Witten. Lauern im Untergrund des Bommerfelder Rings in Witten Gefahren aus alten Bergbauzeiten? Jetzt begonnene Bohrungen sollen es ans Licht bringen.

Die Fahrbahnsanierung des Bommerfelder Rings sollte – neben dem Umbau der Pferdebachstraße – das größte Wittener Straßenbauprojekt des vergangenen Jahres werden. Doch daraus wurde nichts. Wittens Bergbau-Vergangenheit hat das Bauprojekt in Bommern ausgebremst. Jetzt sollen Bohrungen zeigen, ob durch den Bergbau entstandene Hohlräume unter dem Bommerfelder Ring verfüllt werden müssen.

Was auch alte Bergbaukarten zeigen: Unter dem Ring verlaufen die Flöze Mausegatt, Geitling und Kreftenscheer im Bereich der beiden Einmündungen zur Straße Eisenberg. Außerdem gebe es den Bommerbänker Erbstollen unter dem Ring, der der Bleichestraße folge, erklärt Gerald Klawe, Leiter der städtischen Stabsstelle Umwelt.

Der Erbstollen habe einst dazu gedient, Grubenwasser der Zeche Vereinigte Bommerbänker Tiefbau (1862-1906) abzuführen. Mit einer Belegschaft von 600 Mann förderte die Grube 1869 rund 145 000 Tonnen Steinkohle. Sie war damals der wichtigste Arbeitgeber in Bommern, so der Wittener Historiker Klaus Wiegand.

Lichtloch sitzt auf dem Bommerbänker Erbstollen

Mit den Bohrungen am Bommerfelder Ring hat die Firma Grundbau Essen (GbE) jetzt gegenüber der nördlichen Einmündung zum Eisenberg begonnen. Das Unternehmen GbE ist spezialisiert auf Altbergbau, dessen Erkundung und Sicherung. Am Donnerstagmorgen (6.2.) hatte sich ein Spezialbohrer bereits bis in 14 Metern Tiefe vorgearbeitet. „Das ist noch der Kiesbereich“, erklärte Maschinenführer Daniel Grunert. Und fügte hinzu, es solle 30 Meter tief gebohrt werden. Sollte die Firma während der Arbeiten auf Hohlräume stoßen, werden diese mit einem Flugasche-Zementgemisch verfüllt. Außerdem beurteilt ein Dortmunder Gutachterbüro die bergbauliche Situation vor Ort.

Aufgabe für Generationen

Im Wittener Stadtgebiet gibt es mehr als 2000 sogenannte Tagesöffnungen aus ehemaligen Bergbauzeiten, also Stollen- oder Schachtmundlöcher.

„Die sind nicht alle harmlos, weil sie nicht immer sachgerecht verfüllt wurden“, sagt Gerald Klawe, Leiter Stabsstelle „Umwelt“.

Die Sicherung dieser Hohlräume ist eine Aufgabe, mit der sich noch nachfolgende Generationen beschäftigen müssen. Klawe: „Denn über 50 Prozent der Wittener Stadtfläche hatte früher mit dem Bergbau zu tun.“

Untersucht wird die Fläche zwischen der nördlichen Einmündung Eisenberg und der Cranachstraße. Gerald Klawe von der Stadt: „Wir wollen feststellen, ob der Untergrund für die neu geplante Fahrbahn tragfähig genug ist.“ Im Einmündungsbereich Bommerfelder Ring/Bleichestraße gebe es auch ein sogenanntes Lichtloch, einen Lichtschacht. Klawe: „So ein Lichtloch diente der Entlüftung.“ Es habe einen Durchmesser von etwa 2,5 Metern und sitzt laut Klawe auf dem Bommerbänker Erbstollen. Ob das Lichtloch unter der Fahrbahn oder unmittelbar daneben liege, wisse man nicht genau. Darüber würden auch alte Karten keine Auskunft geben. Die Bohrungen sollen das Geheimnis lüften.

Straßensanierung in Witten-Bommern soll über zwei Millionen Euro kosten

Blick in die ausgehobene Grube am Bommerfelder Ring. Donnerstagmorgen war die Firma GbE zunächst auf Kies gestoßen.
Blick in die ausgehobene Grube am Bommerfelder Ring. Donnerstagmorgen war die Firma GbE zunächst auf Kies gestoßen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Auf 250.000 bis 280.000 Euro schätzt der Leiter der Stabsstelle „Umwelt“ die Kosten für Bohrungen und Gutachter. Das ist nach Meinung der Experten gut angelegtes Geld, das für Sicherheit sorgen soll, bevor die Straßensanierung des Bommerfelder Ringes beginnen kann.

„Wir müssen die gesamte Straße neu aufbauen. Auch die Straßenentwässerung soll auf den neuesten Stand gebracht werden“, so Tiefbauamtsleiter Jan Raatz. Die hierfür anfallenden Kosten beziffert er „nach grober Schätzung“ mit über zwei Millionen Euro.

Raatz geht davon aus, dass die Straßenarbeiten voraussichtlich Ende Juni/Anfang Juli starten können. Vorher sollen die Bürger noch über die Straßenbaumaßnahme informiert werden. Die Bauzeit setzt der Tiefbauamtschef mit etwa zehn Monaten an.

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