Witten. Das Einkaufszentrum Stadtgalerie wurde vor zehn Jahren eröffnet. Für Wittens City hat sich die 50-Millionen-Investition bezahlt gemacht.

Vor zehn Jahren wurde die Stadtgalerie eröffnet – und hat das Gesicht der Wittener Innenstadt in kurzer Zeit stark verändert. „Das war damals eine richtige Aufbruchsstimmung in der Stadt“, erinnert sich Karl-Heinz Hoeper, einst Vorsitzender der Standortgemeinschaft Witten-Mitte. „Wir konnten gar nicht glauben, dass jemand soviel Geld in Witten steckt.“ Für Witten hat sich diese Investition bezahlt gemacht.

Wo heute die Glasfassaden funkeln, standen einst die Einkaufspassage City-Center und die Post. Draußen gab es schmückende Elemente aus Plastik, Klinker oder Beton – erinnert seien an runde Treppen oder ein umgestülpter Riesen-Regenschirm – und drinnen viel Leere. Niemals wurde der Kontrapunkt zur florierenden oberen Bahnhofstraße von den Wittenern richtig angenommen. Erst der damals neue Stadtbaurat Markus Bradtke trieb die Idee voran, die Wittener Innenstadt mithilfe eines Investors neu zu beleben. Den Kontakt zum Düsseldorfer Projektentwickler Concepta brachte er zum Amtsantritt in Witten mit.

50-Millionen-Projekt

Der Abrissbagger kommt: Anfang 2008 wurde das City-Center abgerissen.
Der Abrissbagger kommt: Anfang 2008 wurde das City-Center abgerissen. © Fremdbild | Heinz Lappe

Der Startschuss zu dem 50-Mio-Euro-Projekts fiel im Mai 2007. Kurz darauf wurden die beiden Grundstücke (City Center und Post) von Concepta erworben, die Bagger rollten an und hoben vor „Haus Fründt“ eine riesige Baugrube aus. Nach nur 13 Monaten Bauzeit war das Haus auf dem 8.000 qm großen Grundstück fertig und wurde am 24. September 2009 eröffnet.

Städtebaulich folgten weitere Impulse: Eine neue Achse entstand, der „Citybogen“ zwischen Fußgängerzone, über den neugestalteten Berliner Platz, durchs Center bis zum renovierten Haupt- und neugebauten Busbahnhof. Die Besucherströme verschoben sich, mit negativen Folgen für die Geschäfte in der unteren Bahnhofstraße.

12.000 Besucher pro Tag

„Ich glaube, ohne die Galerie hätte es das alles nicht gegeben“, sagt Hoeper. Er betont aber auch: „Zur Belegung der Stadtgalerie haben wir in Witten natürlich andere Vorstellungen gehabt. Aber im Endeffekt haben die Händler in Witten von dem Center profitiert.“

Die Neugestaltung der Berliner Straße (hier 2011) zum „Citybogen“ wurde 2011 in Angriff genommen. Die „Schnecke“, vorn im Bild, gibt es nicht mehr, die„Schlange“, hinten, durfte bleiben.
Die Neugestaltung der Berliner Straße (hier 2011) zum „Citybogen“ wurde 2011 in Angriff genommen. Die „Schnecke“, vorn im Bild, gibt es nicht mehr, die„Schlange“, hinten, durfte bleiben. © Walter Fischer / WAZ Foto Pool | Fischer

Davon sind auch die heutigen Center-Manager Frederik Westhoff und seine Stellvertreterin Kerstin Weindorf überzeugt: Große Geschäfte wie TK Maxx, die in diesem Jahr eröffnet haben, zögen auch andere Händler in die City, so Westhoff. Das Center schaffe Arbeitsplätze und bringe Steuereinnahmen – und die Stadtverwaltung wisse das auch zu schätzen. „Wir haben uns immer gut unterstützt gefühlt.“

Die Baustelle für die Stadtgalerie 2008.
Die Baustelle für die Stadtgalerie 2008. © tas | Foto: Tanja Schneider

Auch an der Lage der Stadtgalerie hat Westhoff nichts zu kritisieren. „Der Standort am City-Rand ist gut.“ Er lobt die Anbindung an Hauptbahnhof und Fußgängerzone. Längst sei die Stadtgalerie ein Treffpunkt in der Innenstadt für Besucher und Anwohner geworden, versichern die beiden Center-Manager, und führen zum Beweis Zahlen an: Mit durchschnittlich 12.000 Menschen pro Tag habe die Stadtgalerie die höchste Besucher-Frequenz in der ganzen Stadt. „Das gibt es so an keiner anderen Stelle in der City.“

Eröffnung mit 49 vermieteten Geschäfte

Die Wittener Stadtgalerie heute.
Die Wittener Stadtgalerie heute. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Bei der Eröffnung 2009 konnte die Galerie mit 49 vermieteten Geschäften aufwarten. Dem ist heute längst nicht mehr so: Neben einigen Dauer-Leerständen haben aktuell vier Geschäfte ihren Weggang angekündigt: Gerry Weber, Streetone/Cecil, Street Shoes und McPaper. Schwächelt die Galerie?

Das glaubt Andreas Martin nicht, der Mann, der als Geschäftsführender Gesellschafter von Concepta die Stadtgalerie baute. „Die Wittener Stadtgalerie funktioniert, weil sie nicht zu groß ist und sich städtebaulich gut in die Stadt einfügt", sagt er. Ohne sie würde es der Wittener Innenstadt schlimmer gehen. Einen Tipp hat der 57-Jährige an die Wittener: Ein Mittelzentrum wie Witten könne gegen den Online-Handel nur bestehen, „wenn man Erlebnisräume schafft.“ Die Leute hole man mit Gastronomie, Ambiente, Aufenthaltsqualität vom Rechner weg. Zumindest da ist die Galerie auf einem guten Weg: Zwei neue Restaurants beleben Mall und Vorplatz.