Witten. Tag eins mit Maskenpflicht: In Witten hat es am Montag offenbar noch keine nennenswerten Ausreißer gegeben. Hier und da gab’s aber Ausreden...
Die Wittener haben sich in den meisten Fällen bisher offenbar vorbildlich an die neue Maskenpflicht gehalten. Das ist zumindest der Eindruck, den man am Montag (27.4.) in den Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr bekommt. Allerdings gibt’s wie immer Ausnahmen.
Um mal mit Letzteren anzufangen. „Wir hatten schon tolle Ausreden“, sagt Backhaus-Verkäuferin Iris Giesecke. „Zuhause vergessen“ geht ja noch als ziemlich normal durch. „Meine Maske ist bestellt, sie kommt aber erst Ende Mai“ gehörte da schon zu den originelleren Begründungen, wenn ein Kunde ohne Mund-Nasen-Schutz die Bäckerei betrat. Das Verbot wird von den einzelnen Geschäften mal mehr, mal weniger streng kontrolliert, bei Woolworth oder der Telekom etwa sogar direkt am Eingang.
Unklare Situation zunächst auf dem Bahnsteig und in der Bahnhofshalle in Witten
Eine ganze Reihe „schwarzer Schafe“ wurde im Bahnhofskiosk gesichtet. „Im Auto vergessen“, sagte ein Kunde. „Einige haben die Augen verdreht, wenn man sie darauf ansprach“, sagt die Verkäuferin. Man bräuchte sie doch nur im ÖPNV, meinte ein Kunde. Irrtum: Die Maskenpflicht gilt seit Montag nicht nur in Bus und Bahn, sondern auch in den Geschäften – wozu der Presse-Shop in der Halle nun mal gehört.
Nicht ganz klar war, ob die Maske auch auf dem Bahnsteig und im Bahnhof selbst getragen werden muss. Jemand raucht, während er auf den Zug wartet, natürlich ungeschützt, ein anderer glaubt, am Außenschalter der Bäckerei Büsch keine Maske aufsetzen zu müssen.
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Tatsächlich muss sie laut Ordnungsamt nur in den Bussen und Bahnen werden. Ein Sprecher der Deutschen Bahn betont: Die Maskenpflicht gelte auch in den Bahnhöfen und an den Haltestellen.
Verkäuferin aus Witten: „Das hätte früher kommen müssen“
Maskenmuffel kann und will das Ordnungsamt schon an Tag eins der Maskenpflicht gegebenenfalls zur Kasse bitten. Ein Fazit vom ersten Tag wird die Stadt Witten aber erst am Dienstag (28.4.) ziehen. Dafür sei es jetzt noch zu früh. Insgesamt stößt die Maskenpflicht offensichtlich auf viel Verständnis.
„Ein bisschen nervig, aber gut, wenn dadurch die Krankheit eingedämmt wird“, sagt die Verkäuferin im Presse-Shop am Bahnhof. „Das hätte früher kommen müssen.“ Dieser Ansicht ist auch Iman (26), die sich gerade eine Fahrkarte am Automaten holt. „Als ob das Virus erst heute ausgebrochen wäre“, sagt sie.
„Alles super gelaufen“, sagt morgens eine Busfahrerin, die selbst keinen Mundschutz trägt – wegen des „Vermummungsverbots“ im Verkehr. Nur ein Fahrgast habe sich erst geweigert, sich dann aber doch noch mit einem Tuch verhüllt. Im 320er nach Sprockhövel sitzen Tania (17) und Ramon (29) vorbildlich mit der Bedeckung von Mund und Nase. Man könne dadurch zwar schlechter atmen. Gut finden sie es trotzdem. So gebe es immer noch genug Menschen, die sich zum Beispiel nicht um das Abstandsverbot scherten.
Bäckereiverkäuferin in Witten wird geraezu „schwindelig“
Ungewohnt ist das nun ständige Tragen des Mundschutzes für die Verkäuferinnen allemal. „Es wird schwierig, damit richtig umzugehen“, sagt die Filialleiterin eines Discounters für dies und das. „Die Bakterien sammeln sich doch alle.“ Und dann ist da ja noch die Brille, die immer beschlägt.
Backhaus-Verkäuferin Iris Giesecke ist morgens geradezu schwindlig geworden. „Ganz schlimm“, sagt Kollegin Desiree Siekmann (27) beim Gedanken daran, dass sie nun „neun Stunden“ am Tag mit Mundschutz bedienen muss. Steht ihr aber gut, das schwarze Textil.
Fazit bei Handel und Kundschaft am Montag in Witten: Die Maskenpflicht ist lästig, aber unerlässlich. „Sinnvoll, aber gewöhnungsbedürftig“, bringt Sina (36) die Sache auf den Punkt, als sie gerade bei Bäcker Schickentanz einkauft. Ihr Sohn ist sechs, muss also auch schon Maske tragen. Die kommt ganz farbenfroh daher, „mit Quallen drauf“.
Einzelne Geschäfte in Witten bieten Kunden Mundschutz am Eingang an
An diesem Morgen ist alles zu sehen: vom einfachen hellgrünen Mundschutz, wie man ihn aus der Arztpraxis kennt, über bunte selbstgenähte Bedeckungen bis zur anspruchsvollen FFP-3-Maske. Rot, blau, grün, weiß und schwarz: Witten ist bunt, auch in Corona-Zeiten. Wer keine Maske dabei hat, kann sie sich im Laden gleich kaufen. Woolworth bietet sie für 1,49 Euro an, Gassmann für 1,30, wohl gemerkt die einfache Version.
Inzwischen sind fast alle Geschäfte wieder geöffnet, erstmals ab diesem Montag auch wieder große mit mehr als 800 m² Verkaufsfläche wie Galeria Kaufhof oder Woolworth. Dort führt die Abtrennung ganzer Abteilungen durch Flatterband und Plastikplanen allerdings zu einer gewissen Tristesse. Bei Galeria zum Beispiel ist immer noch mehr gesperrt als geöffnet, unter anderem Teile der Süßwarenabteilung. Nun ja, wer will jetzt auch noch Osterhasen?
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