Witten. Kurz vor seiner Pensionierung ist der Rektor der Gesamtschule Hardenstein einem Krebsleiden erlegen. In Witten-Herbede ist die Trauer groß.
Die Schulgemeinschaft der Hardenstein-Gesamtschule in Witten trauert um ihren Rektor Erwin Eßmann, der kurz vor seiner Pensionierung verstorben ist. Der 65-Jährige erlag einem Krebsleiden. In seinen 17 Dienstjahren als Schulleiter hat er sich mit außerordentlich viel Herz und Kraft für die Schule, die Kinder und den Stadtteil Herbede engagiert.
Im Sekretariat der Gesamtschule an der Wabeck trudeln zurzeit etliche Beileidsbekundungen ein. Erwin Eßmann war in Witten und Sprockhövel (von dort kommt ein Teil der Hardensteinschüler) weit bekannt. "Viele der jetzigen Eltern waren einstige Schüler von ihm", sagt Mareike Heuer-Hesselmann, die Schulpflegschaftsvorsitzende. Vor seiner Tätigkeit in Herbede - zunächst als stellvertretender Schulleiter, ab 2003 dann als Chef - hat Eßmann an der Holzkamp-Gesamtschule in Annen unterrichtet.
Im Juni 2019 war Erwin Eßmann krankgeschrieben worden. Regelmäßig tauchte er trotzdem beim Kollegium oder den Schülern auf. "Zuletzt hat er uns vor drei Wochen besucht", sagt Vize-Schulleiter Holger Jahnke. "Er hat sich bis zum Schluss mit Anregungen in den aktuellen Schulalltag eingebracht. Er hat weitergearbeitet, als hätte er einen Schnupfen." Und zum Beispiel im Sommer 2019 das Drachenboot "Erwin" für die Schule gekauft. Holger Jahnke beschreibt seinen Vorgesetzten so: "Er war offen heraus, knallte einem schon mal Sachen an den Kopf und war gleichzeitig verständnisvoll und unheimlich aufnahmefähig."
Hardenstein-Schule plante große Abschiedsparty zur Pensionierung im Sommer
Anfang März war die Urkunde zum "40-jährigen Dienstjubiläum" Eßmanns eingetroffen, er konnte sie aber nicht mehr in Empfang nehmen. Auch plante die Schule schon eine große Abschiedsparty für den Sommer. Wegen der anstehenden Pensionierung ist die Neubesetzung der Hardenstein-Schulleitung zurzeit ausgeschrieben.
Erwin Eßmann unterrichtete neben seiner Tätigkeit als Schulleiter Sport und Erdkunde, leitete eine "Golf-AG", begleitete den China-Austausch sowie die alljährliche Skifreizeit. Große Aufmerksamkeit erfuhren die Hardenstein-Skifahrer und ihr Rektor im Januar 2019. Weil sie eingeschneit waren, musste die Gruppe von einer Alm in Österreich per Hubschrauber gerettet werden.
Den Wittener Politikern heizte er ordentlich ein
"Für seine Schüler ist Herr Eßmann durchs Feuer gegangen", sagt Elternvertreterin Mareike Heuer-Hesselmann. Vor allem den Wittener Politikern konnte er dabei ordentlich einheizen - etwa wenn es um den Fortbestand seiner Schule ging. 2013 wurde erwogen, den Standort Vorholz zu schließen und die Gesamtschule in die City zu verlegen. Oder wenn die Wittener Stadtverwaltung versuchte, die Zahl der aufzunehmenden Schüler zu begrenzen.
"Ich habe ihn als Kämpfer für die Interessen seiner Schule erlebt, der sich getraut hat, den Mund aufzumachen", schreibt Stefan Borggraefe von den Piraten. Claudia Gah von der Herbeder CDU meint: "Erwin Eßmann hat sich unermüdlich und stets erfolgreich für seine Schule eingesetzt, für jede Sanierung, jede Förderung." Ähnlich formuliert es der Herbeder SPD-Ratsherr Klaus Pranskuweit: "Unsere Gesamtschule Hardenstein war seine Lebensaufgabe. Er hat für deren Erhalt mit allen legalen Mitteln gekämpft."
Diesen Kampf hat er gewonnen - denn die Schule wird bleiben. Den Kampf gegen den Krebs hat er leider verloren.