Witten. Beim Neujahrsempfang der Wittener Grünen gaben sich die Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl fast die Klinke in die Hand. Aber eine(r) fehlte.
So viele Bürgermeisterkandidaten der Grünen oder von den Grünen unterstützte Bewerber hat man selten gesehen. Beim Neujahrsempfang der Wittener Öko-Partei war am Samstag (8.2.) im „Treff“ nicht nur die Dortmunder OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger zu Gast. Auch Frank Staacken aus Hattingen ließ sich sehen, ebenso die von den Grünen mit getragene Sabine Noll (CDU) aus Sprockhövel. Nur der Wittener Ortsverband hatte keine eigene Kandidatin oder keinen eigenen Kandidaten vorzuweisen.
Noch lassen die Wittener Grünen die Katze zwar nicht aus dem Sack. Aber nichts deutet derzeit darauf hin, dass sie bei der Kommunalwahl im September mit einem eigenen Bewerber antreten – trotz ihres großen Erfolgs bei der letzten Europawahl, als sie sensationell erstmals stärkste Partei in Witten wurden. Warum sie diese Chance nicht nutzen? Landtagsabgeordnete Verena Schäffer sagt, dass es vor allem um die Stärkung der Ratsfraktion gehe – und da sind die Grünen optimistisch, ordentlich zuzulegen.
Dortmunder OB-Kandidatin: Kommunen haben bei Klimaschutz Schlüssel in der Hand
Alle Redner hoben die Bedeutung der Kommunalwahlen für grüne Kernthemen wie den Klimaschutz hervor. Die Kommunen seien es, die hier den entscheidenden Schlüssel in der Hand hätten, sagte die Dortmunder Jugend- und Sozialdezernentin Daniela Schneckenburger, die OB-Kandidatin aus Dortmund. Ob es um klimaneutrale Quartiere oder Photovoltaik auf den Dächern gehe – „das sind die Entscheidungen die ihr mit euren B-Plänen trefft“. Den Wittener Grünen gab sie mit auf den Weg: „Ich wünsche euch, dass ihr es umsetzen könnt. Dafür braucht man Partner. Aber wir wollen Taktgeber sein.“
Im Kreis haben sich die Grünen bereits wieder an die Seite der SPD gestellt, indem sie Landrat Olaf Schade als Kandidaten unterstützen. Der sprach ein Grußwort und forderte auch die Industrie zu entschiedenem Handeln angesichts des Klimawandels auf. „Mehr Engagement beim Klimaschutz“ forderte ebenfalls die Landtagsabgeordnete Verena Schäffer. Auch sie hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Kommunalwahlen hervor. Natürlich war auch die Wahl in Thüringen ein Thema.
Wittener Landtagsabgeordnete: „Thüringen hat mich total schockiert“
„Mich hat es total schockiert“, sagte Schäffer, die in ihrer Landtagsfraktion Expertin für Rechtsextremismus ist. Sie erinnerte an den „rassistischen Anschlag“ mit einem Auto in der Silvesternacht 2018/2019, an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten, an den antisemitischen Anschlag in Halle – und war sich mit allen Anwesenden einig, dass man seine Stimme dagegen erheben müssen, wenn sich jemand rassistisch, homophob oder sexistisch äußere. Schäffer: „Das ist der Anfang.“ Gemeinsam gelte es, Demokratie und Vielfalt zu verteidigen.
Auch interessant
In diesem Zusammenhang erinnerte der Landrat an den zurückgetretenen Feuerwehrpräsidenten Hartmut Ziebs aus Ennepetal, der vor einem Einfluss der AfD innerhalb des Verbandes gewarnt hatte und dafür teilweise heftig unter Beschuss geraten war. Schade wünschte sich „ein bisschen mehr Hartmut Ziebs. Wir Demokraten müssen zeigen: Hier ist die Grenze, die nicht überschritten werden darf“.
EN-Grüner fordert bei Wittener Neujahrsempfang Ende des PCB-Ausstoßes in Ennepetal
Der Sprecher der Grünen im Kreis, Paul Höller, machte sich für einen guten Öffentlichen Personennahverkehr und – mit Blick auf den PCB-Skandal in Ennepetal – für die Gesundheit der Bürger stark. „Unsäglich“ nannte er die Situation. Der PCB-Ausstoß müsse beendet werden. Die Grünen hätten einen klaren Kompass, während man bei Schwarz-Gelb nicht wisse, wofür sie stehen.
Dass es einige „Schwarze“ aber durchaus mit den Grünen können, zeigte die Anwesenheit von Wittens Unionschef Ulrich Oberste-Padtberg und von Ratsherr Julian Fennhahn. Oberste-Padtberg steckte gleich am Anfang die Köpfe mit Verena Schäffer zusammen. Dabei ging es ebenfalls um Thüringen. Von einer möglichen Koalition mit der CDU nach der Kommunalwahl wollte eine Wittener Ur-Grüne nichts wissen.
Auch interessant