Witten. Einen ganz besonderen Mittagstisch bietet das Frederick-Ensemble der Projektfabrik ab 6. Februar an. Dabei steht nicht das Essen im Mittelpunkt.

„Immer am Donnerstag – immer um zwölf“ – das Frederick-Ensemble der Projektfabrik lädt ab 6. Februar zu einem ganz speziellen Mittagstisch ins ehemalige Café Leye an der Bahnhofstraße ein.

Unter dem Motto „Wer is(s)t schon gerne allein?“ deckt das zwölfköpfige Team den Tisch und stellt Fragen an jeweils einen „Special Guest“. Dieser darf gerne über sich, seinen Beruf und seine Erfahrungen plaudern. Dabei wird gegen eine Spende ein einfaches, internationales Gericht serviert.

„Unser Konzept beim neuen Veranstaltungsformat ist es, die Kommunikation am Mittagstisch zu fördern“, erklärt Projektleiterin Dorit Remmert. „Das Essen ist zweitrangig, der Dialog steht im Mittelpunkt.“ Das Vorhaben ist ein Pilotprojekt. Damit will man gleichzeitig einen regelmäßigen Tag der offenen Tür ermöglichen. Das Kultur-Café ist dann für alle Bürger von jeweils zwölf bis 16 Uhr geöffnet. Für den Testmonat Februar stehen die Gesprächspartner schon fest.

Wittener Bienenzüchter und Sozialpädagoge macht den Anfang

Den Anfang macht der Bienenzüchter und Sozialpädagoge Werner Koersgen vom Christopherus-Hof. Auf dem Speiseplan stehen dann Kartoffeln mit Honig-Senf-Dip, Salat – und Bienenstich. „Geplant sind auch kleine Kulturaktionen, passend zum Umfeld der jeweiligen Gäste“, sagt Projektleiterin Dorit Remmert. Auch die früheren Leye-Inhaber, das Ehepaar Pfeffer, hat sein Kommen zugesagt. Es will etwas aus der kuchen- und kaffeereichen Vergangenheit des heutigen Kultur-Cafés erzählen.

Weitere Gäste sind Shabaz Malik von der „Magic Academy“ und Sebastian Schupp von der DRK-Integrationsagentur. Sicherlich wird das Frederick-Ensemble selbst auch sein aktuelles Programm vorstellen, das momentan noch vorbereitet wird. Es handelt sich um eine Inszenierung des Brechtschen Theaterstücks „Die Jasager und die Neinsager“ – allerdings als Puppenspiel. Die dazugehörigen Marionetten werden vom Ensemble selbst gebastelt. Premiere des Stücks wird um Ostern sein. Dann ist eine kleine „Stadt-Tournee“ geplant.

Lernerfolge der Teilnehmer in Witten begeistern

Zum Ensemble, das auch für den Mittagstisch verantwortlich ist, gehört Khalid Etab (39). Er kommt aus dem Irak und lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Seit vier Monaten geht er zur Projektfabrik. „Ich komme gerne. Ich habe Spaß am Lernen, an Sprache, Kultur und anderen Leuten. Kriegt man alles hier.“ Mandy Reitze (21) absolviert seit fünf Monaten ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Team. „Es fasziniert mich total, welche Lernerfolge die Teilnehmer haben. Sie meint nicht nur das Lernen der Sprache, sondern auch den Mut, die Hemmschwelle zu überwinden, vor Publikum in einer anderen, den Darstellern fremden Sprache aufzutreten.

Die Projektfabrik wurde 2005 gegründet. Sie sieht Kunst als „Bildungsprinzip“ für Menschen, die auf der Suche sind. Im Rahmen kreativer Tätigkeiten bietet sie Beschäftigung auch für Flüchtlinge an. Schwerpunkte sind beispielsweise Quartiersgestaltung, Theaterspiel, Service im Kultur-Café und handwerkliches Gestalten.

Die Projektfabrik hat knapp 20 Standorte, wo die jeweiligen „Job-Acts“ stattfinden. „Die beruflichen Biografien unserer Teilnehmer sind nicht immer gradlinig“, sagt Projektleiterin Doris Remmert. „Wir wollen wieder eine Zukunft geben. Denn es gibt Wege. Es gibt Möglichkeiten. Es gibt eine Perspektive.“ Davon könnte auch der ein oder andere Gast am Mittagstisch berichten.

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