Düsseldorf. . 3500 Geförderte werden im April in NRW gezählt. Die Arbeitsagentur ist zufrieden. Aber noch sind eine Viertelmillion Menschen langzeitarbeitslos.
Die neue Förderung für Langzeitarbeitslose scheint in NRW zu wirken. Die NRW-Arbeitsagentur rechnet im April mit etwa 3500 Geförderten gegenüber rund 2400 Teilnehmern im März. Ziel in diesem Jahr sind insgesamt 15000 Teilnehmer. „Es bewegt sich etwas“, sagte Christiane Schönefeld, Chefin der NRW-Arbeitsagentur, bei einer Zwischenbilanz zu „100 Tagen Teilhabechancengesetz“. Das bundesweit geltende Gesetz war im Januar in Kraft getreten und soll Menschen helfen, die es besonders schwer haben, Arbeit zu finden.
Das neue Instrument wirkt offenbar gerade bei jenen, die in den vergangenen sieben Jahren kaum oder gar nicht gearbeitet haben oder in besonderem Maße hilfebedürftig sind. Für sie wird mit dem neuen Gesetz ein „sozialer Arbeitsmarkt“ mit langfristiger Unterstützung geschaffen. Im Fachjargon ist hier von einer „arbeitsmarktfernen Gruppe“ die Rede.
Gesetz funktioniert nicht bei allen gleich gut
Gemeint sind Menschen, die oftmals keine solide Berufsausbildung haben, schon älter, möglicherweise zusätzlich erkrankt oder überschuldet sind. Potenziell förderungsfähig sind in dieser Gruppe in NRW etwa 170.000 Menschen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen insgesamt liegt derzeit in NRW bei rund 250.000. Fast 30 Prozent von ihnen sind mehr als vier Jahre arbeitslos. Als „langzeitarbeitslos“ gilt in der Statistik schon jemand, der seit mehr als einem Jahr arbeitslos gemeldet ist.
Weniger gut ist die Bilanz des Teilhabechancengesetzes bisher bei der Gruppe, die etwas besser auf eine Berufstätigkeit vorbereitet ist, dennoch seit mindestens zwei Jahren ohne Job ist und „ohne Förderung chancenlos“ wäre, so die Bundesagentur. Die aktuellste Zahl dazu stammt aus März und liegt bei nur 159 Geförderten. Bis zum Jahresende sollen es 4500 sein.
Noch zu wenige Helfer (Coaches)
„Wir haben dieses Gesetz dringend gebraucht. Es schafft die Möglichkeit, Langzeitarbeitslose in ein Arbeitsumfeld zu bringen“, sagte Schönefeld. Der Markt alleine könne diese Probleme nicht regeln. Ein wichtiges Element – die Begleitung der Geförderten durch professionelle Helfer (Coaches) – funktioniere aber noch nicht richtig. Die Chancen auf hohe Teilnehmerzahlen in den kommenden Monaten seien dennoch gut, erklärte die Arbeitsagentur-Chefin.
Die Überwindung des „letzten Meters“ sei erfahrungsgemäß bei Langzeitarbeitslosen schwierig, erklärte Schönefeld. Sie meint damit die Schwierigkeit, Arbeitsuchende und Arbeitgeber zusammenzubringen. Viele Langzeitarbeitslose trauten sich nicht, ohne Coach an der Seite durch die Firmentür zu gehen.
>>> Risiko für Ältere
Frank Bauer, Wissenschaftler beim Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) NRW, erklärte, welche Merkmale auf viele Menschen, die jahrelang ohne Arbeit sind, zutreffen. „Der Anteil der über 55-Jährigen an den Langzeitarbeitslosen ist auf ein Viertel gestiegen, zwei Drittel haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, mehr als die Hälfte suchen einfache Helfertätigkeiten.“