Witten. Das Anwesen ist idyllisch, gerade zum Heiraten. Doch wirtschaftlich steht Haus Herbede in Witten schlecht da. Deshalb soll es verkauft werden.
Die Freizeitmetropole Ruhr (FMR) will Haus Herbede verkaufen und bereitet dafür eine sogenannte „Konzeptausschreibung“ vor. Nicht allein der Preis sei entscheidend, sondern das Konzept des möglichen Käufers, sagt FMR-Geschäftsführer Jürgen Hecht. Mit den Verkaufsplänen werden Wünsche für ein neues Gästehaus als Anbau verknüpft.
Die FMR, die unter anderem das Freizeitbad Witten-Heveney betreibt und auch für den Kemnader See zuständig ist, hat ein Bodenwertgutachten für das ehemalige Rittergut aus dem zwölften Jahrhundert anfertigen lassen. Hecht hüllt sich aber in Schweigen, was er für das Baudenkmal in der Nähe des Kemnader Sees haben will. Klar ist: Schon wegen der Rücksicht auf die Denkmalbelange müsste ein Anbau kleiner ausfallen. Von rund 40 Betten ist die Rede. Wittens Stadtbaurat Stefan Rommelfanger sieht „schon viel erreicht“, weil der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Denkmalbehörde „mitgeht“, das heißt die Anbaupläne grundsätzlich befürwortet. Die Rahmenbedingungen gelten allerdings als schwierig, vor allem, weil Straßen NRW nebenan eine neue Ruhrbrücke bauen will – voraussichtlich ab 2022/2023.
Stadt: Gästehaus kann erst nach der neuen Ruhrbrücke gebaut werden
Die Wittener Bauverwaltung glaubt, dass sich ein Gästehaus erst nach Fertigstellung der neuen Panoramabrücke bauen lässt. „Erst kommt die Brücke, dann der Neubau“, sagte Barbara Bokel vom Planungsamt, als sie jetzt den Stadtentwicklungsausschuss über den aktuellen Stand informierte. Das könnte sich FMR-Geschäftsführer Jürgen Hecht aber auch anders vorstellen, in Abstimmung mit Straßen NRW. „Wir würden auch gerne vorher bauen“, sagte er. Nun, dafür braucht es aber erst einmal Kaufangebote.
Direkter Zugang zum See geplant
Eigentümerin von Haus Herbede in Witten ist die Freizeitmetropole Ruhr (FMR), unter deren Dach das frühere Freizeitzentrum Kemnade mit anderen Revierparks im Ruhrgebiet vereint wurde. Für das ehemalige Rittergut an der Von-Elverfeldt-Allee gibt es aber auch noch eine eigene Haus Herbede Betriebs GmbH.
Die derzeit etwas unglückliche Lage abseits vom See habe viel Potenzial, sagt FMR-Geschäftsführer Jürgen Hecht. Er denkt dabei auch an das Herbeder „Fenster zur Ruhr“. Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 soll der hässliche Fußgängertunnel zugeschüttet und ein attraktiver Übergang für Radfahrer und Fußgänger von Herbede zum See geschaffen werden. Davon würde Haus Herbede direkt profitieren.
Hecht spricht von „Leuten, die sich dafür interessieren, auch aus dem Wittener Umfeld.“ Bei Haus Herbede handele es sich um eines der schönsten Anwesen im südlichen Ruhrgebiet. Gleichzeitig verhehlt Hecht nicht, dass der alte Adelssitz etwas abseits vom Kemnader See liegt. Aktuell wird dort noch gerne in der Galerie ausgestellt – oder eben auch geheiratet. Dann kann ein Caterer für Essen sorgen. Das Restaurant ist schon seit über zwei Jahren geschlossen, ebenso der Biergarten. Das Gästehaus soll in den Garten hineingebaut werden. Platz sei genug da, die Fläche ist laut Hecht 4000 m² groß. Barbara Bokel vom Planungsamt wünscht sich eine „moderne, qualitätsvolle Architektur“. Nach Paragraf 35 Baugesetzbuch sieht sie Chancen für den Anbau an das wertvolle Denkmal. Es gelte, dieses wichtige Baudenkmal voranzubringen, „weil es wirtschaftlich schlecht dasteht“, so die stellvertretende Amtsleiterin.
Schon Gespräche mit mehreren Interessenten geführt
Gewisse Zweifel an der Realisierung meldete Ausschussmitglied Holger Jüngst (SPD) an. Ob man wirklich mal an die Umsetzung gedacht habe und wieviel Geld investiert werden müsste, fragte er in Richtung Stadtverwaltung. Und ob man es dann nicht vielleicht besser lässt… Barbara Bokel verwies auf die Bereitschaft der Freizeitmetropole Ruhr, „die würde gerne jetzt schon loslegen“, sagte sie. Wenn die Konzeptausschreibung ohne Ergebnis bleibe, müsse man die Frage neu stellen. Die Lage für ein kleines Gästehaus jedenfalls sei nicht verkehrt – zumal dort auch viele Radler auf dem nahen Ruhrtalradweg vorbeikommen. Allerdings komme dafür nicht zuletzt wegen der neue Brücke nur eine ganz bestimmte Stelle in Frage.
Wie Geschäftsführer Jürgen Hecht wies auch Stadtbaurat Stefan Rommelfange auf einige Interessenten hin, mit denen schon Gespräche geführt worden seien. Einige könnten sich vorstellen, dieses Projekt schrittweise zu entwickeln – trotz der schwierigen Ausgangsbedingungen durch den Brückenneubau. Rommelfanger: „Ich weiß nicht, ob es ein Erfolg wird. Aber mehr können wir nicht vorher klären.“