Witten. Kurz nach der Trauerfeier für ihren Mann erhielt eine Herbederin die Rechnung der Wittener Gemeinde St. Peter & Paul – mit „taktloser“ Wortwahl.
Silvia Lüttenberg ist enttäuscht und schockiert: Am 30. Dezember fand in der St. Antonius-Kirche eine Trauerfeier für ihren verstorbenen Mann statt. Vier Tage später lag bereits die Rechnung im Briefkasten – „ohne Anrede, ohne ein einziges Wort des Bedauerns“. „Dieser Umgang der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul in Herbede mit trauernden Angehörigen ist taktlos“, sagt die 61-Jährige.
Es sei eine Rechnung, wie sie jedem Handwerker als Vorlage dienen könnte. „Worte wie Kirchennutzungsentschädigung und Orgelnutzungsentschädigung sprangen mir entgegen, unpassender geht es wirklich nicht“, so die verärgerte Frau. Sie fragt: „Wo bleibt die vielzitierte christliche Nächstenliebe und Menschlichkeit?“ Sie hätte sich gewünscht, dass die Rechnung – so kurz nach der Beerdigung – „ein klein wenig mitfühlender“ ausgefallen wäre.
Vor fünf Jahren gab es in Witten schon einen ähnlichen Fall
Wenn Ihnen diese Schilderung bekannt vorkommen sollte: Fast auf den Tag genau fünf Jahre ist es her, dass wir über einen ähnlichen Fall berichtet haben. Damals hatte sich eine Herbederin über die Form und die Wortwahl in der Kostenaufstellung nach der Beerdigung ihrer Mutter beschwert. Vor allem die Bezeichnung „Kirchennutzungsentschädigung“ hatte sie tief getroffen.
„Das bedeutet im Umkehrschluss, dass meine Mutter und die Trauergäste in der Kirche jemandem Schaden zugefügt haben“, so die damals 53-Jährige. Ihre Meinung: „Eine Gemeinde sollte wissen, dass Angehörige in so einer Situation sensibel sind.“ Der damalige Pfarrer Burkhard Schmelz von St. Peter und Paul hatte Besserung gelobt und ein Überdenken der Wortwahl in Aussicht gestellt.
Witwe: Gemeinde hat es nicht geschafft, ihren Schriftverkehr umzugestalten
„Leider hat die Gemeinde es auch in fünf Jahren nicht geschafft, ihren Schriftverkehr mit trauernden Angehörigen umzugestalten“, bedauert Silvia Lüttenberg, der jener Fall von früher bekannt ist. Pfarrer Schmelz arbeitet nicht mehr in Peter und Paul. Sein Nachfolger Holger Schmitz, der seit eineinhalb Jahren in der Großpfarrei Witten-Herbede/Sprockhövel/Wetter tätig ist, kennt jenen alten Vorfall selbst nicht. Doch er kann die Verärgerung der Trauenden durchaus nachvollziehen.
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Er selbst hat die Trauerfeier für Silvia Lüttenbergs Mann gehalten. „Wir begleiten die Menschen und sie erleben uns persönlich mit all unserer Anteilnahme“, sagt er. Dass eine Rechnung ausgestellt wird, gehöre nun mal zum großen Ganzen dazu. Doch auch er findet: „Der Ton macht die Musik.“
Pfarrer bedauert den Vorfall und gelobt Besserung
Pfarrer Schmitz bedauert, wie die Formulierung des Schriftstücks wahrgenommen wurde. „Das war nicht unsere Absicht.“ Dankbar ist er für die Rückmeldung durch unsere Redaktion. „Es ist hilfreich zu erfahren, wo der Schuh drückt.“ In Zukunft wolle man versuchen, eine Einleitung zu formulieren, die Anteilnahme zum Ausdruck bringt. Auch wolle er sich noch einmal mit der Witwe in Verbindung setzen.
Doch Silvia Lüttenberg legt darauf keinen Wert und hat für sich bereits Konsequenzen gezogen. „Gestern war ich beim Amtsgericht und bin aus der Kirche ausgetreten“, sagt sie, die ihr Leben lang katholisch war. „Das kann keiner mit Worten wieder gutmachen.“