Witten/Hattingen. Nach der Havarie Ende Juni und einer fünfwöchigen Reparaturpause hat die Schwalbe wieder Fahrt aufgenommen. Für manchen Wittener kam das zu spät.
Die MS Schwalbe II ist fünf Wochen nach ihrer Havarie wieder auf der Ruhr im Einsatz. Knapp 20.000 Euro hat die Reparatur der Schäden gekostet. „Ich bin überglücklich, endlich wieder mit dem Schiff auf Tour gehen zu können“, sagt Kapitän Helge Spartz.
Auch die Fahrgäste haben ihre Schwalbe offenbar vermisst. „Am Sonntag hatten wir ein volles Schiff“, sagt Isabell Raddatz, Sprecherin der Stadtwerke, die den Ausflugsdampfer betreibt. Viermal pro Tag fährt er vom Freizeitbad Heveney über die Haltepunkte Lakebrücke, Schleuse und Zeche Nachtigall bis zur Bommeraner Uferstraße und wieder zurück. Jeweils 150 Ausflügler können an Bord. Insgesamt 35.000 waren es in der Saison 2018 – ein Rekord.
An jenem Freitag, der wie immer für eine Sonderfahrt reserviert war, war die Schwalbe mit einer internationalen Studentengruppe der Uni Bochum unterwegs. In Höhe der Lakebrücke fiel die Ruderanlage aus. „Der Kollege ist in die Böschung gefahren und plötzlich war da ein Baum“, erinnert sich der zweite Schiffsführer Jens Plöger an die Havarie. „So was brauche ich nicht noch mal.“ Zum Glück sei ihm bislang auch noch keiner über Bord gegangen. Denn immerhin dauere es drei Schiffslängen, bis die Schwalbe steht. Inzwischen sitzt Plöger aber wieder ganz entspannt am Steuerrad und genießt die Natur rundum.
Kapitäne haben im Freibad Annen ausgeholfen
Die fünf Wochen, als die Schwalbe notgedrungen vor Anker lag, haben seinen Arbeitsplan etwas durcheinandergewirbelt. Denn statt wie gewohnt auf dem Wasser zu schippern, haben Plöger und die drei anderen Kapitäne während der großen Hitze im Annener Freibad geholfen und bei der Reparatur selbst Hand angelegt. Die rechte Seite des Bugs war stark verzogen. Sie musste abgeflext und dann neu angeschweißt werden. Außerdem wurde die komplette Servolenkanlage ausgetauscht. Nach Angaben der Stadtwerke laufen noch Ermittlungen zur Unfallursache. Das sei aber reine Routine.
Boot und Bad teilen sich die Gastronomie
Die MS Schwalbe II ist täglich außer freitags auf der Ruhr unterwegs. Die einfache Strecke ist 7,4 Kilometer lang. Freitags kann das Schiff für Sonderfahrten (Hochzeit, Geburtstag, Betriebsfeier) gebucht werden. Die Schwalbe verfügt über 56 Sitzplätze im Salon, 54 Sitzplätze auf dem Oberdeck und 15 auf dem Achterdeck. Die beste Zustiegsmöglichkeit für Rollstuhlfahrer befindet sich an der Anlegestelle Lakebrücke. Weitere Info: 9173-450.
Die Schwalbe wird, ebenso wie das Freibad Annen, von den Stadtwerken betrieben. Boot und Bad teilen sich dieselbe Gastronomie. Diese war etwa am vergangenen Sonntag im Freibad geschlossen. Der Wirt entscheide dies je nach Wetterlage, so Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schumski. Bis zum 31. Juli verzeichnete das Freibad in dieser Saison 69.222 Besucher.
Familie Müller hat von all dem nichts mitbekommen. Der Papa ist mit den fünfjährigen Zwillingen Karla und Marlene an diesem Nachmittag extra aus Solingen angereist, um mit der MS Schwalbe zu fahren. Das hätten die Mädchen einem Zoobesuch vorgezogen. Jetzt haben sie Hunde beobachtet, die im Wasser planschen. Und die Schleuse fanden sie spannend. „Das ist hier richtig urig an der Ruhr“, ist auch der Vater vom Ausflug nach Witten angetan.
Das Ausflugsschiff ist repariert. Fahrgastbetrieb läuft.
Übrigens waren sieben Brautpaare von der Stilllegung der Schwalbe betroffen. Sie wollten den schönsten Tag ihres Lebens auf der Ruhr feiern und bekamen notgedrungen eine Absage. „Es sind aber trotzdem alle unter die Haube gekommen“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Isabell Raddatz. Die geplatzte Trauung an Bord wolle man mit einer kleinen Geste wiedergutmachen. Vielleicht gibt’s ja einen Gutschein für die nächste Rundfahrt, dann aber ohne Zwischenfälle.
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