Witten. Die Togofreunde aus Witten haben ein neues Projekt auf den Weg gebracht. Ein Waisenhaus in dem westafrikanischen Land steht kurz vor dem Aus.
Als der Hilferuf von Schwester Anna, der Leiterin eines Kinderheims in Pagouda (Togo), kam, wussten die acht Vereinsmitglieder der Togofreunde Witten-Stockum sofort: „Da müssen wir helfen!“ Seit 2013 unterstützt der Verein bedürftige Menschen im westafrikanischen Togo und hat bereits einige Projekte auf die Beine gestellt. Nun wollen die Wittener die Schließung des Kinderheimes verhindern.
Der Wittener Verein hat bereits 7.000 Euro gespendet
„Um das Waisenhaus finanziell zu entlasten, haben wir erst einmal 7.000 Euro gespendet“, sagt Marita Mutschler, Vorsitzende der Togofreunde aus Stockum. Ihr Kollege Heinrich Mainka war dann im Januar diesen Jahres in Togo, um sich die Lage vor Ort anzuschauen. „Wir haben der Leiterin des Waisenhauses einen Fragebogen gegeben“, sagt Mutschler. „Darin soll sie genau aufschreiben, wofür sie das Geld braucht.“ Erst dann wollen sie überlegen, wie sie das Waisenhaus langfristig unterstützen können.
Etwa 30 Jungen und Mädchen, deren Eltern größtenteils infolge einer Aids-Erkrankung gestorben sind, leben in dem Haus in Pagouda. In unmittelbarer Nähe befinden sich eine Schule und ein Kindergarten. Außerdem gibt es vor Ort ein Internat, in dem zwanzig Mädchen leben. Dort werden sie beispielsweise zu Schneiderinnen oder Köchinnen ausgebildet.
Die Unterstützung des Waisenhauses wird ein „dauerhaftes Projekt“
„Pater Pierre aus Polen, der das Waisenhaus aufbaute und Spenden sammelte, ist vor einigen Jahren verstorben“, erzählt Mutschler. Nun sei dem Kinderheim das Geld ausgegangen, denn staatliche Unterstützung gebe es nicht. „Das wird wohl ein dauerhaftes Projekt werden“, sagt sie. Ansonsten befürchtet die 61-jährige Altenpflegerin, dass das Kinderheim früher oder später doch schließen muss. Ein Kinderheim in Ayengré, etwa 200 Kilometer südlich von Pagouda, das ebenfalls von dem polnischen Pastor aufgebaut wurde, musste bereits geschlossen werden.
Der Schwerpunkt liege auf der Versorgung der Kinder mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln. „Natürlich helfen wir auch, wenn mal das Dach kaputt gehen sollte“, sagt Mutschler. Der Verein leistet nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern schickt auch regelmäßig Pakete nach Pagouda. „Ob Zahnpasta, Medikamente oder Süßigkeiten, wenn etwas gebraucht wird, versuchen wir so schnell es geht ein Päckchen loszuschicken“, sagt die 61-Jährige.
Die Togofreunde sind auf die Hilfe der Wittener angewiesen
Die Togofreunde sind auf Spenden angewiesen. Sie kommen allerdings nicht nur aus Stockum, sondern aus allen Wittener Stadtteilen. „Wenn wir einen Aufruf starten, bringen die Leute uns jede Menge Kleidung, Handtücher und Bettwäsche“, sagt die Vorsitzende des Vereins.
Um das Waisenhaus finanziell unterstützen zu können, braucht der Verein aber auch Geld. Die 61-Jährige und ihr Team nehmen regelmäßig an Basaren und Schulfesten teil. Dort verkaufen sie zum Beispiel Kunstgegenstände aus Togo. „Ich nähe kleine Engel, ich nenne sie Togo-Engel, die sind der Renner“, erzählt sie. Außerdem gibt es an jedem letzten Sonntag im Monat Kaffee und Kuchen im Café Max an der Hörder Straße 364 in Stockum. Der Erlös kommt ebenfalls den Menschen in Togo zu Gute.
Der Verein aus Witten unterstützt bereits seit 2013 Projekte in Togo
Das Waisenhaus ist nicht das erste Projekt, das die Togofreunde in die Wege geleitet haben. Im Jahr 2013 war Marita Mutschler das erste Mal in Togo. Vor Ort haben sie besonders die hygienischen Zustände in einer Krankenstation in Sada schockiert. „Dann wird einem erst einmal bewusst, wie gut es uns geht, speziell uns Frauen“, sagt sie.
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Daraufhin haben die Togofreunde insgesamt 22.000 Euro in den Bau einer Krankenstation und eines Frauenhauses in Sada investiert. Außerdem verschickten die Wittener zahlreiche Mutter-Kind-Pakete, die die Mütter in Togo mit Babywäsche und Pflegeprodukten versorgten. Sechs Jahre später galt das Projekt als abgeschlossen. „Hilfe zur Selbsthilfe, das ist unser Ziel“, sagt Mutschler. „Wir wollen, dass die Menschen irgendwann selbst klarkommen.“ Jede Frau, die in der Krankenstation entbindet, bezahlt nun zwei Euro und bringt etwas zu essen mit, damit die Finanzierung der Einrichtung weiterhin gewährleistet ist.