Witten. . Kulturbeirat-Sprecherin Sonni Maier tritt frustriert zurück. Politik und Verwaltung ignoriere sie. Die Bürgermeisterin kann das nicht verstehen.

Durch ihn sollte sich die Künstlerszene endlich ernst genommen fühlen. Der Kulturbeirat wurde 2017 erstmals gewählt – nach jahrelangem Streit zwischen Politik, Stadt und Szene. Allerdings werde das Gremium seit seiner Gründung von Politik und Verwaltung nur ignoriert und an seiner Arbeit gehindert. So sieht es zumindest die Theatermacherin Sonni Maier. Sie ist nach eigenen Angaben dermaßen „frustriert“, dass sie nun als Sprecherin zurückgetreten ist.

„Ich bin mit Power und vielen Visionen in das Ehrenamt gestartet“, erinnert sich die Theaterleiterin an die ersten Stunden des Beirats, der Verwaltungsrat und Vorstand des Kulturforums beraten soll. Dieser beratenden Funktion konnte der Beirat laut Maier allerdings überhaupt nicht nachkommen. „Wir wollten uns und unsere Ideen mehrmals bei den Fraktionen vorstellen, aber es ist nie etwas zurückgekommen“, sagt die Schauspielerin. Vor allem ging es Maier dabei um „innovative Ideen“, wie der Fördertopf für die freischaffende Szene (aktuell 26.000 Euro jährlich) in Witten vergrößert werden kann. Hier sei das Beratungsinteresse der Politik ausgeblieben.

CDU-Mann: Beirat muss erst seine Rolle finden

Tobias Grunwald, kulturpolitischer Sprecher der CDU, bedauert, dass Maier das Handtuch geworfen hat – auch weil man gut zusammengearbeitet habe. „Ich kann den Eindruck, die Politik höre nicht zu, nicht verstehen“, sagt Grunwald. Bei seiner Fraktion und dem Bündnispartner SPD sei der Beirat stets „positiv angenommen“ worden. Für konkrete Ideen habe man ein offenes Ohr. Jedoch sei in Form von Anträgen bisher auch wenig vom Beirat gekommen.

Rücktritt auch aus beruflichen Gründen

Sonni Maier erklärt ihren Rücktritt als Kulturbeirat-Sprecherin auch mit beruflichen Nachteilen. So sei etwa ihre Saalbau-Kooperation aufgrund möglicher Befangenheit hinterfragt worden.

Sie habe seit ihrem Sprecheramt Probleme, Förderanträge für eigene Theaterprojekte durchzubekommen. „Das kann ich nicht als Zufall abtun, wenn zuvor jeder Antrag angenommen wurde.“

„So ein neues Gremium muss auch erst mal seine Rolle finden“, erklärt sich Grunwald die Frustration der nun ehemaligen Sprecherin. „Es kann mit Reiberein verbunden sein, wenn man sich erst einmal in institutionelle Gefüge einfinden muss.“ Dies sei für den Kulturbeirat umso schwerer, seit das zu beratende Kulturforum ohne Leiter ist. Die Stelle ist seit dem Weggang Dirk Steimanns immer noch verwaist, die Bürgermeisterin hat die kommissarische Leitung übernommen.

„Wir waren politische Neulinge“

Allerdings hat auch Sonja Leidemann wenig Verständnis für die Vorwürfe – und spielt den Ball zurück. „Verwaltungsunterstützung einzufordern, entspricht nicht dem ursprünglichen Rollenverständnis des Beirats“, sagte Leidemann auf Nachfrage. Der Beirat sei eine Initiative freier kultureller Kräfte, die unterstützend tätig sein sollte. „Wo ist diese Unterstützung?“ fragt die Bürgermeisterin.

Ex-Sprecherin Sonni Maier findet, dass man den Kulturbeirat zu Beginn seiner Arbeit mehr über seine Aufgaben, Rechte und Möglichkeiten hätte aufklären müssen. „Wir waren politische Neulinge und wurden ins kalte Wasser geworfen. Man hätte uns viel mehr integrieren müssen“, sagt sie. Vielleicht könne ihr Rücktritt nun ein Weckruf sein. „Wenn ich damit dazu beitrage, dass Politik und Verwaltung aufwachen und uns mehr miteinbeziehen, wäre das schön.“

CDU-Mann Tobias Grunwald will am 1. April einer Einladung des Kulturbeirats folgen. Dann will man sich über dessen Ideen und künftige Arbeit austauschen.