Witten. Erst macht die Sportlerklause dicht. Dann geben die Betreiberinnen vom „Hot-Pott“ auf. Nun ist auch beim Curly Cow Schicht – aus anderen Gründen.

Und wieder schließt ein Lokal in Witten: Nachdem die Sportlerklause in Stockum dicht gemacht hat, hören nun auch die Betreiber des veganen Bistros „The Curly Cow“ an der Hauptstraße 80 auf. Am vergangenen Pfingstsamstag haben Max Keßler und sein Team relativ spontan entschieden: „Heute ist unser letzter Öffnungstag.“

Viele Ursachen haben zum Aus für das vegane Bistro geführt

Die Gründe für diesen Schritt allerdings sind komplett anderer Natur als in Stockum. Während die Pächter der Sportlerklause Ärger mit den Vermietern haben, kommen bei den „Curly Cow“-Leuten viele Kleinigkeiten zusammen. Max Keßler (48) stellt eines jedoch von Anfang an klar: „Es war eine coole Zeit. Wir hatten knapp zweieinhalb supertolle Jahre.“ Will sagen: An den Gästen habe es nicht gelegen, dass nun Schluss ist. „Es gibt eine ganze Menge an Gründen. Der Großteil ist privater Natur.“ Und darüber wolle er natürlich auch nicht sprechen, aber trotzdem ein paar Erklärungen liefern.

Schräges Ambiente: Omas Sofas und andere ungewöhnliche Deko-Ideen gaben dem Curly Cow sein spezielles Flair.
Schräges Ambiente: Omas Sofas und andere ungewöhnliche Deko-Ideen gaben dem Curly Cow sein spezielles Flair. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Im März 2017 hatte der Wittener das vegane Bistro eröffnet und sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Denn das Curly Cow war nicht einfach nur Bistro, Pub oder Café, sondern ein ziemlich uriger Wohlfühlort mit Wohnzimmeratmosphäre. Sessel und Sofas standen vor Wänden, die mit Seiten alter Musikmagazine tapeziert waren. Wo sich ganz früher Senioren zu bunten Nachmittagen trafen, fanden dann regelmäßig kleine Konzerte, Bingo-Abende, Lesungen oder Vorträge statt. „Ich möchte die Leute bewegen, vor die Tür zu gehen und mal was Neues auszuprobieren“, hatte Keßler damals gesagt – und offenbar Erfolg mit diesem Konzept. Die Gästezahlen seien 2018 sogar gestiegen.

Anfangs hatte Keßler, der früher mal im klassisch-kaufmännischen Bereich tätig war, den Laden gemeinsam und gleichberechtigt mit einem Koch geschmissen. Zuletzt haben dort vier Leute ohne Angestellte im Kollektiv gearbeitet. Und alle außer Keßler haben noch einen „richtigen“ Job. Da stoße man irgendwann an seine Grenzen, so Keßler. Dass die Gastronomie kein Zuckerschlecken sei, das sei ihm von vornherein klar gewesen. Dass es ein anstrengender 80-Stunden-Job werden könnte, aber auch nicht unbedingt. „Und dann muss nur nochmal einer krank werden.“

Eine Abschiedsparty im Wittener Bistro gab es nicht

Inzwischen hatte das Team die Öffnungszeiten schon reduziert und sonntags geschlossen. Von Woche zu Woche wurde entschieden, ob weitere Tage folgen oder sogar die komplette Schließung, die dann am 8. Juni in die Tat umgesetzt wurde – ohne Abschiedsparty.

Für Stammgäste

Einer, der gerne das Curly Cow besucht hat, ist Stefan Borggraefe. Er bedauert die Schließung des veganen Bistros sehr und hat deshalb auf Facebook die Seite „The virtual Curly Cow“ eingerichtet. Dort können Stammgäste in Erinnerungen schwelgen und Kontakt halten.

Wer sich dafür interessiert, in den Räumen ein veganes Bistro weiterzuführen oder ein anderes Lokal dort zu betreiben, der kann sich per Mail melden unter: neu@curlycow.de.

Nein, er wolle sich keinesfalls beschweren über die viele Arbeit, betont Keßler. Doch nun sei für ihn das Maß voll. Er ist dabei, den Laden aufzulösen. Sollte aber jemand Lust haben, das vegane Bistro mit dem netten Kundenstamm zu übernehmen, dann wäre das umso besser. Auch bei Ebay habe er diesbezüglich annonciert. Der Vermieter, die Wohnungsgesellschaft Witten-Mitte, ist damit einverstanden. „Wir sind aber offen für alles“, sagt Frank Nolte vom Vorstand. Gewerbe, aber auch Büronutzung sei möglich. „Eine Eisdiele wäre doch cool“, überlegt Max Keßler. Vielleicht eine mit veganen Sorten.