Witten. Was tun, wenn die Ehefrau, die sich um ihren demenzkranken Mann gekümmert hat, plötzlich stirbt? Eine Familie sucht einen Heimplatz. Ohne Erfolg.
Vor einem Jahr ist bei dem 80-jährigen Wittener Demenz diagnostiziert worden. Seine Frau hat sich zuhause um ihn gekümmert. Doch sie ist im August plötzlich gestorben. Nun kann der Witwer nicht alleine in der Wohnung bleiben. Die Familie sucht verzweifelt einen Platz in einem Seniorenzentrum. Ohne Erfolg.
Die Schwester des Mannes, die beide Namen nicht öffentlich nennen möchte, sah keine andere Lösung, als sich an die WAZ zu wenden. „Kein Heim hat für Demenzkranke Platz. Was sollen wir bloß tun?“schreibt die 78-jährige Bommeranerin. Die Familie wäre beruhigt, wenn der Bruder und Vater rund um die Uhr an einem Ort versorgt wäre. Er hat Pflegegrad 3. Die berufstätige Tochter des Kranken, ihre Nichte, habe vergeblich in Heimen in Annen, Bommern und Volmarstein angerufen.
„Melden Sie sich überall an und lassen Sie sich auf Wartelisten setzen“
„Das ist auf jeden Fall der richtige Weg“, sagt Stefanie Aufermann, die als Einzugsberaterin für die Belegung im Seniorenzentrum der Wittener Boecker-Stiftung zuständig ist. Sie empfiehlt: „Melden Sie sich überall an und lassen Sie sich auf die Warteliste setzen.“ Tatsächlich sei ihr Haus an der Breite Straße derzeit voll belegt. Es sei allerdings für Demenzkranke, die vielleicht eine Weglauftendenz haben, auch nicht geeignet. Aufermann: „Wir sind ein offenes Haus.“
Eine weitere Möglichkeit sieht sie in der Kurzzeitpflege. „Allerdings stehen die Herbstferien an und da sind viele Anbieter bereits durchgebucht.“ Für erste Informationen, welche Möglichkeiten es gibt, nennt sie auch das Seniorenbüro der Stadt als Ansprechpartner.
24-Stunden-Pflegekraft wird den demenzkranken Wittener zunächst betreuen
Der demente Senior besucht derzeit die Chelonia-Tagespflege von Stephanie Ludwig in Heven. Dort war er ohnehin dreimal pro Woche, auch als seine Frau noch lebte. Nun geht er an jedem Werktag dorthin. Ludwig war es auch, die den Mann aus dem Evangelischen Krankenhaus geholt hat, wo er unmittelbar nach dem Tod seiner Frau eine Nacht verbracht hatte. „Dort gehörte er nicht hin.“ Der Mann übernachtet nun vorübergehend in einer Einrichtung für betreutes Wohnen in Annen. Dort sei er auch am Wochenende versorgt.
Doch für die Familie ist das keine Dauerlösung. Die Tochter hat nun in ihrer Not eine Agentur kontaktiert, die 24-Stunden-Pflegekräfte aus Osteuropa vermittelt. Noch in dieser Woche wird die Kraft bei ihrem Vater einziehen. Zunächst für drei Monate. Dann haben sie Zeit für die weitere Suche nach einem Heimplatz.
Ein Anruf der WAZ im Awo-Seniorenzentrum Egge war übrigens sofort von Erfolg gekrönt. „Wir könnten einen Platz in einem Doppelzimmer im Bereich für Demente anbieten“, sagt Serpil Cibir, die dort die Belegung koordiniert. Ein Zufall? Die Situation, gestand sie, könne sich tatsächlich von Tag zu Tag ändern.