerechtfertigt seien. Bei Einfamilienhäusern hingegen seien die Preise nach oben mehr oder weniger gedeckelt. "Denn irgendwann ist die Bereitschaft nicht mehr da, noch mehr zu zahlen."

Auch Eigentumswohnungen sind teurer geworden

Auch merklich teurer geworden sind laut Daten des Gutachterausschusses Eigentumswohnungen im Kreis. Hier wurden 2019 rund 5,5 Prozent mehr für eine neu gebaute Wohnung verlangt als im Vorjahr, bei Bestandswohnungen waren es 8,5 Prozent mehr. Eine deutliche Steigerung gab es aber auch bei der Verkaufszahl im Kreis: Es wechselten 1.037 und damit 14 Prozent mehr Wohnungen den Besitzer als im Vorjahr.

Corona "wirft alles durcheinander"

Corona werfe nun alles durcheinander, so Teunißen. In den letzten Wochen seien rund ein Viertel weniger Verkaufsverträge beim Kreis eingegangen als sonst. Da diese Zahl aber immer wieder schwanken würde, möchte der Immobilien-Fachmann daraus noch nichts ableiten - schon gar keinen Effekt auf künftige Preise. "Es bleibt aber zu vermuten, dass irgendwann ein Loch kommt und keine Verträge mehr eingehen, weil die Menschen lieber abwarten", sagt der 63-Jährige.

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Auch im Immobilien-Center der Sparkasse Witten spürt man die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Vermittlung von Objekten liege derzeit großteils auf Eis, sagt Grischa Klawe. Wegen des Kontaktverbots sind etwa Besichtigungstermine mit Maklern eingestellt, nur noch Online-Besichtigungen sind für einige Immobilien möglich. Auch würden derzeit weniger Objekte als sonst zur Vermittlung an die Sparkasse herangetragen.

Mehr Finanzierungsanfragen bei der Sparkasse Witten

Zugenommen hätten hingegen um etwa 15 Prozent die Finanzierungsanfragen für Neubauten und für die Übernahme von Immobilien, die bereits in Familienbesitz sind. Wenn also etwa Tochter oder Sohn das Elternhaus erwerben möchten. "Viele Familien haben in der Situation einfach mehr Zeit, sich über solche Anliegen Gedanken zu machen", vermutet Klawe.

Bislang habe sich die Corona-Pandemie aber noch nicht auf die Preise ausgewirkt. Das könnte sich aber ändern, sollte die Krise länger andauern - und etwa mehr Menschen längere Zeit auf Kurzarbeit angewiesen sein oder ihre Arbeit verlieren. "Dann könnte es irgendwann mehr Angebot als Nachfrage geben", sagt der 34-Jährige.

>>Info:

160 Ein- und Zweifamilienhäuser und 84 Mehrfamilienhäuser wechselten in Witten 2019 den Besitzer. Verkauft wurden auch 275 Eigentumswohnungen.

Im gesamten EN-Kreis wurden rund 2.900 Grundstücke und Immobilien verkauft, das waren 200 Verkäufe mehr als im Vorjahr. Der Umsatz lag mit 700 Millionen Euro etwa 100 Millionen Euro über dem Niveau von 2018. Die verkaufte Fläche betrug 434 Hektar, im Vorjahr waren es rund 460 Hektar.

Beim individuellen Wohnungsbau, also privat erworbenen Baugrundstücken, übermittelten die Notare dem Gutachterausschuss 107 Kaufverträge, davon 30 in Witten. Der Durchschnittswert betrug 254 Euro pro Quadratmeter (2018: 252 Euro pro Quadratmeter).

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