Witten. Viele Patienten verschieben aus Angst vor dem Coronavirus ihre Zahnarzttermine. Wittener Zahnarzt: “Derzeit gibt es keinen Grund zur Sorge“.
Wie das so ist mit aufschiebbaren Terminen in Coronazeiten: Das bekommen auch heimischen Arztpraxen zu spüren, etwa die Zahnärzte. Viele Patienten sagen aus Angst vor einer möglichen Infektion ihre Termine ab oder verschieben Vorsorgetermine um mehrere Wochen. Einige Praxen haben daher bereits ihre Sprechzeiten angepasst.
Die Angst, sich bei einer Zahnbehandlung mit dem Coronavirus zu infizieren, hält Torsten Schudlich, Leiter der ans Marien-Hospital angegliederten Zahnklinik in Witten, allerdings für "völlig unbegründet". Er verweist auf die schon in normalen Zeiten "sehr hohen Hygienestandards". Auch die Kassenzahnärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KZVWL) gibt ihrerseits Entwarnung. "Der Zahnarzt ist aufgrund des ohnehin sehr hohen Hygienestandards seiner Praxis auch in dieser Zeit in der Lage, Behandlungen in gewohnter Qualität und Sicherheit durchzuführen."
Die Zahnärzte und Mitarbeiter würden schon immer Schutzmasken, Brillen und Handschuhe tragen, heißt es in der Mitteilung der KZVWL. Außerdem würden alle Instrumente sterilisiert und der Behandlungsraum sorgfältig desinfiziert, sobald ein Patient das Behandlungszimmer verlässt. Kein Patient müsse sich Sorgen machen, dass er sich in einer Zahnarztpraxis infizieren könne.
Zahnarzt Torsten Schudlich versorgt Patienten mit Behinderungen
Zahnarzt Torsten Schudlich versorgt unter anderem Patienten mit Behinderungen oder besonderem Pflegebedarf. Eine Infektion kann für diese Menschen besonders gefährlich werden. Die Einhaltung der "nochmals erhöhten Hygienevorschriften" sei nicht zuletzt deshalb "von oberster Priorität". Schudlich: "Wir arbeiten in mehreren Teams, die zu unterschiedlichen Zeiten in der Klinik sind." So könne verhindert werden, dass sich die Mitarbeiter im Fall einer Infektion gegenseitig anstecken. "Außerdem haben wir insgesamt drei Wartebereiche eingerichtet, um die Patienten möglichst voneinander zu trennen."
Ohnehin werden Patienten gebeten, möglichst alleine zum Zahnarzt zu gehen. Ebenso sollten Menschen mit Erkältungssymptomen nicht ohne vorherige telefonische Rücksprache in die Praxis kommen, rät die Kassenärztliche Vereinigung.
Leiter der Zahnklinik am Marien-Hospital in Witten besorgt Schutzkleidung aus China
Die Situation in der Zahnklinik am Marien-Hospital sah vor einigen Wochen noch ganz anders aus. Im März hatte Torsten Schudlich über katastrophale Zustände in seiner Praxis geklagt. Er befürchtete, dass ihm früher oder später die Schutzkleidung ausgehen würde. Denn Atemschutzmasken und Handschuhe seien damals kaum verfügbar gewesen.
Daher hat der 44-Jährige in den letzten Wochen selbst für Nachschub gesorgt. "Ich habe durch intensive Recherche und persönliche Kontakte die benötigten zertifizierten Schutzmasken zunächst im Inland und dann auch durch Bestellungen in China erworben", sagt Schudlich. Denn "nur die sogenannten FFP2- oder FFP3-Masken schützen auch die Zahnärzte und Helferinnen, da nur diese die vorkommenden Aerosole sicher herausfiltern." Ein einfacher Mund-Nasen-Schutz könne lediglich das Risiko einer Tröpfeninfektion verringern und so vor allem andere vor Infektionen schützen.
Natürlich wird Sicherheit auch in den anderen Wittener Praxen groß geschrieben. Es sei noch genügend Schutzkleidung vorhanden, heißt es bei einem anderen Zahnarzt. Außerdem benötige man ja weniger Material, weil auch weniger Patienten kämen.
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Info:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn plant einen weiteren finanziellen Schutzschirm. Damit sollen unter anderem auch die Einnahmeausfälle von Zahnärzten abgefedert werden, die durch ausbleibende Patienten entstehen. Demnach sollen Zahnärzte 30 Prozent der Differenz zwischen angenommener Gesamtvergütung für das laufende Jahr und tatsächlich erbrachter Leistung erhalten.
Weitere Unterstützungsmaßnahmen wie Soforthilfen für Selbstständige und das Kurzarbeitergeld werden darauf nicht angerechnet.