Witten. . Das neue Hermes-Depot im Salinger Feld ist eröffnet. Doch noch ruhen im 5000 m² großen Verteilzentrum die Bänder.
Wo einst die vom Feuer zerstörten Gebäude des Automobilzulieferers Pelzer standen, ist nun eine neue Halle aus dem Boden gewachsen. Hermes wird ab 3. Juni vom Salinger Feld aus Pakete ins ganze Ruhrgebiet liefern. Über 50.000 Sendungen werden pro Tag verteilt – größtenteils mit Elektrofahrzeugen. Gestern lud das Unternehmen zur offiziellen Eröffnung.
Hier wird vor allem nachts gearbeitet
Still ist es in dem 5000 m² großen Gebäude. Von Paketen keine Spur. Nur ein paar Dummys stehen herum. „Wir müssen den Betrieb erst noch ausgiebig mit voller Auslastung testen, bevor wir loslegen“, sagt Depot-Manager Peter Gröning. Im Mai also wird Bewegung in die Halle kommen, in der jetzt die Maschinen noch still ruhen. Dann wird sich das Verteilzentrum in einen Art Erlebnisparcours für Pakete und Päckchen verwandeln.
Was für Laien aussieht wie eine überdimensionale Rollenrutsche, heißt korrekt: Pufferendstelle. Hier werden die Sendungen am oberen Ende automatisch gestapelt. Dann rollen sie nach unten zum Fahrer, der sie durch eines der Tore ins nahe gelegene Auto transportieren kann. 120 bis 140 Pakete auf einmal können zum Kunden transportiert werden. Per Tablet erhalten die Fahrer die Auslieferungsinformationen, es dient gleichzeitig als Navi. In die Software für die Tourenplanung habe Hermes bundesweit gerade erst mehrere Millionen Euro investiert, so Sprecher Sebastian Kaltofen.
Die noch viel größeren Logistikzentren des Unternehmens, von denen es bald sieben in Deutschland geben wird, beliefern Depots wie das in Witten. Die Anlieferung erfolgt durch sechs Tore gleichzeitig. Verschiedene Laufbänder befördern die Pakete an die richtige Stelle. Es gibt eine acht-förmige Anlage und eine Längsbahn. Normalerweise rattern und vibrieren sie, doch die etwa 100 Mitarbeiter – Gröning: „Wir brauchen noch mehr“ – können ohne Gehörschutz arbeiten. Das alles geschieht nachts, damit die Pakete dann morgens raus auf die Straße können.
„Wir haben alle gerungen, ob wir den Standort mit Pelzer erhalten können“, so Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Es hat nicht funktioniert, Pelzer ist nach Bochum abgewandert. Doch Leidemann ist zufrieden mit dem „ungleich fortschrittlicheren“ Folge-Unternehmen. Auch Depot-Leiter Gröning freut sich: „Die Anbindung an die Autobahnen ist klasse.“ Außerdem habe man ein Grundstück benötigt, das rund um die Uhr befahrbar ist. Nicht zuletzt befinde sich Witten etwa in der Mitte zwischen Hagen und Dortmund, wo Hermes zwei alte Depots geschlossen hat.
Nebenan entsteht ein riesiges Logistiklager
Garbe Industrial Real Estate hat als Investor das gesamte, 30.000 m² große Pelzer-Grundstück gekauft. Neben der Hermes-Halle entsteht auf 21.000 m² ein riesiges Logistiklager. „Die Mietverträge sind unterzeichnet, Mitte Januar wird es in Betrieb genommen“, sagt Frank Soppa von Garbe. Mieter sei ein Online-Händler. Keiner der ganz großen Namen, aber doch ein Mittelständler, mehr dürfe er nicht verraten.
Ein paar Tipps für jene, die gerne im Netz bestellen oder selbst Pakete versenden, hat Hermes-Sprecher Kaltofen noch auf Lager: „Lassen Sie Ihre Lieferung zu einem Paketshop und nicht nach Hause schicken, wenn Sie selten daheim sind.“ Und: „Bitte keine Schleife um den Karton binden.“ Verfängt sich das Band in der Anlage, könne das den ganzen Betrieb lahmlegen.
>> INFORMATION
- Hermes hat rund 14 Millionen Euro in die technische Ausstattung des neuen Verteilzentrums investiert und setzt verstärkt auf E-Mobilität. Die Fahrer starten bis zu vier Zustellversuche, um ein Paket abzuliefern.
- Das Unternehmen Hermes wurde 1972 als Tochterfirma des Otto-Versands gegründet.