. Gerade an der Uferstraße ist bei dem heißen Sommerwetter viel los. Hunderte gehen in die Ruhr. Die Chancen für ein Naturfreibad sind aber gering.
Seit Wochen herrscht Badewetter, seit Wochen ist die Wiese neben dem Kanuclub an der Uferstraße gerade samstags und sonntags belegt. Bis zu hundert Menschen gehen dort täglich in der Ruhr schwimmen, am Wochenende noch mehr, schätzt die DLRG. Dabei gilt für die Ruhr seit 1998 ein Badeverbot. Angesichts des schönen Wetters fragen sich manche: Wann kommt denn nun das gerade von der Junge Union (JU) seit langem geforderte Naturfreibad?`
Der Wunsch, legal in der Ruhr baden zu können, taucht in jedem Sommer neu auf – zumal die Wasserqualität laut Ruhrverband jährlich besser wird und in der Realität eben längst geschwommen wird. Wie gesagt: illegal. Ab und zu kontrolliert das Ordnungsamt, dann müssen Badende das Wasser verlassen und unter Umständen ein Verwarnungsgeld von 20 Euro zahlen. Aber wen kümmert’s?
Es fehlen doch nur Mülleimer
Die Infrastruktur für ein Naturfreibad, das es bis in die fünfziger Jahre hinein schon mal in Bommern gab, wäre doch da, sagt der JU-Vorsitzende Jan Herbrechter. Es gäbe die Liegewiese, eine Wachstation der DLRG und einen Kiosk in der Nähe. Fehlen nur Mülleimer – und eine Genehmigung. „Die Stadt lehnt das kategorisch ab, das ist uns einfach zu wenig.“ Wann, glaubt er, kommt das Bad? „Nicht vor 2020“, antwortet Herbrechter – zweifelnd.
Michael Vogel, Einsatzleiter bei der DLRG Annen-Bommern, schiebt fast an jedem Wochenende an der wilden Badestelle Wache. „Im Moment ist die Wiese voller Wolldecken. Die Leute nutzen die Stelle wie ein Freibad und profitieren davon, dass der Kanuverein nebenan so nett ist“, sagt Vogel. Die Wasserretter sehen dieses Verhalten zwiespältig. Die Uferstraße sei komplett zugeparkt, da passe kein Rettungswagen durch. Und das Schwimmen im offenen Gewässer bleibe gefährlich, die Strömungsverhältnisse in der Ruhr würden unterschätzt. Vogel: „Die Leute springen oberhalb der Anlegestelle der Schwalbe ins Wasser und lassen sich dann treiben. Aber keiner von ihnen schwimmt so gut, dass er gegen die Strömung ankommt.“
„So etwas kann man nicht auf Ehrenamtliche abwälzen“
Zwei Gefahren sorgen die ehrenamtlichen Helfer an dem dort 18 Meter breiten Gewässer besonders: wenn gegrillt und getrunken wird und die Menschen übermütig ins Wasser springen. Und wenn die Kanufahrer zwischen den Schwimmern herumpaddeln. Deren Zahl sei in den letzten Jahren enorm gestiegen.
Dass die DLRG das Naturfreibad betreibt, sei undenkbar, sagt Michael Vogel. „Das sind immer tolle Pläne, aber so etwas kann man nicht auf Ehrenamtliche abwälzen.“ Klar sei das Baden in der Ruhr schön. Doch wer wolle schon die Haftung im Falle eines Falles übernehmen? Vogel: „Die Leute schwimmen bei Steger, an der Nachtigallbrücke, bis hin zur Schleuse und zwar alle auf eigene Verantwortung. Da wird keiner kommen und sagen: Die übernehme ist jetzt. Ein Naturfreibad scheitert an der Haftungsfrage.“
>> Das planen die Nachbarstädte
Im Essener Baldeneysee ist das Baden seit einem Jahr am Seaside Beach erlaubt, sofern nach einem Frühwarnsystem, das die Wasserqualität prüft, das OK gegeben wird. Eine sehr beliebte wilde Badestelle gibt es außerdem an der neuen Ruhrpromenade in Steele.
In Bochum werden Pläne konkreter, die Flussbadeanstalt in Dahlhausen neu zu beleben. Stadt und ein Schwimmverein treiben das Projekt voran. In diesem Jahr wird mit der Beprobung des Ruhrwassers begonnen. Mindestens zwei Jahre lang muss die Keimbelastung gemessen werden – eine Auflage, damit das NRW-Umweltamt eine Badestelle genehmigt.
In Mülheim wird der „Ruhrstrand“ am Ufer der Mendener Brücke 2019 eröffnet. Jahrelang hatte die Stadt bei diesem Projekt gezaudert, die Politik hatte – nach der Eröffnung des Baldeney-Bads – den Druck erhöht.