Witten. . Auf einer Weide an der Berghauser Straße in Vormholz gab es drei Tagesbrüche. Die RAG hat die Fläche jetzt mit einem Geogitter gesichert.
Bergschäden sind immer wieder auch in Witten ein Thema, wo Spuren einer über 450-jährigen Bergbaugeschichte bis heute im Muttental zu sehen sind. Im Februar vergangenen Jahres wurde die Zufahrt zur Straße Am Masling wegen eines Tagesbruchs gesperrt. Die RAG ließ das drei Meter breite und fünfeinhalb Meter tiefe Loch verfüllen. Jetzt musste der Konzern erneut in Vormholz tätig werden. Dieses Mal an der Berghauser Straße, an der sich auf einer Weide gleich zwei Tagesbrüche auftaten.
Die über 9000 Quadratmeter große Fläche, die von einem Landwirt genutzt wird, liegt zwei Gehminuten vom Lokal Zur Alten Tür entfernt. Schon Ende Januar 2018 hatte die RAG die Meldung erhalten, dass es auf der Weide zu einem Tagesbruch gekommen sei. Das Loch war 2,5 Meter breit und zwei Meter tief. Thomas Hahn, bei der RAG für die sogenannte Bergbaunachsorge zuständig: „Ich habe mir das noch am gleichen Tag in Witten angesehen.“
Auf keine Hohlräume gestoßen
Wie Hahn schon wusste, handelt es sich um altes Bergbaugebiet – mit den Flözen Geitling, Kreftenscheer und Mausegatt. Auf der Weide wurden elf ehemalige Schächte ausgemacht. „Auf der Fläche gab es bereits 2011 einen Tagesbruch“, so der ehemalige Steiger. In Absprache mit der RAG verfüllte der betroffene Landwirt den Tagesbruch von Januar 2018 selbst. Drei Monate später, im April 2018, gab es auf der Weide erneut einen Tagesbruch – ähnlich groß wie der vom Januar.
„Ab November vergangenen Jahres haben wir alle elf Schächte aufgemacht, sind dort aber auf keine Hohlräume gestoßen“, so RAG-Projektleiter Hahn. Damit künftig weder Menschen noch Tiere auf der Vormholzer Weide zu Schaden kommen, habe man sich entschlossen, die Fläche durch ein sogenanntes Geogitter zu sichern. Auf 7500 Quadratmetern wurde das Gitter ausgebracht. Es liegt jetzt einen Meter unter der Erdoberfläche und besteht aus dem Material Aramid, wie Bergbau-Techniker Thomas Hahn erklärt.
Das Gitter hält 100 Jahre
Leicht, schnitt- und stichfest kommt Aramid nicht nur bei der Produktion von schusssicheren Polizeiwesten zum Einsatz, sondern auch bei Beschichtungen für Flugtriebwerke. Hahn: „Auf der Weide verhindert das Geogitter aus diesem Material jetzt, dass hier jemand durch einen Tagesbruch einbricht.“ Gebe der Boden an einer Stelle nach, zeige sich dies durch eine Delle im Gelände. „Das Gitter erlaubt uns, dann an der Stelle punktuell zu bohren und alles zu verfüllen“, so der Experte. Außerdem sei das Gitter sehr haltbar. „Das ist was für die nächsten 100 Jahre.“ Kosten der Maßnahme: rund 300.000 Euro.
Wittener hatten sich bei unserer Redaktion gemeldet, über gefällte Bäume an der Berghauser Straße berichtet. Stämme liegen derzeit noch in der Nähe des Parkplatzes der Gaststätte Zur Alten Tür. „Bäume mussten wir für unsere Arbeiten nicht fällen“, betont Thomas Hahn schmunzelnd, der vermutet, dass es sich um normale Forstarbeiten gehandelt habe.
In Vormholz wird eine neue Gasleitung verlegt
Neben der jetzt von der RAG gesicherten Weide befindet sich ein Baugebiet. Ab der kommenden Woche soll von der Straße Altenhöfen aus bis zur Berghauser Straße in Höhe der Gaststätte Zur Alten Tür eine rund ein Kilometer lange neue Gasleitung verlegt werden. Auftraggeber ist der Essener Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe.
>>> IN ELF JAHREN FAST 1700 TAGESBRÜCHE IN NRW
Der jahrhundertelange Steinkohleabbau im Ruhrgebiet führt immer wieder zu Tagesbrüchen. Laut Bergbehörde NRW wurden zwischen 2005 und 2016 in NRW fast 1700 Tagesbrüche dokumentiert.
In Witten kam es auch 2014 zu einem Tagesbruch. Damals brach eine Garageneinfahrt zu den Wohnhäusern an der Speckbahn 15 bis 19a ein.