Witten. Eine Wittenerin hatte Kontakt mit einem “begründeten Verdachtsfall“. Davon erfahren hat die 52-Jährige allerdings erst eine Woche später.

Eine 52-jährige Wittenerin (Name der Redaktion bekannt) hatte in der Tanzschule Kontakt zu einem Mann, dessen Arbeitskollege sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Der Mann galt somit als "begründeter Verdachtsfall". Davon erfahren hat sie erst eine Woche später, am 16. März. Eine gemeinsame Freundin erzählte ihr, dass sich der Mann und seine Frau in häuslicher Quarantäne befänden und auf das Ergebnis ihrer Tests warten würden.

Die 52-Jährige ist erschrocken darüber, wie locker in Witten mit dem Thema umgegangen wird. "Noch bis Montag (16.3.) habe ich meinem Umfeld vertraut", sagt sie. Die Wittenerin sei fest davon ausgegangen, dass Bekannte sie in einem solchen Fall informieren würden. Aber auch von den Behörden ist sie enttäuscht: "Warum gibt es keine Vorgabe vom Gesundheitsamt, dass man als "begründeter Verdachtsfall" alle Menschen, mit denen man Kontakt hatte, informieren muss?" So könne die Ausbreitung des Virus nicht gestoppt werden, so laufe man den Neu-Infizierten lediglich hinterher, sagt sie.

Als die 52-Jährige in einem Artikel unserer Zeitung liest, dass 387 EN-Bürger (Stand: 17.3.) in den eigenen vier Wänden bleiben müssen, weil sie Kontakt zu einem "begründeten Verdachtsfall" hatten, ist sie verwundert: "Warum hat mich keiner informiert, wenn doch sinnvollerweise auch alle Kontaktpersonen von "begründeten Verdachtsfällen" zu Hause bleiben sollen?"

Wittenerin bleibt vorsorglich zu Hause

"Wir handeln nach den Vorgaben vom Robert-Koch-Insitut", sagt Kreissprecher Ingo Niemann. "Das sieht nicht vor, dass Kontaktpersonen von "begründeten Verdachtsfällen" informiert werden." Nur Infizierte und deren "enge Kontaktpersonen", also "begründete Verdachtsfälle", müssen für 14 Tage zu Hause bleiben. Das Kreisgesundheitsamt ordnet für Kontaktpersonen von "begründeten Verdachtsfällen" nur dann häusliche Quarantäne an, wenn diese mit dem "begründeten Verdachtsfall" in einem gemeinsamen Haushalt leben.

Trotzdem sei die Wittenerin vorsorglich zu Hause geblieben. "Es ist unverantwortlich, seine Kontaktpersonen nicht sofort zu informieren, wenn man erfährt, dass man sich eventuell mit dem Virus infiziert hat", sagt sie. Der Mann und seine Frau hätten ihr gegenüber gesessen und 90 Minuten mit ihr im gleichen Raum getanzt. Man müsse Verantwortung übernehmen und gerade ältere Menschen schützen. Diese Möglichkeit hätte man ihr schon am 9. März geben können, zu einem Zeitpunkt, zu dem sie selber noch niemanden hätte anstecken können. Stattdessen erfährt sie es zufälligerweise erst eine Woche und viele Kontakte später.

Der Mann und seine Frau haben ihre Testergebnisse mittlerweile erhalten: Sie haben sich nicht mit dem Coronavirus infiziert.