Witten. . Heilpraktikerin und VHS-Dozentin Margret Hardies aus Stockum kennt viele Arten des Verzichts. Ein Gespräch über Saft, Salzbäder und Süßes.
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei.“ Das hat Unterhaltungskünstler Jupp Schmitz schon in den 50er Jahren gesungen. Zumindest beginnt für viele Menschen jetzt eine Zeit des Verzichts. So mancher entscheidet sich fürs Fasten – auf die eine oder andere Art, denn Möglichkeiten gibt es viele. Margret Hardies (66) kennt sich aus. Die Stockumerin ist Heilpraktikerin und Dozentin an der VHS Witten-Wetter-Herdecke, wo sie schon Fasten-Kurse gegeben hat.
Warum fasten Menschen?
Margret Hardies: Manche tun dies aus religiösen Gründen, schließlich beginnt ja jetzt die kirchliche Fastenzeit. Manche machen es, weil bestimmte Diagnosen es erfordern, kürzer zu treten, etwa ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aber das Thema ist in unserer Wohlstandsgesellschaft inzwischen regelrecht zum Trend geworden. Wer richtig fastet, der fühlt sich hinterher wie neugeboren.
Welche Arten zu fasten gibt es?
Da gibt es viele Möglichkeiten und jeder kann sich aussuchen, was für ihn am besten passt, was er am besten aushält. Man kann nur Säfte trinken oder nur Brühe. Man kann, das wird Sie jetzt wundern, auch alte Semmeln mit Milch essen – das reinigt den Darm. Dann gibt es noch das Basenfasten, das sich für viele eignet, denn fast jeder ist übersäuert. Dabei nimmt man nur basische Nahrungsmittel zu sich, also leider nur Obst und Gemüse. Sehr beliebt ist derzeit auch das Intervallfasten, also acht Stunden normal essen und den Rest des Tages enthaltsam sein. Manche verzichten jetzt aber auch nur auf Alkohol, Zigaretten oder Süßes. Oder auf ihr Handy.
Flüssigkeiten sollte man nicht trinken, sondern löffeln
Kann ich einfach so von heute auf morgen mit dem Fasten beginnen?
Eins vorweg: Schwangere sollten nicht fasten. Alle anderen sollten es im Idealfall mit dem Arzt absprechen. Denn bei Gicht-Patienten etwa kann Fasten einen Anfall auslösen. Man sollte langsam anfangen und den Verzicht dann steigern. Oft startet man auch mit einem Einlauf. Alkohol und Zigaretten sind tabu. Flüssigkeiten sollte man übrigens nicht trinken, sondern langsam löffeln. Unterstützen kann man das Fasten mit Voll- oder Fußbädern, das hilft, Schadstoffe aus dem Körper auszuleiten. Dazu geben Sie zum Beispiel eine ordentliche Hand voll Salz in heißes Wasser. Wichtig ist es auch zu wissen, dass Fasten mit Unwohlsein einhergehen kann. Schwindel oder Kopfschmerzen sind möglich.
Wie lange faste ich?
Ein bis zwei Wochen, gern auch zweimal im Jahr.
Man kann beim Fasten stark riechen
Was passiert beim Fasten?
Der Körper entgiftet. Das tut er über Leber und Haut. Deshalb kann man in dieser Zeit stark riechen und sollte besonders auf Körper- und Zahnpflege achten. Natürlich nehmen die meisten auch ein bisschen ab.
Fasten Sie selbst?
Im Frühjahr und im Herbst. Ich beginne bei abnehmendem Mond, dann fällt es leichter. Ich probiere gern Neues aus, um zu sehen, wie es wirkt, messe dabei auch regelmäßig Blutdruck und Puls. Seit gestern sind bei mir schon mal Süßigkeiten gestrichen.
Gibt’s Startschwierigkeiten?
Der erste Tag fällt immer etwas schwer, da braucht’s schon ein bisschen Willenskraft. Ich will auch meinen TV-Konsum einschränken. Aufs Handy kann ich aber aus beruflichen Gründen nicht verzichten. Dafür bewege ich mich viel in der erwachenden Natur. Das ist gut für die Seele.
>> INFORMATION
- Als Fastenzeit gilt der siebenwöchige Zeitraum von Aschermittwoch bis zur Auferstehungsfeier in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag. Dieser wird mit 40 Tagen angegeben, weil die Sonntage von den Fastenvorschriften ausgenommen sind.
- Offiziell verwenden nur die katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen den Begriff Fastenzeit für die Vorbereitung auf das Osterfest. Die evangelischen Kirchen einschließlich der Freikirchen sprechen traditionell von der Passionszeit.