witten. . Mit Palmsonntag (14.4.) naht das Ende der Fastenzeit. Wir fragten, welche Rituale die Kirchen zum Palmsonntag pflegen und wie Wittener fasten.

Endspurt in der Fastenzeit: In den katholischen Gemeinden laufen die Vorbereitungen für den morgigen Palmsonntag auf Hochtouren. Noch eine Woche aushalten, dann dürfen Schokolade, Rotwein oder andere Verlockungen wieder aus den dunklen Verstecken geholt werden. Ostern steht vor der Tür und damit das Ende der Enthaltsamkeit.

Die Gründe, weshalb Menschen auf gewohnte Dinge verzichten, sind ganz unterschiedlich. Manche fasten, um ein paar Kilo loszuwerden. Für andere ist es einfach eine persönliche Herausforderung. Christen wollen in den sechs Wochen vor Ostern besonders ihre Beziehung zu Gott stärken. „Es geht darum, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden“, sagt Pastor Christian Gröne. Dafür gibt es Bräuche und Riten, die helfen sollen, sich aufs Wesentliche zu besinnen.

Schmuck und Blumen werden in Kirchen entfernt

Aller Schmuck und alle Blumen werden aus den Kirchen entfernt. Und da sind die Kreuzwege. Gläubigen laufen verschiedene Stationen ab und erinnern sich an die Leiden Jesu – von der Verurteilung bis zur Kreuzigung. An Palmsonntag denken Christen daran, wie Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog. Daher gibt es die Palmweihe und Palmprozession. Denn damals sollen ihm Menschen Palmwedel vor die Füße gelegt haben. Weil es in Deutschland eher wenige Palmen gibt, nehmen Katholiken hierzulande Buchsbaumzweige.

Am Sonntag (14.4.) wird der Stockumer Pastor Gröne die Buchsbaum-Sträußchen segnen und an ein Kreuz hängen. Im nächsten Jahr werden die Zweige verbrannt. Mit ihrer Asche zeichnen die Pfarrer an Aschermittwoch ein Kreuz auf die Stirn der Gläubigen. Solche Rituale gehören für viele Katholiken ganz selbstverständlich zur Passionszeit dazu. Feste Regeln sind es allerdings nicht.

Verzicht sollte aus innerer Überzeugung erfolgen

„Wir gehen auch nicht herum und prüfen, ob sich alle Gläubigen ans Fasten halten”, so Gröne. Der Pastor findet, Verzicht sollte eher aus einer inneren Überzeugung heraus kommen. „Ich tu dem lieben Gott keinen Gefallen, wenn ich sonntags keinen Braten esse”, sagt er. Von Gesetzen, wie zum Beispiel dem Tanzverbot an Karfreitag, hält der Katholik wenig. „Ich denke nicht, dass man Religion durch Verbote durchsetzen sollte.”

Auch die evangelischen Christen begehen morgen den Palmsonntag – wenn auch ohne die Buchsbaum-Prozession. Überhaupt gibt es bei den Protestanten weitaus weniger Passionsrituale. Viele konzentrieren sich lieber auf ihr eigenes Fasten. Nicole Schneidmüller-Gaiser macht in diesem Jahr bei einer besonderen Aktion mit. Die Sprecherin des Kirchenkreises Hattingen-Witten fastet für das Klima.

Das Klimafasten gibt es mittlerweile schon seit einigen Jahren. Die evangelische Kirche bringt dazu Broschüren heraus und veröffentlicht Leitfäden im Internet. Es geht darum, den eigenen Konsum zu überdenken und klimafreundlichere Alternativen zu entdecken. „Das Thema traf in diesem Jahr einfach mein Lebensgefühl”, sagt Nicole Schneidmüller-Gaiser.

Kirchenkreissprecherin macht Klimafasten

Sie hat in den letzten Jahren vor allem auf Süßigkeiten verzichtet. Das fiel nicht immer leicht. „In einem Jahr habe ich ständig mit Käse substituiert und am Ende vier Kilo mehr auf die Waage gebracht“, erinnert sich die 48-Jährige. Das Klimafasten klappe dafür bis jetzt gut. Es sei vor allem eine Sache der Planung. „Ich habe zum Beispiel immer ein paar Einkaufsbeutel dabei, um Plastikmüll zu vermeiden.”

Schneidmüller-Gaiser nimmt jetzt öfter den Bus und kauft keine in Plastik verpackten Shampoos oder Lotionen mehr. Klimafasten hat für sie viel mit dem eigenen Glauben zu tun. „Man wird auf die Dinge aufmerksam, die man Gottes Schöpfung sonst so gedankenlos antut.” Bei Katholiken und Protestanten ist eins gleich: „Es geht nicht darum, ein perfekter Mensch zu werden”, sagt sie. „Aber das Fasten hilft, ein Stück bewusster zu leben.”