Witten. Oft stehen bekannte Namen auf dem „Himmelwärts“-Programm. Matthias Kleiböhmer verrät, wie es ihm gelingt, die Promis nach Witten zu locken.

Beim Stadtgottesdienst „Himmelwärts“ steht schon wieder ein Promi auf dem Programm. Am 2. Februar wird die ehemalige Bischöfin und frühere Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Margot Käßmann im Saalbau zu Gast sein. Erst im November war Ex-Topmanager Thomas Middelhoff als Redner gekommen. Wie gelingt es der Creativen Kirche, immer wieder namhafte Gäste nach Witten zu holen? Theologe Matthias Kleiböhmer (43), der Organisator der Veranstalter, hat uns im Interview ein wenig hinter die Kulissen schauen lassen.

Herr Kleiböhmer, verraten Sie uns: Wie kommen Sie an die Promis.

Ganz einfach. Ich habe eine Liste mit derzeit, Moment, genau 87 Namen. Auf der notiere ich mir immer, wenn mir jemand einfällt oder mir jemand einen Tipp gibt. Und dann schaue ich ganz einfach, wen ich anschreiben kann – nicht jeder hat ja eine Homepage mit seinen Kontaktdaten. Mit großen Gagen kann ich nicht locken. Aber wer ein echtes Anliegen hat, der kommt auch so.

Moderator und Theologe Matthias Kleiböhmer interviewt beim Stadtgottesdienst „Himmelwärts
Moderator und Theologe Matthias Kleiböhmer interviewt beim Stadtgottesdienst „Himmelwärts" der Creativen Kirche die Gäste © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Aber jemand wie Gregor Gysi, der 2018 da war, wie kann man den überreden, zu einem Gottesdienst in Witten zu kommen?

Ja, da hat selbst meine Frau nicht geglaubt, dass ich den kriege. Dabei war es ganz leicht. Ich habe auf Phönix eine Plenarsitzung geschaut und gesehen, dass Gysi mit seinem Ipad zugange war. Und da hab ich gedacht: Vielleicht ist er ja gerade auf Facebook – und hab ihn da einfach angeschrieben. Ein paar Minuten später hatte ich schon Antwort.

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Und dann hat er in Witten über das Thema „Warum braucht unsere Gesellschaft Gott?“ gesprochen – der Saalbau platzte aus den Nähten.

Ja, Gysi war ein absolutes Highlight. Er ist ein super Redner, ein toller, unterhaltsamer Gast – und er hat eine Botschaft.

Und er ist ein bekennender Atheist...

Ja, aber bei uns muss man vorher keine Glaubensprüfung ablegen. Ich weiß auch nicht im Detail, was die Gäste in ihrer Rede oder im Interview sagen. Das wäre ja auch furchtbar. Uns geht es darum, ob einer zu den christlichen Werten passt. Deshalb war auch Fußball-Profi Neven Subotic da. Ich weiß nicht, ob er Christ ist. Aber er macht mit seiner Wasser-Stiftung einfach tolle Arbeit. Sein Auftritt war auch ein Höhepunkt – nicht nur für mich.

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Ex-Top-Manager Thomas Middelhoff (li.) war im Oktober zu Gast.
Ex-Top-Manager Thomas Middelhoff (li.) war im Oktober zu Gast. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Inwiefern?

Als er zu Gast war, waren plötzlich auch alle unsere Mitarbeiter hinter der Bühne. Und als Subotic in den Raum kam, wurde es auf einmal mucksmäuschenstill. Da wusste ich, dass wir einen echten Promi da haben. Alle waren ganz ehrfürchtig. Nur ich nicht, ich bin kein Fußballfan. Aber Subotic fand ich trotzdem klasse, ein bescheidener, ruhiger Mensch.

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An wen erinnern Sie sich noch gerne?

Middelhoff war sehr spannend und, wie ich finde, sehr glaubwürdig. Das war ja vorab immer die Frage, ob man ihm seine Wandlung abnehmen kann. Ich glaube: ja. Wobei ich denke, er hat sich gar nicht verändert. Er ist vielmehr zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Und sonst… Ach wissen Sie, oft sind es gar nicht die Promis, die im Gedächtnis bleiben. Einmal hatten wir etwa einen Mann vom SEK auf der Bühne, der hat mich sehr beeindruckt.

Fußballer Neven Subotic gehörte zu den Highlights im Gottesdienst.
Fußballer Neven Subotic gehörte zu den Highlights im Gottesdienst. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Margot Käßmann, die jetzt im Februar kommt, war auch schon mal da, oder?

Ja, das ist aber schon sieben Jahre her. Damals waren 850 Zuschauer da, noch mehr sind in all den Jahren nur zu dem Vortrag von Abt Notker Wolf gekommen. Ihren Auftritt werde ich übrigens auch nicht vergessen. Als ich fünf Minuten vor dem Gottesdienst an ihre Garderobentür klopfte, sah ich, dass sie einen Talar anhatte. Als ich ihr erklärte, dass das bei uns nicht üblich ist, sagte Käßmann schlicht: „Dann ist es heute Abend eben das erste Mal.“ Und ging im Talar auf die Bühne.

Ist es schwierig, sie als Rednerin zu verpflichten?

Nein, mit Margot Käßmann arbeiten wir als Creative Kirche ja schon lange zusammen. Diesmal kommt sie als Botschafterin des Kinderhilfswerkes „terre des hommes“ und wird die kommende Generation in den Blick nehmen. Das wird sicher spannend: Sie ist eine sehr inspirierende und dabei sehr glaubwürdige Frau.

Stehen schon weitere Gäste für 2020 fest?

WDR-Moderator Uwe Schulz kommt im März. Der war übrigens damals mein allererster Interview-Partner. Ich war so nervös. Erst kurz zuvor hatte Schulz im Radio Joe Cocker interviewt – und dann sollte ich ihn auf einmal befragen. Das war echt aufregend.

Redner kommen meist ohne Gage

Die Himmelwärts-Gottesdienste finden im Winter monatlich an fünf Sonntagen im Saalbau statt. Im Sommer gibt es kleinere Ausgaben in der Pop-Akademie. Der Gottesdienst mit Margot Käßmann findet am 2. Februar um 18 Uhr im Saalbau Witten statt.

Durchschnittlich nehmen 550 Besucher an den Gottesdiensten teil. Etwa die Hälfte der Gäste sind keine regulären Kirchgänger.

Die Redner bekommen in der Regel für ihre Auftritte kein Geld. Ausnahmen gibt es für Gäste, die von ihrer Auftritts-Gagen leben müssen.

Welche Gäste hätten sie denn noch gerne? Verraten Sie uns doch ein paar Namen von Ihrer Liste...

Barack Obama wäre ein Wunsch-Kandidat. Ich weiß allerdings nicht, womit ich ihn überreden könnte. Einen Tatort-Kommissar hätte ich auch gern. Und Eckart von Hirschhausen. Da arbeite ich dran.