Witten. Der Wittener Bodo Ohm (80) ist ein Wittener Unikat. Er verkauft sein halbes Leben Kartoffeln auf den Wochenmärkten - aus reiner Freude.
Rein mit der Kartoffelschaufel in die Kiste mit den Pfälzischen. „Geben Sie mir die Größten. Sie wissen ja: Sonst schreit mein Mann!“ witzelt Edelgard Passia, Stammkundin bei Bodo Ohm. Klar, gibt’s für sie die Größten. Und ein heiteres Lachen. „Freundlichkeit ist das A und O“, sagt Ohm. Die habe er seinen Marktkunden selbst in den härtesten Zeiten ausnahmslos entgegengebracht – damals, als er den Stand seiner Eltern trotz harter Schichten als Stahlarbeiter am Leben hielt.
Inzwischen verkauft Bodo Ohm seit 40 Jahren Kartoffeln und Zwiebeln auf den Wittener Wochenmärkten in Annen und auf dem Rathausplatz Dass er nicht ans Aufhören denkt, hat nichts mit dem Geld zu tun. „Ich kenne einen Millionär, der ist 83 und verkauft immer noch sein Gemüse. Einfach, weil er das braucht“, erzählt Ohm. Für ihn gilt dasselbe. Natürlich hat er sich durch das Kleingeld vom Markt immer ein bisschen mehr erlauben können. „Aber ich mache es nicht dafür, sondern weil es so viel Spaß macht.“
Einkauf und Aufbau – noch vor der Schicht
Das Plaudern mit der Kundschaft: unbezahlbar. „Man ist hier mehr Seelsorger als Markthändler.“ Vor allem ist Ohm aber Kartoffel-Profi. „Wenn ich essen gehe, ist das Wichtigste: Die Kartoffeln müssen schmecken.“ Seine Ware kauft er vor allem auf dem Großmarkt in Dortmund. Im Herbst besorgt sich Bodo Ohm Bio-Erdäpfel bei Wittener Bauern. Seine Kriterien beim Einkauf? Das geübte Auge weiß schon, was gut ist. „Die müssen mir einfach gefallen.
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Auch zu Hause gibt es fast täglich Kartoffeln. Bei der Zubereitung ist Bodo Ohm dann aber nicht mehr dabei. „Essen kann ich wohl, aber gekocht habe ich nie. Dafür habe ich andere Sachen erledigt.“ Zum Beispiel hat er frühmorgens das Einkaufen und den Aufbau des Standes erledigt, noch vor der Arbeit im Stahlwerk. Seine Frau kümmerte sich dann wochentags um den Verkauf.
Sie ist inzwischen nicht mehr dabei, „mit Rückenproblemen zu Hause“, sagt der Annener. Ob sie den Stand vermisst? „Ach, sie kennt doch all die Geschichtchen vom Markt“, sagt Bodo Ohm, der versichert: Auch er würde sofort aufhören, sollte es mal zu sehr zwicken. „Bevor ich krumm gehe, sage ich: Es war eine schöne Zeit.“