Witten. Der Soziale Arbeitsmarkt soll Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit bringen – so wie den Wittener Ralf Kollbach. Wie er die Maßnahme erlebt.
Seit Januar gibt es das sogenannte „Teilhabe-Chancen-Gesetz“. Es gehört zum neuen Sozialen Arbeitsmarkt und soll Langzeitarbeitslosen helfen – Menschen, die so viele Handicaps haben, dass sie auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chancen hätten. Der Wittener Ralf Kollbach ist einer von ihnen.
Seit Juni arbeitet der 51-Jährige als Helfer im Gartenbau bei der Firma Böcher. „Ich mähe den Rasen oder ziehe Schotter glatt.“ Er sei sehr zufrieden. „Nicht nur wegen der Arbeit, sondern auch, weil mich die Kollegen hier so akzeptieren, wie ich bin.“
200 neue Stellen sind nach dem Teilhabe-Gesetz im EN-Kreis geplant. 159 sind schon besetzt. „Es ist ein sinnvoller, neuer Einstieg in die Arbeitswelt, der jetzt Fahrt aufnimmt“, sagt Ralf Kapschack. Der SPD-Bundestagsabgeordnete schaute jetzt auf einer Baustelle in Witten-Annen vorbei, um zu sehen, wie Kollbach mit der neuen Herausforderung klarkommt. Zuvor hat der Sozialpolitiker bereits eine Frau besucht, die nach dem neuen Gesetz in der Familienkrankenpflege tätig ist. „Auch sie war sehr motiviert“, sagt Kapschack. Er betont, dass die Teilnehmer nicht mit einer Vollzeitstelle anfangen müssen, sondern allmählich aufstocken können. Damit soll vermieden werden, dass die Menschen, die teilweise seit Jahren aus der Arbeitswelt gefallen sind, nicht überfordert werden.
Nur drei Teilnehmer sind ausgestiegen
Als gutes Zeichen wertet das Jobcenter EN, dass bisher von den 159 Teilnehmern nur drei aufgrund von körperlicher Überforderung ihre Stelle wieder aufgegeben haben. Bisher wurde der Großteil an Bildungs- und Beschäftigungsträger sowie Wohlfahrtsverbände vermittelt. „Deshalb planen wir, in der zweiten Jahreshälfte verstärkt Arbeitgeber aus der Privatwirtschaft dazu zu animieren, Stellen anzubieten“, sagt Anke Engelkamp, Leiterin der Abteilung für Eingliederung im EN-Jobcenter.
Drei Millionen Euro stehen pro Jahr für die Stellen bereit. Das Geld fließt vom Arbeitsministerium in Berlin über die Jobcenter an die Arbeitgeber. Hinzu kommen 500.000 Euro für das Coaching der Teilnehmer. Das Programm umfasst einen Zeitraum von fünf Jahren pro Teilnehmer. Im ersten Jahr wird der Lohn zu hundert Prozent pro Person von der Behörde übernommen. Dann sind es pro Jahr zehn Prozent weniger.
Zehn Euro pro Stunde reichen Kollbach
Der Staat erhofft sich vom Sozialen Arbeitsmarkt, dass die Arbeitgeber die Betroffenen nach Ende der Laufzeit fest einstellen. „Oder dass sie solche Fähigkeiten vermittelt bekommen, dass sie auf eine andere Stelle vermittelt werden können“, sagt Engelkamp. Natürlich könne jeder die Förderung abbrechen, wenn er vor der Fünf-Jahres-Frist eine neue Stelle angeboten bekäme.
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Langzeitarbeitsloser Ralf Kollbach war vorher schon im Programm „soziale Teilhabe“. Diese Beschäftigungszeit wird von den fünf Jahren der aktuellen Förderung abgezogen, so dass jetzt nur noch dreieinhalb Jahre bleiben. „Ich bekomme jetzt zehn Euro pro Stunde. Das ist mehr als vorher und reicht mir“, sagt der Wittener. Von 1990 bis 1992 absolvierte er eine Ausbildung zum Gartenbauhelfer. Dann war er als Lagerhelfer in der Firma des Vaters beschäftigt, bis die 2003 Pleite ging. Danach schlug er sich mit Ein-Euro-Jobs durch.
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„Ralf ist eine Bereicherung für uns“, sagt Katharina Böcher von der Herdecker Gartenbaufirma zu ihrem neuen Mitarbeiter. Sie wollte der Gesellschaft mit seiner Einstellung etwas zurückgeben. „Wir sind gesund und glücklich und konnten unsere Berufung zum Beruf machen“, erklärt sie diese Bereitschaft. „Wenn wir weiterhin so gut zusammenarbeiten und Ralf seine Leistung noch steigern kann, können wir uns eine Weiterbeschäftigung vorstellen.“