Witten. Die Piraten fordern ein neues Konzept für die Obdachlosen Wittens. Einige könnten in betreuten Trainingswohnungen das eigenständige Leben üben.

Obdachlose sollen in Witten nicht mehr in Unterkünften wie dem Haus am Mühlengraben übernachten. Wer gute Chancen auf Resozialisierung hat, soll künftig in Wohnungen betreut den sozialen Wiedereinstieg trainieren. So sieht es ein Antrag der Piratenfraktion vor, der am Mittwoch im Sozialausschuss diskutiert wird.

„Hier geht es ganz konkret um das Schicksal der schwächsten Menschen in unserer Stadtgemeinschaft“, begründet Ratsherr Stefan Borggraefe seine Forderung nach einer Neu-Konzeption der Unterbringung von Obdachlosen in der Ruhrstadt. Kernpunkt der Idee ist eine Trennung von denjenigen Obdachlosen mit guten Chancen auf einen Wiedereinstieg in ein geregeltes Leben und nicht resozialisierbaren Personen.

Trainingswohnungen und bessere Betreuung

Wer gute Aussichten auf einen Neustart hat, soll in Trainingswohnungen leben, die von der Stadt bereitgestellt werden. Das ambulant betreute Wohnen könne – so sieht es der Antrag vor – in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erfolgen, der auch als Kostenträger einspringen könnte.

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Für diejenigen Menschen, für die eine solche Wohnung nicht oder noch nicht in Frage kommt, soll die Stadt nach Wunsch der Piraten prüfen, ob, wie und zu welchen Kosten eine besser betreute und bewachte Unterbringung ermöglicht werden kann.

Getrennte Unterbringung von Männern und Frauen

Weiterer Punkt des Piraten-Vorschlags: Künftig soll mehr dafür getan werden, Männer, Frauen und Paare getrennt voneinander unterzubringen, um sexuellen Übergriffen vorzubeugen. Die derzeitige Unterkunft am Mühlengraben sieht Borggraefe auch aus anderen Gründen kritisch: „Da die Menschen dort häufig tiefgreifende Probleme haben, bewirkt eine gemeinsame Unterbringung nur, dass sich die Bewohner gegenseitig negativ beeinflussen.“

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Daher käme es auch häufig zu Konflikten unter den Bewohnern. Der Politiker bemängelt, dass zwar Sozialarbeiter der Stadt regelmäßig in der Unterkunft vorbeikommen, es aber keine „Ansprechperson bei akuten Problemlagen vor Ort“ gibt. „Die Bewohner sind die meiste Zeit sich selbst überlassen.“

Wie eine solche engere Betreuung von Obdachlosen aussehen könnte, zeigt die Nachbarstadt Hattingen, die vor einem Jahr ein neues Konzept für Wohnungslose verabschiedet hat, das in großen Teilen dem Wittener Piraten-Antrag gleicht. Dort soll eine Nachtschlafstätte entstehen, die von einer Ordnungskraft betreut und tagsüber gereinigt wird. Hinzu kommt ein Tagesaufenthalt mit Duschen, Waschmöglichkeiten, günstigem Essen und Getränken unter Leitung eines Trägers. Auch werden dort Räume einer ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in Trainingswohnungen umgewandelt.