Witten. Nach fast fünf Wochen durften viele Läden am Montag in Witten wieder öffnen. Die Freude bei Kunden und Händlern war ebenso groß wie die Vorsicht.
Unter strengen Sicherheitsauflagen haben am Montag (20.4.) viele Geschäfte in Witten erstmals wieder öffnen dürfen. Fast fünf Wochen – seit dem 19. März – waren sie wegen der Corona-Gefahr geschlossen geblieben. Der große Ansturm blieb aber aus, zumal die Pandemie ja längst noch nicht überstanden ist und nie zu viele Kunden auf einmal in den Laden dürfen.
Geschäfte in Witten waren mehr als vier Wochen geschlossen
Erstmals seit über einem Monat kehrte das Leben in die Fußgängerzone zurück. Waren bis Samstag (18.4.) einschließlich nur Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Bäckereien, Metzgereien und Zeitungsläden geöffnet, herrschte nun am Montag (20.4.) erstmals wieder so etwas wie eine gewisse Normalität – oder zumindest kein Ausnahmezustand mehr. Die Freude war auf allen Seiten groß, sowohl bei Händlern als auch Kunden.
„Bei uns standen die Leute schon um zehn vor neun vor der Tür und warteten sehnsüchtig darauf, dass wir öffnen“, sagt Maria Victoria Elefthriadis (53) von Gassmann. Und was war besonders gefragt? Genau, Klopapier! Aber auch sonst ging alles gut – „vom Schneebesen bis zur Unterwäsche“. Mit rund 700 m² liegt das Kaufhaus auf der Bahnhofstraße noch unter der zulässigen Obergrenze von 800 m². Warenhausriesen wie Galeria Kaufhof oder Elektromärkte wie Saturn müssen weiter geschlossen bleiben, weil sie größer sind.
Das finden selbst viele kleinere Einzelhändler nicht gerecht, dass hier solche Unterschiede gemacht werden. „Das ist nicht nachvollziehbar“, sagt Philip Teller von „Maxim Shoes“. Ein Kaufhaus wie Galeria etwa könne doch von jeder Seite, von jedem Eingang aus jeweils „800 Quadratmeter aufmachen“. Nun, der Handelskonzern klagt ja bekanntlich beim Oberverwaltungsgericht.
Viele Läden in Witten haben noch Kurzarbeit angemeldet
Um so dankbarer sind Einzelhändler wie Teller, „dass wir heute wieder aufmachen dürfen“. Von März bis Mai hat der Schuhladen wegen der Corona-Krise wie viele andere Läden auch Kurzarbeit angemeldet. Läuft’s gut an, müsse man vielleicht im Mai gar nicht mehr davon Gebrauch machen. Der Montag jedenfalls war schon einmal vielversprechend. „Wir hatten wunderbar zu tun“, sagt der 53-Jährige. Und die Kunden seien „einfach froh, dass sie raus können, gucken und sich was schönes Neues kaufen können.“
Gabrielle Gottschling (69) hat gleich acht Arztromane in der Hand, als sie bei Gassmann an der Kasse steht. „Endlich“, sagt sie, könne man mal wieder einkaufen gehen. Inge Oltmann hat einen Stapel Handtücher und eine neue Kaffeemaschine erstanden. Wie die 77-Jährige sind auffällig viele ältere Menschen an diesem Montag unterwegs. Wie die Verkäuferinnen tragen zahlreiche Kunden Mundschutz. Die Sicherheit wird groß geschrieben.
Bei Tchibo in Witten herrscht Einbahnstraßenverkehr
Damit sich Kunden im Laden erst gar nicht groß begegnen, ist die Anzahl der Käufer begrenzt, die sich gleichzeitig im Geschäft aufhalten dürfen. Zwei sind das in der Parfümerie Knümann auf der Ruhrstraße, bis zu 70 bei Gassmann, maximal zehn bei Jeans Fritz, knapp 50 in der Mayerschen – das hängt von der Gesamtgröße des Geschäftes ab. Auf zehn Quadratmeter darf nicht mehr als ein Kunde kommen.
Bei Tchibo herrscht sogar Einbahnstraßenverkehr. Auf der linken „Spur“ geht’s in den Laden rein, auf der rechten an der Kasse vorbei wieder zurück und heraus. Dass sie trotz des schönen Wetters noch nicht die Stühle nach draußen stellen darf, mag Filialleiterin Petra Buß bedauern, wenn sie an den Umsatz denkt. Die 58-Jährige begrüßt dieses Verbot aber weiterhin wegen des Gesundheitsschutzes. „Ich find es so besser, weil sich sonst die Klübchen bilden.“ Gemeint sind die Stamm-Kaffeetrinker.
In der Stadtgalerie in Witten ist noch relativ wenig los
Wenig Publikumsverkehr herrscht noch in der Stadtgalerie, deren Öffnung bis zuletzt umstritten war. Nun haben die einen wieder auf, im Erdgeschoss etwa New Yorker oder S. Oliver. Doch bei den ganz Großen – Saturn, H & M oder TK Maxx – sind die Lichter noch aus oder die Gitter heruntergelassen. Das bekommen dann auch die zu spüren, die nebenan geöffnet haben – wie Feti Güvenc von Intersport, dessen Geschäft im Untergeschoss direkt neben Saturn liegt.
„Die Kunden sind verständlicherweise noch zögerlich, was ja gut ist“, sagt der 42-Jährige. Gleichzeitig ist er nach der langen Durststrecke „froh um jeden Euro, den wir jetzt wieder verdienen“. Einzelhändler wie der Schuhladen Grünebaum auf der Bahnhofstraße beziffern ihren Umsatzverlust in den letzten viereinhalb Wochen mit knapp 40.000 Euro. Immerhin: Nun kommen die Kunden wieder, gerade Kinderschuhe sind gefragt. Aber auch eine 96-jährige Stammkundin hat sich maskiert in den Laden getraut. Tag eins nach dem kompletten Corona-Shutdown in Witten.
Weitere Informationen rund um die Corona-Krise in Witten finden Sie hier.https://www.waz.de/staedte/witten/witten-haendler-freuen-sich-auf-ladenoeffnungen-am-montag-id228923961.html