Witten. Beim Erntedankgottesdienst auf dem Rathausplatz erinnert Pfarrerin Julia Holtz an die Kostbarkeit von Lebensmitteln – und fordert Toleranz.

Julia Holtz hat einen Blick für dieses eine Ei, das im Heu des kleinen Streichelzoos liegt. Hühner und Ziegen tappen daran vorbei. Doch die Superintendentin des ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten nimmt das mutmaßlich frisch gelegte Hühnerei in ihre Andacht zum diesjährigen Erntedankfest auf dem Rathausplatz mit auf. Denn im Mittelpunkt steht für die Pfarrerin die Kostbarkeit der Lebensmittel.

Mahnte zu Toleranz: Superintendentin Julia Holtz während des Erntedankgottesdienstes am Samstag auf dem Rathausplatz.
Mahnte zu Toleranz: Superintendentin Julia Holtz während des Erntedankgottesdienstes am Samstag auf dem Rathausplatz. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Vor allem Jüngeren sei die Zeit vor dem Wohlstand nicht bewusst. Zu stressig sei der Alltag organisiert. Mails checken, Nachrichten schauen. „Alles machen wir nebenbei beim Essen“, so Holtz. „Es ist lebenswichtig und dennoch vergessen wir die Bedeutung, die das Essen hat.“

Superintendentin wirbt für Vielfalt und Toleranz

Um an diese Bedeutung von Lebensmitteln zu erinnern, haben die Wittener Markthändler an diesem Samstag wieder zum traditionellen Erntedankfest auf den Rathausplatz eingeladen. Superintendentin Holtz fordert Respekt und Toleranz: „Aus allen Teilen der Erde kommen unsere Früchte – genauso wie die Menschen. Unser Essen ist genauso bunt wie unsere Gesellschaft.“ Hinter der Pfarrerin stapeln sich zu diesem Zeitpunkt bereits Kürbisse auf einem Erntewagen. Am Sonntag gehen die Früchte in die Johanniskirche, bevor sie schließlich an Bedürftige verteilt werden.

Sabine Schmelzer hat beim Erntedankfest auf dem Rathausplatz unter anderem fruchtige Kürbisbowle angeboten.
Sabine Schmelzer hat beim Erntedankfest auf dem Rathausplatz unter anderem fruchtige Kürbisbowle angeboten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Was sich aus den Kürbissen zaubern lässt, beweist ein Imbissstand nebenan. Dort gibt es neben Kürbis-Plätzchen und Aufstrichen auch die traditionelle Suppe. Schließlich landete das Gemüse immer schon nach dem Erntedankfest im Eintopf, erinnert sich Erika Müther: „Allerdings gab es mehr Kraut.“ Oder Möhren und Steckrüben, wie die 82-Jährige aufzählt.

Streichelzoo mit Kaninchen und Schafen

Das christliche Ritual steht seit Jahrzehnten in ihrem Kalender: „Für mich ist das Tradition. Das erfüllt und bewegt mich.“ Ihre Tochter Susanne Stephan setzt das fort, wie sie erzählt: „Wir sammeln in der Schule Lebensmittel und spenden das.“

Ein Highlight für die Familien an diesem Mittag: der Streichelzoo des Schulbauernhofs Recklinghausen. Ziegen, Kaninchen, Gänse und Schafe hopsen durch das kleine Gehege. „Wir wollen die Tiere den Kindern näher bringen“, erzählt Claudia Grothusmann vom Bauernhof. Die Kinder nehmen das Angebot liebend gerne an – und die Tiere freuen sich über Streicheleinheiten, und ab und zu über etwas Frisches zum Knabbern.

Mehr Bilder des Erntedankfestes finden Sie auf www.waz.de/witten