Witten. Die Verschiebung der Abi-Prüfungen lässt auch die Wittener Schulen bangen. Dass es keine Mottowochen geben wird, ist das geringste Problem.

Sie werden es irgendwie umsetzen, da sind sich die Wittener Schulleiter einig. Weil die Abiturprüfungen wegen der Corona-Krise diesmal nicht direkt nach den Osterferien, sondern auf Anordnung der Landesregierung frühestens am 12. Mai beginnen, müssen die Schulen umplanen. Das hat verschiedene Konsequenzen.

Die neue Planung gelte natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die Schulen am 20. April überhaupt wieder öffnen, sagt Johannes Rienäcker, Leiter des Albert-Martmöller-Gymnasiums. Diese Entscheidung werde entsprechend der medizinischen Situation sehr kurzfristig fallen. Ist der Schulbesuch dann wieder möglich, wäre der 8. Mai der letzte Schultag für die Abiturienten. Den Abschied werden sie jedoch nicht gebührend feiern können. "Von der sonst üblichen Mottowoche müssen sie sich verabschieden", so Rienäcker. Sollte sich die Situation bis Juni geklärt haben, sei vielleicht ein Abischerz-Tag drin, vertröstet er.

Das Korrigieren einer Abi-Klausur dauert etwa drei Stunden

Etwa 120 Abiturienten, die ihre Vorklausuren bereits komplett hinter sich haben, sind in diesem Jahr am AMG am Start. Eine Menge Abi-Klausuren fallen also an. Das werde schwierig für die Kollegen, die Korrektur lesen müssen. Sie hätten viel weniger Zeit dazu - und eine Abi-Klausur nehme rund drei Stunden in Anspruch. "Das ist kaum zu schaffen, wenn die Lehrer nicht gleichzeitig von Unterrichtsverpflichtungen entbunden werden", sagt Rienäcker. Die letzte Möglichkeit, die Ergebnisse herauszugeben, sei der 27. Juni. "Das Schuljahr ist ohnehin sehr kurz."

"Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Entscheidungen", kommentiert Dirk Gellesch, Leiter des Ruhr-Gymnasiums, die Verschiebung der Abi-Prüfungen. Einen detaillierten Terminplan habe das Land noch nicht mitgeliefert. Doch man werde sich auf den Weg machen. "In diesen Zeiten muss man natürlich vieles immer wieder anpassen." Und das werde auch noch eine Weile so bleiben. Auch nach Corona wird nicht alles so wie früher sein. Aber, so Gellesch, "wir sind ja dazu da, Probleme zu lösen".

Termin-Verschiebung hat auch Konsequenzen für andere Schüler

Im Übrigen gehe es nicht nur um die Abiturienten. Die Verschiebung habe auch Konsequenzen für die Q1-Schüler, also den Jahrgang 11, und ihr Leistungspensum. Außerdem werden die zentralen Prüfungen in Klasse 10 ebenfalls verschoben: um fünf Tage auf den 12. bis 19. Mai. Müssen die Schulen länger geschlossen bleiben, hält Gellesch auch dies für eine Möglichkeit: keine Abschlussprüfungen, sondern eine andere Art der Bewertung - wie sie auch die Landeselternschaft bereits gefordert hat.

"Wir haben gerade alle Abiturienten zugelassen, insgesamt 60", sagt Heike von Glischinski, Oberstufenleiterin an der Hardenstein-Gesamtschule. Sie halte die Entscheidung des Landes für sinnvoll. "Damit kann man gut planen." Allerdings glaube sie angesichts des aktuellen Verlaufs der Infektionswelle nicht daran, dass nach den Osterferien der reguläre Unterricht wieder beginnt.

Schulleiter: "Wie geht es weiter, wenn es wieder losgeht?"

Mit einer Verschiebung der Prüfungen hat auch Michael Günzel, Leiter der Holzkamp-Gesamtschule, gerechnet. Doch wünscht er sich einen weiteren Plan B für den Fall, dass die Schulen nicht nach den Osterferien öffnen dürfen. Und einen Plan, wie vorzugehen sei, wenn es wieder losgeht. Denn dass dann nicht plötzlich 25 Schüler in einem Raum sitzen dürfen, verstehe sich von selbst. "Doch wenn nur fünf Leute in einem Raum sind und wenn Abiprüfungen und normaler Unterricht parallel stattfinden, dann bräuchte ich 240 Räume", schildert Günzel ein Szenario, für das er schon jetzt einen Lösungsvorschlag erwartet hätte. Ihm fehle das richtige Krisenmanagement von Seiten der Verantwortlichen - bei dem die Gesundheit aller im Vordergrund steht.

Info:

Betroffen von der Verschiebung der Abiprüfungen ist auch das Berufskolleg Witten. 65 Schüler und Schülerinnen stehen dort vor dem Abitur und 240 vor den Prüfungen zum Ablegen der Fachhochschulreife.

"Wir warten auf konkretere Angaben, wie wir vorgehen sollen", sagt Olaf Schmiemann, Leiter des Kollegs. Doch die Terminschiene sei das geringste Problem: "Was, wenn es am 20. April gar nicht losgeht?", fragt auch er. Eventuell könne man Noten aufgrund der bisher erbrachten Leistungen vergeben.