Witten. . Weil das einstige Pächter-Ehepaar verschwunden ist, kann das Restaurant nicht wiedereröffnen. Alle anderen Veranstaltungen laufen aber weiter.

  • Michael Keuser bleibt mit seinem Cateringdienst ein „Übergangsmann“
  • Erst zum 1. Oktober 2017 kann das Restaurant Haus Herbede unter neuer Leitung wiedereröffnen
  • Probleme gibt es mit dem einstigen Pächterehepaar, das aus unerklärlichen Gründen verschwunden ist

Was wird aus Haus Herbede? Seit im Oktober 2016 das Pächterehepaar Esther und Andreas Becker Hals über Kopf kündigte und verschwand, hat der Caterer Michael Keuser die gastronomische Bewirtung für Veranstaltungen übernommen. Das Restaurant indes wird frühestens im Oktober 2017 neu eröffnen, weil es Probleme mit der Übernahme gibt.

Wilfried Perner und Volker Marquaß von der Haus Herbede Betriebsgesellschaft hatten zum Pressegespräch geladen. Neuigkeiten gibt es aber kaum: Denn wer das Restaurant Haus Herbede – Kernstück des Kulturzentrums – künftig übernimmt, bleibt unklar. Deutlich aber wird, dass ihr Wunschkandidat Michael Keuser heißt.

Inventar gehört noch immer den einstigen Pächtern

Wie berichtet, trat der 53-Jährige im November in die Fußstapfen seiner Eltern, die bis 1994 das Restaurant betrieben – doch nur übergangsweise als „Zulieferer“. Ganz in den Betrieb einsteigen kann er nicht. Die rechtliche Gemengelage ist schwierig, da das Ehepaar Becker verschwunden ist und viele Fragen offen sind. Würde ein neuer Pächter nahtlos den Betrieb übernehmen, würden auch die Verpflichtungen der Vorgänger übertragen, etwa beim Finanzamt. „Und das macht kein Gastronom“, sagt Wilfried Perner.

Kümmern sich um Haus Herbede: (v.li.) Wilfried Perner, Volker Marquaß und Michael Keuser.
Kümmern sich um Haus Herbede: (v.li.) Wilfried Perner, Volker Marquaß und Michael Keuser. © Jürgen Theobald

Über den Verbleib der Beckers gibt es lediglich Gerüchte. 22 Jahre hatten sie das Haus geführt, durchgängig hatte die Küche einen guten Ruf. Warum sie am 21. Oktober den noch bis Ende 2017 laufenden Pachtvertrag kündigten und drei Tage später die Türen schlossen, ist Perner und Marquaß unerklärlich. „Der Terminkalender war voll, die Wintermonate über ist Haus Herbede am besten frequentiert.“

Kontakt läuft über einen Rechtsanwalt

Reservierte Tische wurden abgesagt. Für große, lang geplante Feiern fragte man an bei Michael Keuser. Seine Lebenspartnerin betreibt die Pizzeria „Prontissimo“ an der Ecke Ardey-/Schlachthofstraße, die auch das Essen für Events liefert.

Denn: Alles, selbst das Geschirr, müsse mitgebracht werden – das Inventar sei ja im Eigentum der Beckers. Der Kontakt zu dem Ehepaar laufe zurzeit nur über deren Rechtsanwalt. Immerhin habe man die Schlüssel zurückerhalten.

Erst nach einem Leerstand kann das Restaurant mit neuem Namen und neuem Konzept wiedereröffnet werden. Das sei zum 1. Oktober 2017 der Fall, so Perner. Bereits jetzt seien sechs Bewerbungen bei ihm eingetroffen – eine von Michael Keuser. Liegt es nicht auf der Hand, dass er übernimmt? Perner und Marquaß schweigen – es sei es zu früh für eine Entscheidung.

„Wichtig ist uns die Nachricht: Haus Herbede ist nicht zu“, sagt Volker Marquaß. „Bis auf das A-la-carte-Geschäft laufen alle Angebote wie früher.“ Selbst über eine Außengastronomie im Sommer denke man nach. „Wie müssen nur noch herausfinden, wie wir das rechtssicher machen können.“

>> Historie: Kulturzentrum seit 1988

Den Adelssitz Haus Herbede bewohnte jahrhundertelang die Familie von Elverfeldt, bis 1880. 1922 kaufte das benachbarte Stahlunternehmen Dittmann & Neuhaus das Gebäude, als Wohnhaus für die Werksleitung. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand es erst leer, später wurden die herrschaftlichen Säle in kleine Wohnungen gesplittet. Sieben Gastarbeiter-Familien lebten dort bis 1985. Dittmann & Neuhaus beschäftigte die Väter als Gastarbeiter.

Als Ende der 70er Jahre das Naherholungsgebiet Kemnader See geplant (und später gebaut) wurde, sollte das verfallene Haus abgerissen werden. Der Wittener Bruno J. Sobotka setzte sich mit einem Verein für die Erhaltung ein. 1985 erwarb die Freizeitzentrum Kemnade GmbH das Haus, bis 1988 wurde es saniert und dann als öffentliche Kultur- und Begegnungsstätte neu eröffnet.

Die Gastronomie sei dabei ein Kernpunkt des Betriebs, so Volker Marquaß, einst Geschäftsführer des Freizeitzentrums Kemnade. Außerdem beherbergen die Räume eine Außenstelle des Standesamts (der in Witten meist gebuchte Trau-Ort), zwei Veranstaltungsräume (Kamin- und Rittersaal), das Restaurant im Gewölbekeller, zwei Galerieräume (in denen jährlich sechs Ausstellungen stattfinden) und kleinere Seminarräume. Außen gibt es neben dem schönen Biergarten einen Hof mit sechs Kunstateliers.