Witten. . Max Keßler hat vor einem Jahr „The Curly Cow“ an der Hauptstraße eröffnet und sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Denn es gibt auch viel Musik.

Wo vegan dran steht, ist nicht nur vegan drin: Dieses Motto gilt für „The Curly Cow“. Denn es ist nicht einfach nur Bistro, Café oder Pub. Wo sich früher Senioren zu bunten Nachmittagen trafen, gibt’s seit einem Jahr regelmäßig kleine Konzerte, aber auch Bingo-Abende, Lesungen oder Vorträge. „Ich möchte die Leute dazu bewegen, vor die Tür zu gehen und mal was Neues auszuprobieren“, sagt Max Keßler. Der 47-Jährige schmeißt gemeinsam mit Andy Robl (43), der fürs Kochen zuständig ist, den Laden an der Hauptstraße 80.

Blick in den bunten Gastraum des Bistros. „The Curly Cow“ ist im Übrigen barrierefrei. Die Rampe der ehemaligen Seniorenbegegnungsstätte ist drin geblieben.
Blick in den bunten Gastraum des Bistros. „The Curly Cow“ ist im Übrigen barrierefrei. Die Rampe der ehemaligen Seniorenbegegnungsstätte ist drin geblieben. © Jürgen Theobald

Wer dort noch nicht war: Erwarten Sie bloß kein schickes Café mit Designer-Möbeln. Die Ausstattung ist liebevoll ausgesucht. Wohnzimmeratmosphäre trifft es ganz gut: Unter der Decke hängen Lichterketten, die Wände sind tapeziert mit Seiten alter Musik-Magazine. Es gibt Sessel, Sofas und Lampen, die aus Omas Wohnung stammen könnten. Mittendrin: Max Keßler, der sich damit einen Traum erfüllt.

Der Wittener hatte mal einen klassisch-kaufmännischen Job. „Ich habe da aber nicht so gut reingepasst“, sagt er und grinst. Seine Tätowierungen und Piercings sprechen für sich. Kurzerhand habe er sein Sicherheitsdenken über Bord geworfen und den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Er mache bei weitem nicht den Umsatz einer Dönerbude, aber „es reicht zum Überleben“. Angestellte können er und Robl sich nicht leisten. Doch Keßler ist zufrieden.

Keßler macht alles aus Überzeugung

Denn alles hier im Bistro macht er aus Überzeugung. Max Keßler lebt seit etwa zehn Jahren selbst vegan. „Ich mach’s für mich, für die Tiere, für eine bessere Welt. Aus politischen und ethischen Gründen.“ Klar, dass dann in seiner Kneipe nur pflanzliche Lebensmittel auf den Tisch kommen. Die Karte ist überschaubar.

Es gibt veganes Fast Food, also etwa Pommes mit diversen Soßen, von Erdnuss bis Chili. Außerdem Burger, Gyros, Currywurst und ein Anti-Jägerschnitzel. Soja ist meist das Ersatzprodukt der Wahl. Warum das Essen – nicht nur hier – trotzdem oft in Fleischform serviert wird, erklärt Keßler so: „Wenn Fleischesser vegan hören, nehmen sie oft eine Abwehrhaltung ein. Ich möchte aber, dass die Leute das einfach mal probieren, um von dem Klischee wegzukommen.“ Schubladen-Denken mag er gar nicht. Ebenso wenig wie erhobene Zeigefinger.

Wand-Deko im Curly Cow.
Wand-Deko im Curly Cow. © Jürgen Theobald

Auch die Konzerte veranstaltet Max Keßler nicht zuletzt fürs eigene Vergnügen. Früher habe er so 100 Konzerte im Jahr besucht. Immer mit unbekannten Musikern in ganz kleinem Rahmen. Den bietet er nun selbst an. Und weil er mal ein Plattenlabel hatte („mehr als Hobby“), verfügt er auch über die notwendigen Kontakte. Wobei: Inzwischen kämen die Anfragen von allein. Musiker aus aller Welt sind schon hier aufgetreten. Heute (28.3.) wird Charlotte Carpenter aus England zu Gast sein, am 5. April jemand aus New York (jeweils 19.30 Uhr, Eintritt frei). Zwischendurch, am Ostersonntag, trifft sich ab 16.30 Uhr ein Lesezirkel im Curly Cow.

Dass ein veganes Lokal ausgerechnet „Lockige Kuh“ heißt, ist übrigens Keßlers Liebe zu England geschuldet. „Dort haben Kneipen häufig Tiernamen“, sagt er. Das Logo habe dann eine befreundete Künstlerin für ihn entworfen.

>> INFORMATIONEN

  • Veganer meiden alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs, also außer Fleisch auch Käse, Eier, Milch, Honig.
  • In Witten gibt es noch das Café „Fräulein Mayer“ (Oststr. 7), das fast ausschließlich vegane Speisen anbietet, sowie die Eisdiele „I am love“ (Bahnhofstr. 33), bei der neun von 18 Sorten Eis vegan sind, ebenso Waffeln.