Witten. Mundschutz und Handschuhe sind derzeit Mangelware. Trotzdem kommen noch viele Patienten in die Zahnklinik am Marien-Hospital.

Schutzanzug, Kopfhaube, Mundschutz, Handschuhe und ein Gesichtsschutzvisier aus Acrylglas – seit zwei Wochen arbeitet Zahnklinik-Leiter Torsten Schudlich nur noch in voller Schutzkleidung. Denn sonst könnte der Zahnarzt die Behandlung in Corona-Zeiten gleich einstellen, weil er sich und die Patienten gefährden würde.

Doch Atemschutzmasken und Handschuhe sind derzeit bekanntlich Mangelware. "Hier herrschen katastrophale Zustände", sagt der 44-Jährige. "Wenn es so weitergeht, haben wir bald keine Möglichkeit mehr, uns zu schützen." Unter diesen Bedingungen könne er den Betrieb nicht aufrechterhalten. Denn das Risiko sei zu hoch, dass sich einer der Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert und es womöglich sogar an andere Patienten überträgt.

Der Zahnarzt versorgt unter anderem auch Patienten mit Behinderungen oder besonderem Pflegebedarf. Eine Infektion kann für diese Menschen besonders gefährlich werden. "Wir haben die Situation kommen sehen und uns einen Vorrat an Schutzkleidung angeschafft", sagt er. Doch irgendwann seien auch diese Vorräte aufgebraucht. Mittlerweile würde ein Paket mit 100 Handschuhen – wenn man denn noch eins bekommt – über 20 Euro kosten. Vor wenigen Wochen hätte er für die gleiche Menge noch 5,80 Euro bezahlt.

Wittener Zahnklinik-Leiter muss Patienten nach Hause schicken

Der Leiter und Gründer der ans Marien-Hospital angegliederten Zahnklinik versteht nicht, wieso Menschen, die keine Schmerzen haben oder deren Eingriffe sich problemlos einige Wochen verschieben lassen, nicht zu Hause bleiben. "Seitdem die Schulen geschlossen sind, kommen immer mehr Eltern mit ihren Kindern", sagt Schudlich. Einige Patienten habe er bereits wieder nach Hause geschickt. Die meisten hätten verständnisvoll reagiert.

Damit die Patienten im Wartezimmer nicht direkt nebeneinander sitzen, hat das Team der Zahnklinik die Stühle weiter auseinander gestellt. Außerdem hat Schudlich ein Plakat im Anmeldebereich angebracht, damit Patienten, die über Symptome klagen, die Klinik gar nicht erst betreten. "Ich habe meine Patienten gefragt, ob sie den Zettel an der Tür gelesen haben", sagt er. Die meisten hätten seine Frage mit "Nein" beantworten müssen.

Aber er habe keine andere Wahl und müsse die Zahnklinik weiter betreiben, sagt der Mediziner. Nur das Gesundheitsamt könne den Betrieb schließen. Zwar ist dem Zahnarzt klar, dass Notfallpatienten weiterhin behandelt werden müssen. Jedoch seien große Kliniken wie die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Bochum oder Dortmund derzeit besser aufgestellt.

Eine Beschwerde Schudlichs beim Kreisgesundheitsamt liegt nach Angaben von Kreissprecher Ingo Niemann aber nicht vor. "Es hat bisher keinen Kontakt zu dieser Zahnklinik gegeben."

Zahnklink der Universität Witten/Herdecke sagt Behandlungstermine ab

Und wie verfährt die Zahnklinik der Uni? Sie sagt vorerst viele Behandlungstermine ab. "Wir haben den Betrieb auf die notwendigen Behandlungen heruntergefahren", sagt Klinikleiter Prof. Dr. Stefan Zimmer. So werden etwa Schmerzpatienten weiterhin behandelt. Auch Patienten mit angefangenen Zahnersatz-Arbeiten lasse man nicht im Stich. Aufschiebbare Behandlungen wie Zahnreinigungen wurden hingegen abgesagt.

Nun fürchet allerdings Torsten Schudlich, der Leiter der Zahnklinik am Marien-Hospital, dass jetzt viele Patienten von der Uni-Zahnklinik zu ihm geschickt werden. Spätestens, wenn ihm und seinem Team die Schutzkleidung ganz ausgehe, könne er seine Patienten nicht weiter behandeln.

Info:

Um das Risiko zu minimieren, dass das Coronavirus durch Besucher weiterverbreitet wird, hat das Marien-Hospital bereits am Dienstag (17.3.) die Klinik für Besucher geschlossen.

Besuche sind dort nur in begründeten Ausnahmefällen, auf den Kinderstationen und in der Geburtshilfe erlaubt erlaubt.