Wittten. . Jugendliche aus Shanghai und Yuxi besuchen eine Woche Witten. Eine Fahrt mit dem landestypischen Trommler-Boot darf da nicht fehlen. Nur: Ein Paddel nehmen viele das erste Mal in die Hand...

Qian Sitong (14) zupft nervös an ihrer orangenen Schwimmweste. Gleich steigt die chinesische Austauschschülerin ins Drachenboot, das vor ihr auf der Ruhr schwankt. Eigentlich eine chinesische Spezialität. Nur: Qian Sitong hat bis jetzt noch nie ein Paddel in der Hand gehalten. Und dann noch das: Hardenstein-Schulleiter Erwin Eßmann plumpst ins deutsch-chinesische Boot. Ob das gutgeht? Na dann Yiqie shunli (Viel Glück)!

Qian Sitong, ein Mädchen mit Brille und Pagenschnitt, gehört zu einer Gruppe Austauschschüler, die zurzeit Witten besucht. Die eine Hälfte geht in dieser Zeit zur Hardenstein-Gesamtschule, die andere, dazu gehört die 14-Jährige, besucht das Schiller-Gymnasium. Sie nimmt ihr Paddel in die Hand und pflanzt sich zaghaft in die vierte Reihe, hinten gibt Steuermann Tom Jäger Anweisungen. „Paddel voraus, Umschlag, eins, zwei, drei“. Qian Sitong und ihre Freunde schauen etwas ungläubig. Ob sie das verstanden haben? Zur Not verständigt man sich hier eben mit Händen und Paddel.

Auf den Rhythmus kommt es an

Coco steht noch draußen. Sie steigt erst in Boot Nummer drei. Sie saß zwar auch noch nie in dem chinesischen Wasserflitzer, ist aber trotzdem gut vorbereitet. „Ich habe mir im Fernsehen angeschaut, wie das geht“, sagt sie auf Englisch. Das Mädchen aus Shanghai weiß: „Auf den Rhythmus kommt es an.“ Coco war in den letzten Tagen mit Freundin Arrow (17) und den anderen am Kölner Dom und stieg im Kletterpark in schwindelerregende Höhen. Ein Besucher ist optimistisch: Wenn sie das überstanden habe, bändige sie auch den Drachen.

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Yingxi sitzt entspannt in der Sonne. „Wenn ich schwimmen könnte, würde ich auch gerne mitfahren“, sagt sie in fast perfektem Deutsch. Drei Jahre habe sie die Sprache in der Schule im chinesischen Yuxi gelernt. Was das Schwimmen angeht: Das sei in China sowieso nicht so beliebt wie zum Beispiel Basketball. „Ich spiele gerne Tischtennis“, berichtet die 15-Jährige, während das Boot mit Qian Sitong über die Ruhr schippert. Erster Zwischenstand: Die 14-Jährige liegt im Rhythmus, Schulleiter Erwin Eßmann hält sich wacker.

Wettrennen um den Sieg

Am Ufer macht sich Heidi Moewert mit ihrer Kamera bereit fürs Foto. In dem Boot, das den Steg kreuzt, sitzt Fu. Der 16-Jährige lebt eine Woche bei der Wittenerin. „Schon am zweiten Tag haben wir uns zwei Stunden unterhalten“, sagt sie, „mit allem, was übersetzen kann.“ Vom Wasser winkt Fu noch etwas schüchtern. Aber Drachenboot ist eben Drachenboot. Und jetzt auch noch das: Ein kleines Wettrennen lassen sich die Schüler nicht nehmen. Endstand: Qian Sitong bleibt mit ihren Kollegen im Hintertreffen, ob Schulleiter Erwin Eßmann fit genug war, ist nicht bekannt. Qian Sitong nimmt’s sportlich. Ihr Fazit: „Ich bin ein bisschen nass geworden, die Arme tun weh. Aber ich mache das gerne wieder.“