Witten. Mit Torte, Ballons und Glücksrad feiern Kunden den zehnten Geburtstag von Wittens Stadtgalerie. Ein Händler hat einen ganz bestimmten Wunsch.

Es ist das Wochenende der Jubiläen in Witten. Die VHS feiert 100-Jähriges, die Feuerwehr in Herbede wird 150 Jahre alt – da kommt die Wittener Stadtgalerie mit ihrem zehnten Geburtstag ja geradezu jung daher. Viele Kunden haben gratuliert und tun es immer noch, unter ihnen die Bürgermeisterin. Sie erinnerte daran, wie es in der Zeit vor der Stadtgalerie aussah. Leidemann: „Sie ist ein supertoller Gewinn.“

Nicht nur ältere Wittener wissen noch, was dort in der unteren Innenstadt stand, bevor der Düsseldorfer Projektentwickler „Concepta“ das große neue Einkaufszentrum für über 40 Geschäfte baute. Das zuletzt hässliche Entlein „City-Center“ musste dem 50-Millionen-Projekt ebenso wie die Hauptpost weichen. „Der Bau war nötig. Witten hing der moderneren Architektur ja etwas hinterhinter“, sagt eine Kundin, die an diesem Samstagmittag (7.9.) gerade das Glücksrad dreht.

"Das Center ist schöner als in anderen Städten“

Vorher, nachher: Rolf Zierdt schaut sich die Fotowand an, die den Bau der Wittener Stadtgalerie vor zehn Jahren zeigt. Links oben ist das alte City-Center an dieser Stelle zu sehen.
Vorher, nachher: Rolf Zierdt schaut sich die Fotowand an, die den Bau der Wittener Stadtgalerie vor zehn Jahren zeigt. Links oben ist das alte City-Center an dieser Stelle zu sehen. © Jürgen Augstein

Die Stadtgalerie nach Witten zu holen, sei eine „gute Aktion gewesen“, so die 25-Jährige. Shoppen könne sie dort prima, „New Yorker, H & M, Kult“ zählt die Studentin die Modeläden ihrer Wahl auf. Ihr Freund sagt: „Das Center ist schöner als in anderen Städten.“ Es könne in Sachen „Architektur, Läden und Sauberkeit punkten“. Und natürlich gibt’s zum Jubiläum jede Menge Preise. „Geil“, freut sich seine Freundin, die einen Drei-Euro-Gutschein für einen Frisör im Center gewonnen hat.

Rouven Olbrich (29), der sich tapfer beim Rodeo auf dem rosa wippenden Schwein im Untergeschoss behauptet hat, und seine Frau Alexandra kommen gern ins Center, um bei C&A oder Deichmann etwas zu besorgen. „Gerade mit Kindern ist es eine schöne Möglichkeit zum Einkaufen“, sagen sie. Lobend erwähnen sie auch die „Events“, sei es zu Karneval oder Halloween.

Bei so zufriedenen Kunden kann der Stadtgalerie-Spitze an diesem Samstag ja eigentlich nur das Herz aufgehen. Die stellvertretende Centermanagerin Kerstin Weindorf hat gerade mit der Bürgermeisterin den Geburtstagskuchen angeschnitten, eine große Erdbeersahnetorte. „Mmmh, süß, die schmeckt“, sagt Rentnerin Karin Woelky „ist gut für die Hüften.“ Sie kommt öfter mit ihrem Mann vorbei. Mal holen sie Dinkelbrötchen beim Bäcker, sie guckt auch gerne nach Mode für die Dame mittleren Alters. Um so mehr bedauert die 76-Jährige, dass mit Gerry Weber und Cecil/Street One gleich zwei Fachgeschäfte in Kürze schließen. „Leider gehen die guten Geschäfte raus“, sagt die Wittenerin bedauernd. Wenn ihr Mann was zum Anziehen braucht, fahren sie ohnehin eher in den Ruhrpark.

Aktuell gibt es zehn Leerstände in der Wittener Stadtgalerie

Dabei sollte mit der Stadtgalerie die Kaufkraft doch gerade in Witten bleiben, wie es die Bürgermeisterin in ihrer kurzen Ansprache betont hat. Das gelingt offenbar mal mehr, mal weniger gut. Zehn Leerstände sind aktuell zu verzeichnen, hauptsächlich im Unter- und Obergeschoss. Wenn nun Gerry Weber, Street One/Cecil und Street Shoes wie angekündigt schließen, drohen größere Lücken gerade auf der Hauptmall im Erdgeschoss. Umgekehrt kommt immer wieder was Neues. TK Maxx ist der größte neue Ankermieter. Wo im Obergeschoss Intertoys war, gibt’s nun Askania (Schreibwaren, Spielzeug). Ganz unten ist Tedi eingezogen. Gleichzeitig haben wichtige Mieter der ersten Stunde wie H & M nach zehn Jahren verlängert. Auch Saturn und C&A sind noch dabei.

Feti Güvenc ist vor dreieinhalb Jahren mit Intersport ins Untergeschoss gezogen. Er hat es „auf keinen Fall“ bereut. Gleichzeitig mahnt der 41-Jährige weitere Veränderungen an. „Die Attraktivität erhöht sich, wenn die Leerstände verschwinden.“ Er hoffe, dass eine gewisse Konstanz einkehrt, nach „14 Mieterwechseln in drei Jahren“. Hätte er einen Wunsch zum zehnten Geburtstag frei? „Dann würde ich mir wünschen, dass die Wittener ihren Standort stärken und das Städtesterben hier nicht noch weitergeht.“

Glück kann auch die Wittener Stadtgalerie brauchen. So müssen neue Mieter für die leerstehenden Ladenlokale gefunden werden.
Glück kann auch die Wittener Stadtgalerie brauchen. So müssen neue Mieter für die leerstehenden Ladenlokale gefunden werden. © Jürgen Augstein