Witten. Hitze ohne Ende – aber das von der Koalition gewollte Naturfreibad in der Ruhr in Witten-Bommern lässt weiter auf sich warten. Aus der Traum?

Das Wetter ist traumhaft, die meisten Bürger wünschen sich Abkühlung. Viele auch in der Ruhr. „Die Idee eines Naturfreibades ist bei uns weiter präsent“, sagt Jan Herbrechter, Vorsitzender der Jungen Union, die schon seit Jahren auf eine Verwirklichung drängt. 2018 lagen der Verwaltung dazu Anfragen seitens der Bündnispartner CDU und SPD vor. Doch getan hat sich seitdem kaum etwas.

Ältere Wittener dürften sich noch daran erinnern, als in den 1930er Jahren an der Uferstraße im damaligen Strandbad die Menschen in die Fluten sprangen. Diese Idee für ein Naturfreibad griff erst die Junge Union, später das Bündnis in einer offiziellen Anfrage an die Stadt vom 19. Juni 2018 auf. Konkret wurde etwa nach der Wasserqualität gefragt und ob die Kontrolle über das Verbundwasserwerk Witten erfolgen könne. „Wenn nicht, warum nicht? Wurde mit den möglichen Kooperationspartnern Verbundwasserwerk Witten, DLRG, Ruhrverband, Wabe gesprochen? Wenn nicht, wann könnte dies erfolgen?“ hieß es in der Anfrage.

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Vorgeschlagen wurde wieder das Gelände an der Uferstraße in Bommern, wo sich bereits vor Jahrzehnten besagtes Naurfreibad befand. „Es wäre auch ein guter Touristenmagnet. Und Witten hätte mal schönere Schlagzeilen als beispielsweise die traurigen Nachrichten von den Geschäftsschließungen in der Innenstadt“, meint Jan Herbrechter von der Jungen Union. Dass der Wunsch bei vielen Bürgern besteht, zeige sich schon daran, dass viele junge Leute bereits heute illegal in der Ruhr baden.

Wasserwerk testet täglich Qualität

Bei Starkegen befänden sich zu viele Bakterien im Wasser, die Magen- und Darmverstimmungen auslösen könnten, warnt unterdessen die Stadt. „Die Verwaltung meint, man müsse dann täglich jemanden zur Ruhr runterschicken, der prüft, ob das Wasser wieder rein ist oder nicht, und eine entsprechende Fahne hisst“, sagt CDU-Ratsherr Simon Nowack. Er selbst schlägt eine andere Lösung vor: „Das Verbundwasserwerk testet täglich die Wasserqualität, weil es den Wittenern ja das Trinkwasser liefert. Auf der Internetseite der Stadt könne dann tagesaktuell stehen, ob sich das Ruhrwasser zum Schwimmen eignet oder nicht.“

Eigentlich verboten: Jasper springt beim Kanuclub an der Uferstraße in die Ruhr, während Jonas bei Tempereaturen um die 40 Grad Abkühlung im Fluss sucht.
Eigentlich verboten: Jasper springt beim Kanuclub an der Uferstraße in die Ruhr, während Jonas bei Tempereaturen um die 40 Grad Abkühlung im Fluss sucht. © Foto: Jürgen Theobald

Der Bommeraner SPD-Ratsherr Klaus Wiegand sieht das Hauptproblem darin, einen Träger zu finden, wie es ihn in Essen, Bochum oder Mülheim schon gebe. „Da die Stadt Witten keinen Etat dafür hat, könnte man sich an Vereine wenden, die an der Ruhr angesiedelt sind.“ Er habe schon mit der DLRG darüber gesprochen. Aber sie halte das angepeilte Gelände wegen der dortigen Strömung für zu gefährlich. Wiegand sieht das völlig anders. „Ich habe schon als Kind aus Castrop-Rauxel mit meinen Eltern im damaligen Bommeraner Naturfreibad gebadet. Da ist meines Wissens nach nie jemand zu Schaden gekommen“, erinnert sich der 76-Jährige. Auch der Kanuclub, der dort angesiedelt ist, sehe das nicht als gefährliche Stelle, meint Wiegand.

Schwalbe braucht Platz zum Wenden

Ein anderes Problem sei die Schwalbe, die hier anlege und vor allem drehe, wozu sie viel Platz brauche. „Das könnte sie aber auch am Viadukt“, schlägt der Ratsherr aus Bommern vor. Er betont auch: „Ich bin sehr für die Idee, dass Witten verstärkt an die Ruhr rückt. Auch mit der Gastronomie. Andere Ruhrstädte sind uns da schon weit voraus.“

Aktuell liege ihm kein Prüfantrag auf ein Naturfreibad vor, so Planungsamtsleiter Paulsberg. Währenddessen hat die CDU beschlossen, eine weitere Anfrage an die Stadt zu stellen. „Und wir wollen einen Experten vom Ruhrverband nach Witten einladen, der uns erklärt, wieso das Naturfreibad in Essen so erfolgreich und reibungslos funktioniert“, sagt Ratsherr Simon Nowack.