Witten. Arbeiten von zehn Wittenern sind bei der Jahresausstellung im Haus Herbede zu sehen. Sie zeigen neue Techniken, Humor und einen leisen Abschied.

Ein zartes Grün. Hell, luftig – wie ein Hauch von Herbst. Drei ungewöhnliche Bilder von Anne Bahrinipour werden bei der Ausstellung des Wittener Künstlerbundes im Haus Herbede gezeigt: Es sind die letzten Arbeiten der Künstlerin, die Ende August verstarb. „Sie, die sonst immer in so kräftige Farben gemalt hat, hat diesmal ganz zurückhaltende gewählt“, sagt Galerie-Leiterin Britta Koch. „Es ist wie ein leiser Abschied.“

Außerdem zeigt die 34. Jahresausstellung des Künstlerbundes wieder eine buchstäblich bunte Mischung der Arbeiten des vergangenen Jahres. „Sehr spannend“ findet Britta Koch die vielen Stile und verschiedenen Herangehensweisen der zehn beteiligten Künstler. Was sie in diesem Jahr überrascht hat? „Ganz klar – die drei Porträts von Lutz Quambusch. Die find ich toll!“

Aus Millionen feiner Kugelschreiber-Striche sind die Gesichter von Lutz Quambusch entstanden.
Aus Millionen feiner Kugelschreiber-Striche sind die Gesichter von Lutz Quambusch entstanden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Er hat in einer neuen Überlagerungs-Technik gearbeitet: Mit Kugelschreibern hat Quambusch ein feines Netz aus tausenden und abertausenden Strichen gewebt, das auf die Entfernung fast Pink wirkt und doch aus ganz vielen Farben besteht. Die hellen Gesichter scheinen dahinter zu liegen, wirken wie herausmodelliert aus dem nur scheinbar zufälligen Verlauf der Linien.

Abstrakte Formen in Rot und Violett

Farblich dazu passend sind die Werke von Ronald Hirsch, die die Arbeiten von Quambusch an beiden Seiten flankieren. Er zeigt einerseits abstrakte Formen in Erdtönen, Rot und Violett, aber auch einen Herbsttag: Sind es nur lila Rauten oder Drachen, die in den Himmel steigen?

Künstlerbund sucht neue Mitglieder

Der Wittener Künstlerbund sucht neue Mitglieder. Derzeit sind nur noch zwölf Kunstschaffende aktiv.

Wer mitmachen möchte, sollte eine Mail mit einer formlosen Bewerbung mit Bildern von seinen Arbeiten an kuenstlerbund-witten.de schicken. Es folgt ein Gespräch mit dem Bewerber in einer der monatlichen Sitzungen des Künstlerbundes und dann eventuell die Aufnahme für zunächst zwei Jahre. Mehr Info: 0231 – 976 19 588

Mit Stoff arbeitet dagegen Petra Füth. Sie zerreißt die Bahnen in schmale Streifen und fügt sie auf der Leinwand zu geometrischen Formen neu zusammen. „Pythagoras“ heißen ihre beiden Arbeiten, die in Herbede zu sehen sind: Denn wer genau hinsieht, erkennt die rechten Winkel im Verlauf der kleinen Muster, die aus der Nähe betrachtet fast in den Augen flimmern.

Die Muster der Stoffe in den Arbeiten von Petra Füth werden zu neuen geometrischen Formen zusammengefügt.
Die Muster der Stoffe in den Arbeiten von Petra Füth werden zu neuen geometrischen Formen zusammengefügt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Faszination Landschaft“ nennt Klaus Fröhlich das Thema seiner Arbeiten. Ihn beeindrucken Landschaften aus Stein in ihrer eigenwilligen Form und Farbe. Klippen in erdigen und grünen Tönen erkennt man – und durch die Struktur und das Material der Bilder meint man fast, die Felswände hinaufklettern zu können.

Sand, Ebbe und Seegras

Ähnlich und doch ganz anders arbeitet Dieter Ullrich: Auch er zeigt Natur, arbeitet reliefartig. Doch seine drei Bilder – Sand, Ebbe und Seegras – sind wie vergrößerte, abstrakte Makroaufnahmen: Der getrocknete Sand wird im Bild zu einer braunen Kraterlandschaft.

Ins Wasser taucht hingegen Beate Sombetzki in ihren Bildern der Unterwasserwelt ein, Ralf Gregor zeigt die Schichten des Unterbewusstseins in zartem Pastell – übrigens auch mit Kugelschreiber gemalt. Peter Kosch steuert die einzige Fotografie der Ausstellung bei: „Bootsrampe“ heißt sein Bild, das in digital bearbeiteten knalligen Farben eine Werkstatt im Freien zeigt.

Die Skulpturen von Martin Sprave machen Lust auf mehr. Im Hintergrund hängen die letzten Arbeiten von Anne Bahrinipour.
Die Skulpturen von Martin Sprave machen Lust auf mehr. Im Hintergrund hängen die letzten Arbeiten von Anne Bahrinipour. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Der letzte im Bunde ist Martin Sprave. Er hat zwei kleine Skulpturen mitgebracht. Die eine stellt einen Mann dar, Schlipsträger, breitbeinig, selbstgefällig, der über und über mit dem Wort „Ich“ beschriftet ist. Die andere zeigt eine nackte Frau (mit Schuhen), die ängstlich in einer Kloschüssel voller Wasser steht, vor der eine Maus sitzt. „Kein Übel ist so groß wie die Angst davor“, hat Sprave dazu geschrieben. Keine Frage: Der Mann hat Humor.

Die 34. Jahresausstellung wird am Sonntag, 15. September, um 11 Uhr in der Galerie Haus Herbede, Von-Elverfeldt-Allee 12, eröffnet. Das Grußwort spricht der Vorsitzende des Künstlerbundes Dr. Gert Buhren. Die Arbeiten sind bis zum 6. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa 16-18 und So 11-17 Uhr.