Bei frostigen Temperaturen bedeutet eine Nacht im Freien Lebensgefahr. Obdachlose kommen in städtischen Unterkünften unter.
- 22 Obdachlose sind in städtischen Unterkünften untergebracht
- Konzept für Wohnungslose ist auf frühzeitige Hilfe angelegt
- 560 Personen besuchten 2016 die Beratungsstelle der Diakonie
In den vergangenen Nächten ist das Thermometer in der Stadt deutlich unter den Gefrierpunkt gerutscht. Wer bei diesen hochwinterlichen Witterungsbedingungen im Freien übernachtet, der riskiert sein Leben. Ein Problem, das viele Obdachlose betrifft. Wer kein festes Dach über dem Kopf hat, muss in Witten aber nicht auf der Straße landen. Als letzten Ausweg aus der Eiseskälte nutzen 22 Menschen die städtischen Notunterkünfte.
In Bochum bleiben U-Bahn-Stationen geöffnet
„Auf Platte gehen“ – so nennen Wohnungslose es, wenn sie nachts draußen schlafen. Häufig tun sie das sogar freiwillig. In den Wintermonaten ist das jedoch keine gute Idee. Die Deutsche Presse-Agentur berichtete jüngst, dass seit 1991 mindestens 289 Obdachlose in Deutschland an Unterkühlung verstorben sind. Um solche dramatischen Fälle zu verhindern, lässt die Bogestra in der Nachbarstadt Bochum bei frostigen Temperaturen nachts die U-Bahn-Stationen geöffnet. In Witten ist das nicht möglich, aber offenbar auch nicht nötig. Denn hier glaubt man sich gut aufgestellt, wenn es darum geht, hilfsbedürftigen Menschen einen Platz im Warmen anzubieten.
Unter anderem gibt es eine Notunterkunft in Annen. Vier Männer und zwei Frauen sind dort zur Zeit untergebracht. Hinzu kommen zwei Personen, die auf Dauer in der Unterkunft leben. Die Kapazität ist damit nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft und im Katastrophenfall, beispielsweise bei einem großen Feuer in der Stadt, könnten sogar schnell weitere Plätze geschaffen werden. Anders als in anderen Städten wird den Menschen 24 Stunden und nicht nur über Nacht ein Dach über dem Kopf angeboten. „In Witten wird alles unternommen, um Obdachlosigkeit zu verhindern. Wer mittellos ist, wird in jedem Fall untergebracht“, sagt Michael Raddatz-Heinrich von der Caritas, die die städtischen Unterkünfte betreut.
Diakonie berät bei Wohnungsverlust
Während der nun schon länger anhaltenden Frostperiode ist der Anlauf auf die Unterkünfte nicht größer als sonst, so Raddatz-Heinrich. Ein Grund dafür sei das gute Konzept der Stadt, das darauf angelegt ist, frühzeitig helfende Maßnahmen einzuleiten. Dazu gehört etwa die feste Obdachlosenunterkunft in der südlichen Innenstadt, in der momentan 14 Menschen leben. Ein wichtiger Anlaufpunkt ist zudem die Beratungsstelle der Diakonie. Die wurde nach Auskunft von Leiter Rolf Ellmer im letzten Jahr von 560 Personen aufgesucht, darunter rund 150 Flüchtlinge.
Die Obdachlosenhilfe in Witten wird auch tätig, wenn Menschen nicht von alleine den Weg in eine Notunterkunft finden. „Dann fahren wir raus, und stellen unser Angebot vor“, so Raddatz-Heinrich. Erfrieren muss in Witten niemand.